Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor deutlichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus für die deutsche Wirtschaft gewarnt. "Lieferketten sind schon jetzt gefährdet und größere Probleme werden unabwendbar sein, sodass Produktionsprozesse und damit die Wirtschaftsleistung leiden werden", erklärte er.
"Vor allem Deutschland wird einen hohen Preis für die Ausbreitung des Virus auf Europa zahlen, denn die Wirtschaft hierzulande ist vom Handel viel abhängiger, als dies die meisten anderen europäischen Länder sind."
Breite sich das Virus in Deutschland immer weiter aus, werde auch das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher sinken, so dass sie ihre Nachfrage zurückschraubten. "Bisher war der Konsum die Stütze der deutschen Wirtschaft, diese könnte jedoch nun in Gefahr geraten", warnte Fratzscher. "Mit der Verbreitung des Virus wird nun ein wirtschaftlicher Schaden für Europa und Deutschland unausweichlich sein." Der DIW-Präsident erwartete, "dass das Wachstum in Deutschland sich im ersten Quartal merklich abschwächen wird". Ein späterer Aufholeffekt werde den wirtschaftlichen Schaden nur teilweise kompensieren können.
"Es ist nicht absehbar, wie gravierend die Folgen für Deutschland sein werden", konstatierte Fratzscher. Durch die Ausweitung des Virus multipliziere sich der Schaden für die deutsche Wirtschaft, denn nun breche nicht nur die Nachfrage in China weg, sondern möglicherweise auch in Europa. Das Virus treffe die deutsche Wirtschaft "zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt", die wegen globaler Handelskonflikte, des Brexit und der Probleme der Autobranche angeschlagen sei. "Die Bundesregierung sollte nun zügig handeln und auch ein Maßnahmenpaket vorbereiten, um Unternehmen und Konsumenten zu unterstützen und den wirtschaftlichen Abschwung abzufedern", forderte er.
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February 26, 2020 10:24 ET (15:24 GMT)
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