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PARIS (dpa-AFX) - Holpriger Start in die Freiheit: Frankreich hat viele seiner Corona-Beschränkungen nach zwei Monaten nur mit Schwierigkeiten beendet. Im morgendlichen Pariser Berufsverkehr herrschte dichtes Gedränge auf zahlreichen Bahngleisen und in Vorstadtzügen, wie Bilder und Videos zeigten. Auch das Gesetz zur Verlängerung des Ausnahmezustands im Gesundheitsbereich konnte nicht rechtzeitig verabschiedet werden - einige Lockerungs-Regelungen traten zunächst nicht in Kraft. Gleichzeitig öffneten die Geschäfte wieder, der Schulbetrieb beginnt für einige Jahrgänge und die Deutsche Bahn nahm den grenzüberschreitenden Zugverkehr nach Frankreich wieder auf.
Nach 55 Tagen durften die Menschen in Frankreich nun erstmals wieder ohne Passierschein auf die Straße. Vorbei die Zeit, in der sie nur mit triftigem Grund das Haus verlassen durften. Oder Spazierengehen nur im Umkreis von einem Kilometer erlaubt war. Aber die Freude brachte in Paris auch neuen Ärger: Nachdem sich Dutzende Menschen am Kanal St. Martin im Osten der Hauptstadt versammelten und damit gegen Sicherheitsregeln verstießen, verhängte Polizeipräfekt Didier Lallement ein Alkoholverbot für diesen Szene-Treffpunkt. Dieser Bann gilt auch für die beliebten Ufer der Seine.
Frankreich ist weltweit eines der am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Länder. 26 643 Menschen starben, wie die Regierung am Abend mitteilte, das waren 263 mehr als am Vortag. In einer TV-Ansprache verhängte Präsident Emmanuel Macron am 16. März zunächst eine zweiwöchige Ausgangssperre - diese wurde mehrfach verlängert. "Wir sind im Krieg", hatte Macron erklärt.
Pünktlich zum Start der Corona-Lockerungen wurden die Menschen in weiten Teilen des Landes von Wind und Regen begrüßt. In der Hauptstadt hatte während des Lockdowns fast durchgehend die Sonne geschienen. Sorgen hatte den Verantwortlichen zuvor besonders der Nahverkehr in der Hauptstadt bereitet. Rund eine Million Sticker wurden aufgeklebt - sie zeigen etwa an, welche Sitze frei bleiben sollen. Zu Stoßzeiten sollen künftig vorrangig Fahrgäste mit einer Bescheinigung des Arbeitgebers die Züge benutzen dürfen. Es fahren nur 75 Prozent der Metros, 60 Stationen sind geschlossen.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kam es dann am Montag zu dichtem Gedränge. Der Fernsehsender BFMTV zeigte Szenen eines voll besetzten Wagens auf einer Metrolinie, nachdem der erste Zug des Tages wegen einer technischen Panne Verspätung hatte. Auch in den Vorstadtzügen standen die Menschen teils dicht an dicht, wie Fotos zeigten. Kritik ließ nicht lange auf sich warten: "Es ist eine Schande", monierte die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Im Laufe des Morgens beruhigte sich die Lage allerdings wieder. Am Pariser Ostbahnhof war kaum etwas los, Vogelgezwitscher war in der Wartehalle zu hören.
Vom Ostbahnhof fuhr am Mittag auch wieder ein ICE nach Deutschland. Auf der Strecke von Frankfurt über Saarbrücken bis nach Paris verkehrt nun wieder täglich ein ICE-Zugpaar. An den Einreisebeschränkungen nach Frankreich hat sich mit den Lockerungen allerdings kaum etwas geändert - sie sind bis zum 15. Juni verlängert worden. Wer von Frankreich mit dem Zug nach Deutschland fährt, wird laut Bundespolizei je nach Strecke in Saarbrücken oder Kehl kontrolliert.
Sicherheitspersonal kontrollierte am Morgen die Maskenpflicht, die ab nun in allen öffentlichen Verkehrsmitteln im Land gilt. Die meisten Menschen trugen eine Schutzmaske. Wer ohne unterwegs war, wurde sofort angesprochen und freundlich aber bestimmt zurechtgewiesen. Generell sind es kleine Schritte in Richtung Freiheit, die Frankreich macht. Die Bewegungsfreiheit der Menschen bleibt weiter eingeschränkt. "Es ist nicht das Ende, es ist nur eine Etappe", sagte Blandine, eine Frau am Ostbahnhof, zu den Lockerungen. Sie werde auch weiter von zu Hause aus arbeiten.
