(Wiederholung - mit Prozentangabe zum Bankensektor im 10. Absatz)
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die extrem volatile Schaukelbörse an der Wall Street hat sich am Donnerstag fortgesetzt. In dieser Woche folgte auf eine kräftige Erholung am folgenden Tag stets ein deutlicher Absturz. Von diesem Rhythmus wich der Markt erneut nicht ab. Neue Hiobsbotschaften über die Corona-Epidemie drückten die US-Börsen kräftig ins Minus. Neben fallenden Aktienkursen manifestierte sich die Verunsicherung der Anleger auch im wieder gestiegenen Volatilitätsindex VIX - dem "Angstbarometer". Der Dow-Jones-Index verlor 3,6 Prozent auf 26.121 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 3,4 bzw. 3,1 Prozent ein. Den 316 (Mittwoch: 2.557) Kursgewinnern an der NYSE standen 2.689 (423) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 21 (41) Aktien.
Zwar sind immer mehr Staaten und Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) bereit, der Wirtschaft unter die Arme zu greifen, um die konjunkturellen Folgen der Coronavirus-Epidemie einzudämmen. Doch gleichzeitig breitet sich die Epidemie immer weiter aus. Von einer Verlangsamung der Coronavirus-Ausbreitung außerhalb Chinas könne keine Rede sein, hieß es. Italien hat alle Schulen und Universitäten geschlossen und Kalifornien hat den Notstand ausgerufen. Trotz der Anstrengungen vieler Staaten gibt es aber auch solche, die nicht genug tun. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prangerte fehlendes Engagement zahlreicher Länder im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus an.
"All diese wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen können den Virus letztlich nicht aufhalten. Ohne Anzeichen sinkender Neuinfektionen werden wir kaum eine nachhaltig Rally erleben", sagte Marktökonom Jonas Goltermann von Capital Economics. Das "Beige Book" der US-Notenbank hatte der US-Wirtschaft bereits am Vorabend erste Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs attestiert. Nun zeigten aktuelle Januardaten, dass sich der Auftragseingang der US-Industrie schwächer als erwartet entwickelt hatte. Auch die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft hatte im vierten Quartal 2019 nach revidierter Rechnung weniger als erwartet zugenommen. Die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen wie vorhergesagt aus.
Ölpreise im Bann der Opec
Die Ölpreise gaben nach, obwohl das Erdölkartell Opec eine vorläufige Vereinbarung über eine drastische Kürzung der Rohölförderung getroffen hatte, wie informierte Personen mitteilten. Ob das Nicht-Mitglied Russland mitspielt, war aber noch nicht raus. Der Plan soll am Freitag im Rahmen der Gruppe Opec+ diskutiert werden. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,9 Prozent auf 45,90 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent gab um 2,8 Prozent auf 49,99 Dollar nach.
Der Goldpreis kletterte auf den höchsten Stand seit über einer Woche. Marktteilnehmer verwiesen auf die schwache Entwicklung am Aktienmarkt. Daneben stützte die Erwartung, dass neben der US-Notenbank weitere Zentralbanken die Zinsen reduzieren werden. Das zinslose Edelmetall wird so attraktiver, wobei auch die Dollarschwäche und einbrechende Marktzinsen halfen. Der Preis für die Feinunze stieg um 2,2 Prozent auf 1.673 Dollar im späten Geschäft.
Der Dollarindex büßte 0,5 Prozent ein. Nach der zwischenzeitlichen Erholung des Vortages verlor der Greenback wieder an Wert. Im Handel wurde darauf verwiesen, dass die US-Notenbank bei ihrer Sitzung Mitte März erneut die Leitzinsen reduzieren könnte. Der Euro kletterte im Gegenzug auf ein Tageshoch von 1,1230 im späten Geschäft. Die Greenback-Schwäche könnte sich noch ausweiten, falls die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan "zu vorsichtig" auf die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank am Dienstag reagierten, urteilte die Unicredit.
