Regensburg (ots) - Es fühlt sich schon komisch an, so ein Mundschutz im Gesicht. Der Maskenrand juckt, hinter dem Ohr zwickt das Gummiband und unter dem Stoff wird's feucht von der Atemluft. Ganz zu schweigen von den befremdeten Blicken von Menschen, die einem zwischen Supermarktregalen und auf Gehwegen entgegenkommen. Die Irritation ist auch kein Wunder. Noch vor wenigen Wochen wäre es für viele undenkbar gewesen, sich mit Maske in der Öffentlichkeit zu zeigen. Doch wir sollten uns besser daran gewöhnen, dass es im Gesicht ein bisschen kratzt. Es ist ein kleiner Beitrag mit großem Nutzen.
Ein solcher Mund-Nasen-Schutz hat drei zentrale Wirkungen. Erstens: Wer in das Tuch atmet, verschont seine Mitmenschen. Zwar gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien dazu. Doch Tests zeigen, dass die Verbreitung von Aerolosen, also von Atemwolken, signifikant verringert wird. Und damit auch die Übertragung von Coronaviren. Zweitens: Nicht nur die Mitmenschen werden geschützt, auch man selbst. Wird man angeniest, angehustet oder angehaucht, kann das Textil viele Tröpfen abhalten. Zwar ist ein einfacher Schutz aus Stoff oder Papier kein virensicherer Partikelfilter wie FFP-Masken. Doch das Gröbste schaffen auch die schlichten Varianten. Drittens: Es verhindert, dass man sich selbst an Nase oder Mund fasst. Diese Stellen sind das wichtigste Einfalltor für Viren. Ein Tuch schafft eine Barriere. Diese positiven Wirkweisen betonen auch Mediziner und Virologen. Grund genug für mehr Mut zur Maske.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat seine Einschätzung dazu geändert - und so Verunsicherung gestiftet. Während die Behörde zu Beginn der Corona-Ausbreitung in Deutschland noch vom Maskentragen abriet, betont mittlerweile auch sie den positiven Effekt. Damals ging es noch darum, wichtige Schutzausrüstung für das Personal im Gesundheitsbereich aufzusparen. Die Ressourcen waren zu knapp, die Sorge vor Engpässen groß. So wurde vom Tragen abgeraten, obwohl der Nutzen auf der Hand liegt. Hier hätte das RKI mehr Transparenz walten lassen müssen. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Die Crux an Corona ist, dass Menschen infiziert sein können, ohne es zu merken. Auch Symptomfreie können andere anstecken. Keiner kann sich sicher sein, unbemerkt nicht selbst zum Überträger zu werden. Umso wichtiger ist es, wirksame Maßnahmen nicht naserümpfend abzutun. Wer Maske trägt, ist kein Sonderling, sondern zeigt Solidarität.
Kurios ist die Lage trotzdem, keine Frage. Spitzenpolitiker reden darüber, wie man richtig Hände wäscht: Trotz des Mundschutzes nicht vergessen! Experten raten, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Die Kanzlerin höchstpersönlich erklärte kürzlich, wie man die Masken benutzen solle: regelmäßig waschen, nicht zu lange tragen, heiß bügeln oder in den Backofen stecken. Solche Ratschläge aus dem Mund der Mächtigen sind ein Novum, so weit wurde noch nie in das Privatleben der Bürger hineinregiert. Es ist ein schmaler Grad hin zur Bevormundung. Eine gewisse Verwunderung über Hygienetipps aus dem Kanzleramt darf man sich also getrost bewahren.
Es bleibt die Frage, ob es eine strenge Mundschutzpflicht braucht. In Jena gilt sie bereits, der thüringische Kreis Nordhausen will nachziehen. Auch Österreich hat die Pflicht angeordnet. Doch diese Beispiele sollten nicht Schule machen. Schon jetzt unterliegen wir einer Fülle von Regeln. Neue Auflagen könnten Überdruss auslösen. Wünschenswerter wäre eine bundesweite Empfehlung. Ob sie am Ende ausreicht, hängt an der freiwilligen Bereitschaft jedes Einzelnen, sich und andere noch besser zu schützen.
