BERLIN (dpa-AFX) - Erstmals sind in Deutschland zwei Menschen nach Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus gestorben. Italien bekommt die Ausbreitung des Virus nicht in den Griff, das komplette Land wird zur Sperrzone. Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montag. "Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern, wir müssen alle etwas aufgeben zum Wohl Italiens." Die neue Regelung soll ab Dienstag gelten. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Maßnahmen betroffen. Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit.
Das erste Todesopfer in Deutschland ist eine 89-jährige Frau aus Essen. Sie sei an einer Lungenentzündung in Folge der Coronavirus-Infektion gestorben, teilte die Stadt mit. Sie sei seit Anfang März in der Universitätsklinik behandelt worden. Das zweite Todesopfer wurde ebenfalls in Nordrhein-Westfalen gemeldet. Dabei handelt es sich um einen 78-jährigen Mann aus Gangelt im besonders betroffenen Kreis Heinsberg. Der Mann habe unter Vorerkrankungen wie Herzproblemen und Diabetes gelitten, sagte der Heinsberger Landrat Stephan Pusch. Er sei an Herzversagen gestorben.
Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann aus Hamburg in Ägypten am Coronavirus gestorben. Die Zahl der Infizierten in Deutschland stieg auf 1139, knapp die Hälfte davon verzeichnete NRW.
In Italien haben sich mittlerweile fast 10 000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen - zum Beispiel aus Arbeitsgründen.
Nun werden die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land ausgeweitet. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt.
Unklar ist noch, was die neue Regelung für Ausländer in Italien und die verbliebenen Touristen genau bedeuten. Jedoch konnten Touristen auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Coronavirus-Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten.
Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Ausbreitung des neuen Coronavirus noch lange nicht vorbei. Bayern will alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen zunächst bis Karfreitag untersagen. Die Details sollen am Dienstag in einer Kabinettssitzung beschlossen werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief alle Bürger dazu auf, daran mitzuwirken, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.
Spahn bereitete alle Bürger auf längere Einschränkungen im Alltagsleben vor. "Wir reden deutlich über mehrere Monate", sagte er. "Wir müssen den Ausbruch verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem weiter funktionieren kann", hatte Spahn schon vor Bekanntwerden der ersten deutschen Todesfälle betont. "Dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft. Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin."
Es gehe um die gleichen Verhaltensweisen wie bei einer Erkältung oder Grippe. "Alles genauso machen, als würde man sich im Alltag vor Erkältung oder Grippe schützen wollen", sagte Spahn. Jeder solle jetzt zudem abschätzen und entscheiden, worauf er leichter und worauf er schwerer verzichten könne. Der Minister appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen - etwa weniger zu reisen oder wenn möglich von zu Hause zu arbeiten.
Er ermunterte dazu, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Kleinere Veranstaltungen müssten individuell auf das Infektionsrisiko hin betrachtet werden. Derartige Entscheidungen müssten jedoch die lokalen Gesundheitsbehörden treffen. Etliche größere Messen wie etwa die Tourismusbörse ITB in Berlin oder die Hannover Messe wurden bereits abgesagt oder verschoben. Der Bundestag schließt von Dienstag an die Reichstagskuppel für Besucher.
Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110 000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. "Wir sind noch am Anfang oder in der Mitte dieses Verlaufs", sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan. WHO-Expertin Maria van Kerkhove ergänzte jedoch: "Wir sehen aber Licht am Endes des Tunnels." China und Singapur, die den Anstieg der Fälle deutlich reduziert haben, seien ein Hoffnungszeichen. In Afrika steigt die Zahl der Infizierten dagegen langsam an. Das Virus wurde dort in mindestens neun Ländern nachgewiesen.
Es gibt weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer.
Mit Blick auf Deutschland sei anzunehmen, "dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten in Berlin. "Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird", ergänzte er in einem NDR-Podcast.
