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Autoindustrie und Umweltaktivisten nur beim Reduktionsziel einig

Finanznachrichten News

BERLIN (Dow Jones)--Vertreter der Autoindustrie haben sich offen für eine CO2-Bepreisung von Kraftstoffen gezeigt und mehr Investitionen in klimafreundliche Mobilität gefordert. Ein Bonus-Malus-System könne helfen, die Menschen für den Umstieg zu begeistern, sagte Daimler-Vorstand Britta Seeger bei einer Diskussion des Verbands der Automobilindustrie (VDA) mit mehreren Umweltverbänden.

Vor der in der kommenden Woche beginnenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) trafen sich die beiden Seiten in Berlin, um über den Beitrag der Industrie zum Klimaschutz zu sprechen. Der Verkehrssektor war im vergangenen Jahr für rund 18 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Davon war der Straßenverkehr laut Bundesumweltministerium mit 96 Prozent der Hauptverursacher.

Bei der zweistündigen Diskussion zeigte sich: Autolobbyisten und Ökoaktivisten sind sich zwar einig, dass der CO2-Verbrauch im Verkehr sinken müsse. Wie die Reduktion gelingen soll, darüber gab es jedoch einen heftigen Schlagabtausch. Daimler-Vorstand Seeger argumentierte, dass die gewerblichen Kunden der Daimler AG bislang nicht auf Klimaschutz, sondern nur auf die Kosten achteten. Hier könnten Anreize, die die Politik setzen müsse, helfen. Sie bezeichnete die ökologische Transformation als eine "Kernaufgabe" ihres Konzerns.

"Der Wandel wird kommen, den müssen wir gestalten" 
 

Der BMW-Betriebsratsvorsitzende Manfred Schoch forderte, die Einnahmen aus einer CO2-Abgabe für weitere Forschung einzusetzen. "Der Wandel wird kommen, den müssen wir gestalten." Sonst seien die Autohersteller "weg vom Fenster". Schoch plädierte dafür, umweltfreundliche Mobilität insgesamt attraktiver zu machen. "Ich bin dagegen, dass wir das mit Druck machen", so Schoch. Er mahnte an, auch die Tausende von Arbeitsplätzen, die am Verbrennungsmotor hängen, in den Blick zu nehmen. "Wir sollten diskutieren, wie wir diese Menschen qualifizieren und für welche Tätigkeit."

VDA-Präsident Bernhard Mattes forderte einen Schub für mehr Elektromobilität. "Elektrisches, umweltfreundliches Fahren muss finanzier- und gestaltbar werden", so Mattes. Dazu sei der schnelle Ausbau der Ladeinfrastruktur nötig, aber auch ein Ende der Steuerpflichtigkeit auf Dienst-E-Bikes.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Ernst-Christoph Stolper, sprach von einem Widerspruch zwischen Autokonzernen und Umweltverbänden: Die Hersteller wollten das alte Geschäftsmodell langer Fahrzeiten und schöner, großer Autos einfach in die E-Mobilität herüberretten. "Wir aber wollen ein multimodales System, wo das Auto einen Restbedarf befriedigt", so Stolper. "Dafür brauchen wir keinen SUV, sondern kleine Mobile." Diese würden die Hersteller aber nicht anbieten.

Campact für Verbrenner-Ausstieg 2025 
 

Die Vorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD, Kerstin Haarmann, forderte kleine, sparsame Batterien. Denn bei der Herstellung von Batterien werde auch CO2 freigesetzt. Außerdem forderte sie ein Tempolimit von 120 km/h auf der Autobahn, ein Ende des Dieselprivilegs und eine Bevorzugung der Schiene vor der Straße.

Laut der Campact-Aktivistin Luise Neumann-Cosel ist der Dissens zwischen Autoindustrie und Klimaaktivisten so groß, dass man sich nicht einmal auf das 1,5-Grad-Ziel habe einigen können. "Sie sagen 2 Grad, da habe ich ein Problem mit", warf sie VDA-Präsident Mattes vor. Neumann-Cosel forderte deutlich weniger Pkws als die derzeit 45 Millionen auf den Straßen. "Jeder kann in Deutschland einsteigen und niemand muss auf dem Rücksitz Platz nehmen", sagte die Campact-Aktivistin. Sie forderte das Ende des Verbrennungsmotors für "spätestens 2025".

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com

DJG/pso/raz

(END) Dow Jones Newswires

September 05, 2019 16:34 ET (20:34 GMT)

Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.

© 2019 Dow Jones News
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