
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Neue Chancen auf einen Brexit-Vertrag und auf eine Entspannung im Handelsstreit treiben die europäischen Aktienmärkte am Dienstagmittag an. Der DAX gewinnt 0,4 Prozent auf 12.536 Punkte, obwohl Wirecard um 19 Prozent einbrechen und den DAX damit um etwa 0,3 Prozent drücken. Entsprechend legt der Euro-Stoxx-50 mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 3.578 Punkte auch stärker zu als der DAX. Er hat im Verlauf bei 3.594 Punkten ein neues Jahreshoch markiert.
Beim Brexit helfen EU-Aussagen: "Die Gefahr eines harten Brexit ist deutlich gesunken", so ein Aktienhändler zu den Aussagen des EU-Chefunterhändlers Barnier, dass noch in dieser Woche ein Vertrag mit Großbritannien möglich sei. Im US-chinesischen Handelsstreit stützt weiter bereits das Verhindern einer Eskalation die Stimmung. Aussagen aus China werden dahingehend interpretiert, eine weitere Gesprächsrunde könnte die Bahn für ein Unterzeichnen erster Verträge frei machen.
Andererseits bleiben die Anleger angesichts schwacher Konjunkturindikatoren vom ZEW-Institut auf der vorsichtigen Seite. Am deutschen Markt sind vor allem defensive Titel gesucht: Vonovia und Adidas gewinnen jeweils gut 2 Prozent und RWE ziehen um 1,7 Prozent an. In Europa liegen die Einzelhandels-Aktien an der Spitze der Gewinnerliste, ihr Branchenindex steigt um 1,1 Prozent. Ein erneutes Minus von 0,2 Prozent zeigt dagegen der Index der Rohstoff-Aktien, alle anderen Stoxx-Branchenindizes liegen im Plus.
Weiterer FT-Artikel drückt Wirecard
Dagegen brechen Wirecard um 19 Prozent ein. Die Financial Times (FT) hat am Morgen einen neuen Artikel und Dokumente veröffentlicht, die die fragwürdigen Buchungspraktiken des DAX-Unternehmens deutlich machen sollen. Laut Financial Times deuten die Dokumente auf "konzertierte Bemühungen" hin, Gewinne und Umsätze des Unternehmens in Dubai und Irland künstlich aufzublasen.
Der Zahlungsabwickler Wirecard wehrt sich vehement gegen die neuerliche Berichterstattung der FT. "Wirecard weist die Anschuldigungen der Unkorrektheit kategorisch zurück", teilte der DAX-Konzern mit und erhob seinerseits schwere Vorwürfe gegen die Zeitung: Diese arbeite mit so genannten "Short-Sellern" zusammen.
Berichtssaison - KlöCo mit Kurseinbruch und Hellofresh mit Kurssprung
Erste Signale kommen von der Berichtssaison: Mit einer Gewinnwarnung von Klöckner & Co und einem überzeugenden Ausblick von Hellofresh sind sie gemischt. Dies dürfte sich über die kommenden Wochen fortsetzen. In den USA starten die Banken in die Berichtssaison, mit Goldman Sachs, Wells Fargo, Citigroup und JP Morgan legen gleich vier Schwergewichte ihre Zahlen vor.
Sorgen machen sich Anleger in der Stahlindustrie: So hat Klöckner & Co nun die dritte Gewinnwarnung in diesem Jahr präsentiert. Mit dem Ausblick eines EBITDA von 120 bis 130 Millionen Euro liegt der Stahlhändler nun deutlich unter dem Konsens von 162 Millionen Euro. Die Aktien brechen um 17 Prozent ein. Im Sog fallen Salzgitter um 3,2 Prozent. Thyssenkrupp geben nur um 0,1 Prozent auf 12,55 Euro nach, nachdem die Commerzbank das Kursziel auf 15,30 von 14,30 Euro erhöht hat.
Eine Kursexplosion um 16 Prozent legen dagegen Hellofresh hin. Die Kunden haben in einem ansonst saisonal schwachen dritten Quartal ihrem Kochboxenanbieter die Treue gehalten, in Folge wird das Unternehmen für das Gesamtjahr optimistischer. Der Konzernumsatz im dritten Quartal liegt voraussichtlich zwischen 438 Millionen und 441 Millionen Euro. Das obere Ende liegt rund 10 Prozent oberhalb des Factset-Konsens.
Die Nordex-Aktien steigen um 2 Prozent dank eines deutlich gestiegenen Auftragseingangs im dritten Quartal. Dazu hat Metzler das Kursziel erhöht. In Wien fallen Luftfahrtausrüster FACC um 3,2 Prozent. Die Halbjahreszahlen werden als durchwachsen bezeichnet.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.578,22 0,62 21,96 19,22 Stoxx-50 3.219,40 0,20 6,55 16,64 DAX 12.535,89 0,40 49,33 18,72 MDAX 25.779,84 0,55 141,37 19,42 TecDAX 2.763,58 -1,44 -40,40 12,79 SDAX 11.247,16 0,86 96,32 18,28 FTSE 7.186,67 -0,37 -26,78 7,21 CAC 5.674,07 0,55 31,00 19,94 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,47 -0,01 -0,71 US-Zehnjahresrendite 1,68 -0,05 -1,00 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:49 Uhr Mo, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1019 -0,06% 1,1031 1,1020 -3,9% EUR/JPY 119,23 -0,22% 119,42 119,50 -5,2% EUR/CHF 1,0988 -0,06% 1,0985 1,0986 -2,4% EUR/GBP 0,8703 -0,30% 0,8757 0,8754 -3,3% USD/JPY 108,20 -0,17% 108,27 108,44 -1,3% GBP/USD 1,2663 +0,26% 1,2597 1,2587 -0,8% USD/CNH (Offshore) 7,0852 +0,23% 7,0606 7,0694 +3,2% Bitcoin BTC/USD 8.309,25 +0,02% 8.318,75 8.274,50 +123,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,92 53,59 -1,3% -0,67 +9,8% Brent/ICE 58,59 59,35 -1,3% -0,76 +5,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.496,48 1.492,80 +0,2% +3,68 +16,7% Silber (Spot) 17,68 17,67 +0,1% +0,01 +14,1% Platin (Spot) 898,58 893,00 +0,6% +5,58 +12,8% Kupfer-Future 2,62 2,63 -0,6% -0,02 -1,0% ===
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October 15, 2019 07:06 ET (11:06 GMT)
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