Die Notierungen der US-Renten schossen nach dem kleinen Rücksetzer des Vortages wieder massiv nach oben und verdeutlichten damit die Ängste der Anleger vor einen Konjunktureinbruch. Auch die Zinssenkungsspekulationen drückten die Renditen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen rutschte erneut unter die Marke von 1,00 Prozent und brach im späten Handel um 14,4 Basispunkte auf 0,92 Prozent ein.
Reisetitel brechen ein
Die Titel von Reiseunternehmen brachen ein und zählten zu den schwächsten. United Airlines stürzten um 13,3 Prozent ab. Die Fluggesellschaft will die Zahl der Inlandsflüge reduzieren, da die Buchungen vor dem Hintergrund der Virusepidemie zurückgegangen sind. Im Gefolge verloren Delta Air Lines 7,2 Prozent. Die Luftverkehrsvereinigung IATA erwartet Umsatzeinbußen für die Branche im laufenden Jahr von 113 Milliarden Dollar. Vor erst knapp zwei Wochen hatte IATA eine Schätzung von 30 Milliarden Dollar genannt.
Auch die Aktien von Kreuzfahrtschiffreedereien reihten sich ein. Dazu gesellte sich die Schlagzeile, dass ein zweites Schiff der Reederei Carnival kurz vor einem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie an Bord stehe. Royal Caribbean, Norwegian Cruise Line und Carnival gingen um 17,1 bzw. 13,4 und 7,3 Prozent unter.
Mit den wegbrechenden Marktzinsen und der Erwartung weiterer Leitzinssenkungen zeigten sich auch Bankenwerte extrem schwach - der Sektorindex gab um 5,6 Prozent nach: JP Morgan verloren 4,9 Prozent, Goldman Sachs 4,8 Prozent und Wells Fargo 6 Prozent.
Die HP-Aktie fiel um 0,3 Prozent. Der Drucker- und Computerhersteller will sich trotz Nachbesserungen nicht vom Konkurrenten Xerox übernehmen lassen. Die Titel von Splunk büßten 9,1 Prozent ein. Der Datenanbieter hatte im vierten Quartal einen Verlust ausgewiesen, obwohl sich der Umsatz erhöht hatte. Das Unternehmen berichtete zudem einen deutlichen Anstieg der Ausgaben. Marvell Technology gewannen dagegen 10,4 Prozent. Das Unternehmen schaffte es im vierten Quartal in die Gewinnzone.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.121,28 -3,58 -969,58 -8,47 S&P-500 3.023,94 -3,39 -106,18 -6,40 Nasdaq-Comp. 8.738,60 -3,10 -279,49 -2,61 Nasdaq-100 8.671,66 -3,10 -277,62 -0,70 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,59 -10,7 0,69 -61,7 5 Jahre 0,67 -11,4 0,79 -125,0 7 Jahre 0,82 -12,6 0,94 -142,9 10 Jahre 0,91 -14,6 1,06 -153,0 30 Jahre 1,55 -16,5 1,71 -152,1 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7:40 Uhr Mi, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1229 +0,86% 1,1138 1,1136 +0,1% EUR/JPY 119,15 -0,51% 119,51 119,55 -2,3% EUR/CHF 1,0627 -0,24% 1,0653 1,0646 -2,1% EUR/GBP 0,8661 +0,10% 0,8648 0,8692 +2,3% USD/JPY 106,06 -1,40% 107,30 107,36 -2,5% GBP/USD 1,2965 +0,77% 1,2880 1,2810 -2,2% USD/CNH (Offshore) 6,9440 +0,29% 6,9340 6,9215 -0,3% Bitcoin BTC/USD 9.131,01 +4,38% 8.917,76 8.684,26 +26,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,96 46,78 -1,8% -0,82 -23,9% Brent/ICE 49,94 51,13 -2,3% -1,19 -22,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.671,29 1.636,85 +2,1% +34,44 +10,1% Silber (Spot) 17,44 17,25 +1,1% +0,19 -2,3% Platin (Spot) 867,45 876,60 -1,0% -9,15 -10,1% Kupfer-Future 2,57 2,59 -0,8% -0,02 -8,4% ===
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March 05, 2020 17:01 ET (22:01 GMT)
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