Bielefeld (ots) - Wenn einer der schlausten Sätze beim Deutschlandtag der Jungen Union von einem CSU-Mann stammt, sagt das einiges über den Zustand der CDU aus. Man solle immer diejenigen Personen aufstellen, die die breiteste Zustimmung in der Partei und vor allem bei den Wählern hätten, gab Markus Söder in Saarbrücken mit Blick auf die Frage nach dem geeigneten Verfahren zur Findung des nächsten Kanzlerkandidaten der Union zu Protokoll. Das ist so banal wie weitreichend. Denn offenkundig ist der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef nicht überzeugt davon, diese Person in Annegret Kramp-Karrenbauer bereits gefunden zu haben.
Ganze zehn Monate ist es her, dass AKK Angela Merkel an der Spitze der CDU abgelöst hat, doch dem Kanzleramt ist die Saarländerin in dieser Zeit keinen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil. Durch eine ganze Reihe von Patzern hat Kramp-Karrenbauer selbst die Zweifel an ihrer Befähigung für das höchste deutsche Regierungsamt groß gemacht. Folglich ist der Urwahl-Beschluss der Jungen Union nur Resultat und nicht etwa Ursprung des Misstrauens gegenüber AKK.
Kein Wunder also, dass auch Kramp-Karrenbauers alte und neue Rivalen Jens Spahn, Fried- rich Merz und Armin Laschet dem Parteinachwuchs ihre Aufwartung machten. Die CDU-Vorsitzende quittierte das Ganze mit einem mäßig gelungenen Witz. Eine Stilform, mit der sie zuletzt ohnehin keine guten Erfahrungen gemacht hat. Natürlich ist ihre Einlassung, nur die Medien sähen in der Rednerliste ein Schaulaufen à la »Germany's next Topmodel«, Quatsch. Selten war das Rennen in der Union um die Kanzlerkandidatur so offen.
Und je länger die Große Koalition hält, umso schwerer dürfte es für AKK werden. Als Verteidigungsministerin ist sie nun in die Kabinettsdisziplin einer alles andere als amtsmüde wirkenden Angela Merkel eingebunden und damit im Amt der CDU-Vorsitzenden gefesselt. Ein rechtzeitiger Übergang ins Kanzleramt aber ist nicht in Sicht. Ohne den aber kann es keinen Amtsbonus für AKK geben. Und die Konkurrenz schläft nicht. Mit den Grünen kann Armin Laschet besser, als Option für die Zukunft glänzt Jens Spahn jetzt schon stärker und für weite Teile der »alten CDU« geht sowieso nichts über Friedrich Merz.
Für einen Abgesang ist es freilich noch zu früh, denn die politischen Zeiten sind rau. Wählt die SPD ein Duo an ihre Spitze, das die Flucht aus der Regierungsverantwortung zur Vorsitzendenpflicht erhebt, könnte Kramp-Karrenbauers Stunde schlagen. Kanzlerkandidatin aus der Not heraus? Möglich ist es. Viel aber spricht gegenwärtig nicht dafür, dass die CDU-Chefin auch Deutschlands nächste Kanzlerin wird. Von einem Automatismus ganz zu schweigen. Das hatte sich AKK bestimmt ganz anders vorgestellt - und Angela Merkel wahrscheinlich auch.
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Ganze zehn Monate ist es her, dass AKK Angela Merkel an der Spitze der CDU abgelöst hat, doch dem Kanzleramt ist die Saarländerin in dieser Zeit keinen Schritt näher gekommen. Im Gegenteil. Durch eine ganze Reihe von Patzern hat Kramp-Karrenbauer selbst die Zweifel an ihrer Befähigung für das höchste deutsche Regierungsamt groß gemacht. Folglich ist der Urwahl-Beschluss der Jungen Union nur Resultat und nicht etwa Ursprung des Misstrauens gegenüber AKK.
Kein Wunder also, dass auch Kramp-Karrenbauers alte und neue Rivalen Jens Spahn, Fried- rich Merz und Armin Laschet dem Parteinachwuchs ihre Aufwartung machten. Die CDU-Vorsitzende quittierte das Ganze mit einem mäßig gelungenen Witz. Eine Stilform, mit der sie zuletzt ohnehin keine guten Erfahrungen gemacht hat. Natürlich ist ihre Einlassung, nur die Medien sähen in der Rednerliste ein Schaulaufen à la »Germany's next Topmodel«, Quatsch. Selten war das Rennen in der Union um die Kanzlerkandidatur so offen.
Und je länger die Große Koalition hält, umso schwerer dürfte es für AKK werden. Als Verteidigungsministerin ist sie nun in die Kabinettsdisziplin einer alles andere als amtsmüde wirkenden Angela Merkel eingebunden und damit im Amt der CDU-Vorsitzenden gefesselt. Ein rechtzeitiger Übergang ins Kanzleramt aber ist nicht in Sicht. Ohne den aber kann es keinen Amtsbonus für AKK geben. Und die Konkurrenz schläft nicht. Mit den Grünen kann Armin Laschet besser, als Option für die Zukunft glänzt Jens Spahn jetzt schon stärker und für weite Teile der »alten CDU« geht sowieso nichts über Friedrich Merz.
Für einen Abgesang ist es freilich noch zu früh, denn die politischen Zeiten sind rau. Wählt die SPD ein Duo an ihre Spitze, das die Flucht aus der Regierungsverantwortung zur Vorsitzendenpflicht erhebt, könnte Kramp-Karrenbauers Stunde schlagen. Kanzlerkandidatin aus der Not heraus? Möglich ist es. Viel aber spricht gegenwärtig nicht dafür, dass die CDU-Chefin auch Deutschlands nächste Kanzlerin wird. Von einem Automatismus ganz zu schweigen. Das hatte sich AKK bestimmt ganz anders vorgestellt - und Angela Merkel wahrscheinlich auch.
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