BERLIN (Dow Jones)--Die große Koalition will einen Entschädigungsfonds für das Endlager in Morsleben (Sachsen-Anhalt) einrichten. Damit sollen die "strukturellen Nachteile des Standorts durch die Lagerung radioaktiver Abfälle" abgefedert werden, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von Union und SPD, aus dem das Nachrichtenmagazin Der Spiegel zitiert. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte den Vorschlag abgesegnet. Das bestätigten der Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Riecker, und die Sprecherin der SPD-Fraktion, Julia Camerer, gegenüber Dow Jones Newswires.
Der Fonds soll laut dem Bericht bis 2023 mit jährlich bis zu 400.000 Euro aus Bundesmitteln auf 1,6 Millionen Euro aufgestockt werden. Ähnliche Fonds gebe es bereits für andere Endlager, etwa Konrad oder Asse, beide in Niedersachsen. In das ehemalige DDR-Endlager Morsleben wurde nach der Wende noch bis 1998 strahlender Abfall auch aus westdeutschen Kernkraftwerken eingelagert, nun soll das ehemalige Kali- und Steinsalzbergwerk stillgelegt werden.
Während westdeutsche Endlager auch wegen Bürgerprotesten mit staatlichem Geld versehen wurden, wurde die Region um Morsleben bislang nicht -entschädigt. "Es ist gut, dass sich der Bund zu den atomaren Altlasten bekennt, die auch westdeutsche Kernkraftwerke in Morsleben hinterlassen haben", sagte Burkhard Lischka, SPD-Landesvorsitzender von Sachsen-Anhalt und bis vor kurzem Bundestagsabgeordneter, dem Spiegel. "Traurig ist, dass dies erst drei Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer passiert."
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October 25, 2019 12:00 ET (16:00 GMT)
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