An den Börsen hat sich der dramatische Ausverkauf am Montag noch beschleunigt. Der Dax sackte erneut stark ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Deutschland mit dem Notfallpaket der Koalition zum Schutz der Wirtschaft gegen die Folgen des neuartigen Coronavirus gut gerüstet. Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld, eine der zentralen Maßnahmen der Koalition, seien bereits in der Finanzkrise erfolgreich gewesen, sagte Merkel. Auch Finanzhilfen für Unternehmen sind angedacht. Zudem soll es zusätzliche Milliardeninvestitionen geben./hu/DP/fba
Das erste Todesopfer in Deutschland ist eine 89-jährige Frau aus Essen. Sie sei an einer Lungenentzündung in Folge der Coronavirus-Infektion gestorben, teilte die Stadt mit. Sie sei seit Anfang März in der Universitätsklinik behandelt worden. Das zweite Todesopfer wurde ebenfalls in Nordrhein-Westfalen gemeldet. Dabei handelt es sich um einen 78-jährigen Mann aus Gangelt im besonders betroffenen Kreis Heinsberg. Der Mann habe unter Vorerkrankungen wie Herzproblemen und Diabetes gelitten, sagte der Heinsberger Landrat Stephan Pusch. Er sei an Herzversagen gestorben.
Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann aus Hamburg in Ägypten am Coronavirus gestorben. Die Zahl der Infizierten in Deutschland stieg auf 1139, knapp die Hälfte davon verzeichnete NRW.
In Italien haben sich mittlerweile fast 10 000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen - zum Beispiel aus Arbeitsgründen.
Nun werden die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land ausgeweitet. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt.
Unklar ist noch, was die neue Regelung für Ausländer in Italien und die verbliebenen Touristen genau bedeuten. Jedoch konnten Touristen auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Coronavirus-Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten.
Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Ausbreitung des neuen Coronavirus noch lange nicht vorbei. Bayern will alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Gästen zunächst bis Karfreitag untersagen. Die Details sollen am Dienstag in einer Kabinettssitzung beschlossen werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief alle Bürger dazu auf, daran mitzuwirken, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.
Spahn bereitete alle Bürger auf längere Einschränkungen im Alltagsleben vor. "Wir reden deutlich über mehrere Monate", sagte er. "Wir müssen den Ausbruch verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem weiter funktionieren kann", hatte Spahn schon vor Bekanntwerden der ersten deutschen Todesfälle betont. "Dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft. Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin."
Es gehe um die gleichen Verhaltensweisen wie bei einer Erkältung oder Grippe. "Alles genauso machen, als würde man sich im Alltag vor Erkältung oder Grippe schützen wollen", sagte Spahn. Jeder solle jetzt zudem abschätzen und entscheiden, worauf er leichter und worauf er schwerer verzichten könne. Der Minister appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen - etwa weniger zu reisen oder wenn möglich von zu Hause zu arbeiten.
Er ermunterte dazu, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Kleinere Veranstaltungen müssten individuell auf das Infektionsrisiko hin betrachtet werden. Derartige Entscheidungen müssten jedoch die lokalen Gesundheitsbehörden treffen. Etliche größere Messen wie etwa die Tourismusbörse ITB in Berlin oder die Hannover Messe wurden bereits abgesagt oder verschoben. Der Bundestag schließt von Dienstag an die Reichstagskuppel für Besucher.
Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110 000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. "Wir sind noch am Anfang oder in der Mitte dieses Verlaufs", sagte WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan. WHO-Expertin Maria van Kerkhove ergänzte jedoch: "Wir sehen aber Licht am Endes des Tunnels." China und Singapur, die den Anstieg der Fälle deutlich reduziert haben, seien ein Hoffnungszeichen. In Afrika steigt die Zahl der Infizierten dagegen langsam an. Das Virus wurde dort in mindestens neun Ländern nachgewiesen.
Es gibt weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer.
Mit Blick auf Deutschland sei anzunehmen, "dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten in Berlin. "Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird", ergänzte er in einem NDR-Podcast.
An den Börsen hat sich der dramatische Ausverkauf am Montag noch beschleunigt. Der Dax sackte erneut stark ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Deutschland mit dem Notfallpaket der Koalition zum Schutz der Wirtschaft gegen die Folgen des neuartigen Coronavirus gut gerüstet. Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld, eine der zentralen Maßnahmen der Koalition, seien bereits in der Finanzkrise erfolgreich gewesen, sagte Merkel. Auch Finanzhilfen für Unternehmen sind angedacht. Zudem soll es zusätzliche Milliardeninvestitionen geben./hu/DP/fba
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