Der Frühling lockt nach draußen, die Klamotte wird leichter - und gerade jetzt soll man sein Gesicht verdecken. Nehmen Sie es sportlich: Das neue Frühlingsaccessoire fällt dieses Jahr eben extravagant aus.
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Ein solcher Mund-Nasen-Schutz hat drei zentrale Wirkungen. Erstens: Wer in das Tuch atmet, verschont seine Mitmenschen. Zwar gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien dazu. Doch Tests zeigen, dass die Verbreitung von Aerolosen, also von Atemwolken, signifikant verringert wird. Und damit auch die Übertragung von Coronaviren. Zweitens: Nicht nur die Mitmenschen werden geschützt, auch man selbst. Wird man angeniest, angehustet oder angehaucht, kann das Textil viele Tröpfen abhalten. Zwar ist ein einfacher Schutz aus Stoff oder Papier kein virensicherer Partikelfilter wie FFP-Masken. Doch das Gröbste schaffen auch die schlichten Varianten. Drittens: Es verhindert, dass man sich selbst an Nase oder Mund fasst. Diese Stellen sind das wichtigste Einfalltor für Viren. Ein Tuch schafft eine Barriere. Diese positiven Wirkweisen betonen auch Mediziner und Virologen. Grund genug für mehr Mut zur Maske.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat seine Einschätzung dazu geändert - und so Verunsicherung gestiftet. Während die Behörde zu Beginn der Corona-Ausbreitung in Deutschland noch vom Maskentragen abriet, betont mittlerweile auch sie den positiven Effekt. Damals ging es noch darum, wichtige Schutzausrüstung für das Personal im Gesundheitsbereich aufzusparen. Die Ressourcen waren zu knapp, die Sorge vor Engpässen groß. So wurde vom Tragen abgeraten, obwohl der Nutzen auf der Hand liegt. Hier hätte das RKI mehr Transparenz walten lassen müssen. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit.
Die Crux an Corona ist, dass Menschen infiziert sein können, ohne es zu merken. Auch Symptomfreie können andere anstecken. Keiner kann sich sicher sein, unbemerkt nicht selbst zum Überträger zu werden. Umso wichtiger ist es, wirksame Maßnahmen nicht naserümpfend abzutun. Wer Maske trägt, ist kein Sonderling, sondern zeigt Solidarität.
Kurios ist die Lage trotzdem, keine Frage. Spitzenpolitiker reden darüber, wie man richtig Hände wäscht: Trotz des Mundschutzes nicht vergessen! Experten raten, sich nicht ins Gesicht zu fassen. Die Kanzlerin höchstpersönlich erklärte kürzlich, wie man die Masken benutzen solle: regelmäßig waschen, nicht zu lange tragen, heiß bügeln oder in den Backofen stecken. Solche Ratschläge aus dem Mund der Mächtigen sind ein Novum, so weit wurde noch nie in das Privatleben der Bürger hineinregiert. Es ist ein schmaler Grad hin zur Bevormundung. Eine gewisse Verwunderung über Hygienetipps aus dem Kanzleramt darf man sich also getrost bewahren.
Es bleibt die Frage, ob es eine strenge Mundschutzpflicht braucht. In Jena gilt sie bereits, der thüringische Kreis Nordhausen will nachziehen. Auch Österreich hat die Pflicht angeordnet. Doch diese Beispiele sollten nicht Schule machen. Schon jetzt unterliegen wir einer Fülle von Regeln. Neue Auflagen könnten Überdruss auslösen. Wünschenswerter wäre eine bundesweite Empfehlung. Ob sie am Ende ausreicht, hängt an der freiwilligen Bereitschaft jedes Einzelnen, sich und andere noch besser zu schützen.
Der Frühling lockt nach draußen, die Klamotte wird leichter - und gerade jetzt soll man sein Gesicht verdecken. Nehmen Sie es sportlich: Das neue Frühlingsaccessoire fällt dieses Jahr eben extravagant aus.
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