FRANKFURT (Dow Jones)--Eine befürchtete Rating-Abstufung Italiens durch S&P ist ausgeblieben. Die Analysten haben das Rating BBB bestätigt. Der Ausblick ist negativ. Um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie abzufedern, seien von Italien Konjunkturmaßnahmen beschlossen worden, die rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprächen, heißt es von den Analysten. Diese Maßnahmen, in Verbindung mit bereits bestehenden Programmen, würden das Defizit Italiens auf geschätzte 6,3 Prozent des BIP in diesem Jahr anwachsen lassen. Die öffentliche Verschuldung des Landes dürfte Ende 2020 bei fast 153 Prozent des BIP liegen, so Projektionen von S&P.
Die Europäische Zentralbank (EZB) unterstütze die zusätzliche öffentliche Kreditaufnahme im Rahmen ihrer bestehenden und neu eingeführten Kaufprogramme. Italiens andere Kreditstärken, seine diversifizierte und gesunde Wirtschaft, Nettoauslandsgläubigerpositionen und die niedrigste private Verschuldung innerhalb de G7-Staaten, dürften die gestiegene Belastung zumindest teilweise kompensieren.
Im Vorfeld der Rating-Entscheidung hatten Analysten darauf hingewiesen, dass eine Herabstufung durch S&P Italiens Staatsanleihen einen Schritt näher an den Junk-Status bringen würde. Das hätte möglicherweise höhere Finanzierungskosten für den bereits hoch verschuldeten Staat zur Folge. Außerdem bestünde die Gefahr, dass die EZB italienische Papiere nicht mehr als Sicherheit in Repo-Geschäften akzeptieren und nicht mehr ankaufen könnte.
Andere Analysten hielten dem entgegen, dass Italien diesen Status so lange nicht verliere, so lange auch nur eine der von der EZB anerkannten Ratingagenturen Italien ein Investment Grade Rating zuerkenne. Im Falle von S&P ist das BBB-. Bei Fitch (Ausblick negativ) liegt Italien noch zwei Stufen darüber, bei Moody's (Ausblick stabil) eine und bei DBRS sogar drei.
Wie das Beispiel Griechenlands zeigt, kann die EZB aber auch Papiere von Ländern mit Junk-Status ausnahmsweise akzeptieren und kaufen, wenn sie das will. Viele Beobachter vermuten, dass die EZB das im Falle Italiens auch tun würde. Gegenwärtig erwirbt sie im Rahmen ihrer Kaufprogramme wöchentlich italienische Papiere für mehrere Milliarden Euro und sichert dem italienischen Staat so niedrige Anleihezinsen. Den Ausblick für Griechenland hat S&P am Freitag auf "stabil" von "positiv" genommen. Das Rating wurde mit BB bestätigt.
Mitarbeit: Hans Bentzien
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April 24, 2020 17:01 ET (21:01 GMT)
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