Das Gesetz zur Verlängerung des Gesundheits-Ausnahmezustands bis 10. Juli trat wegen der Überprüfung durch den Verfassungsrat nicht rechtzeitig in Kraft. Mit dem Gesetz wird der Fahrplan der Regierung zur Lockerung rechtlich abgesichert. Der Verfassungsrat billigte am Abend zwar das Gesetz weitgehend, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, machte aber Einschränkungen. Diese betreffen Bedingungen der Isolierung von Kranken sowie die Weiterverfolgung von Kontakten erkrankter Menschen.
Die Regierung hatte wegen der Überprüfung zwei zentrale Regelungen vorsorglich nach hinten verschoben - nämlich dass Menschen in Frankreich für Reisen von mehr als 100 Kilometern Entfernung eine Bescheinigung brauchen, sowie die Regelung zur Pariser Metro zu Stoßzeiten.
Auch das schwer von der Corona-Krise getroffene Elsass an der Grenze zu Deutschland erwachte ganz zaghaft aus dem Lockdown. Tram und große Bahnhöfe in Straßburg waren menschenleer. Die Läden im historischen Zentrum hatten am Vormittag zum Großteil noch nicht geöffnet./nau/DP/zb
PARIS (dpa-AFX) - Holpriger Start in die Freiheit: Frankreich hat viele seiner Corona-Beschränkungen nach zwei Monaten nur mit Schwierigkeiten beendet. Im morgendlichen Pariser Berufsverkehr herrschte dichtes Gedränge auf zahlreichen Bahngleisen und in Vorstadtzügen, wie Bilder und Videos zeigten. Auch das Gesetz zur Verlängerung des Ausnahmezustands im Gesundheitsbereich konnte nicht rechtzeitig verabschiedet werden - einige Lockerungs-Regelungen traten zunächst nicht in Kraft. Gleichzeitig öffneten die Geschäfte wieder, der Schulbetrieb beginnt für einige Jahrgänge und die Deutsche Bahn nahm den grenzüberschreitenden Zugverkehr nach Frankreich wieder auf.
Nach 55 Tagen durften die Menschen in Frankreich nun erstmals wieder ohne Passierschein auf die Straße. Vorbei die Zeit, in der sie nur mit triftigem Grund das Haus verlassen durften. Oder Spazierengehen nur im Umkreis von einem Kilometer erlaubt war. Aber die Freude brachte in Paris auch neuen Ärger: Nachdem sich Dutzende Menschen am Kanal St. Martin im Osten der Hauptstadt versammelten und damit gegen Sicherheitsregeln verstießen, verhängte Polizeipräfekt Didier Lallement ein Alkoholverbot für diesen Szene-Treffpunkt. Dieser Bann gilt auch für die beliebten Ufer der Seine.
Frankreich ist weltweit eines der am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Länder. 26 643 Menschen starben, wie die Regierung am Abend mitteilte, das waren 263 mehr als am Vortag. In einer TV-Ansprache verhängte Präsident Emmanuel Macron am 16. März zunächst eine zweiwöchige Ausgangssperre - diese wurde mehrfach verlängert. "Wir sind im Krieg", hatte Macron erklärt.
Pünktlich zum Start der Corona-Lockerungen wurden die Menschen in weiten Teilen des Landes von Wind und Regen begrüßt. In der Hauptstadt hatte während des Lockdowns fast durchgehend die Sonne geschienen. Sorgen hatte den Verantwortlichen zuvor besonders der Nahverkehr in der Hauptstadt bereitet. Rund eine Million Sticker wurden aufgeklebt - sie zeigen etwa an, welche Sitze frei bleiben sollen. Zu Stoßzeiten sollen künftig vorrangig Fahrgäste mit einer Bescheinigung des Arbeitgebers die Züge benutzen dürfen. Es fahren nur 75 Prozent der Metros, 60 Stationen sind geschlossen.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kam es dann am Montag zu dichtem Gedränge. Der Fernsehsender BFMTV zeigte Szenen eines voll besetzten Wagens auf einer Metrolinie, nachdem der erste Zug des Tages wegen einer technischen Panne Verspätung hatte. Auch in den Vorstadtzügen standen die Menschen teils dicht an dicht, wie Fotos zeigten. Kritik ließ nicht lange auf sich warten: "Es ist eine Schande", monierte die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Im Laufe des Morgens beruhigte sich die Lage allerdings wieder. Am Pariser Ostbahnhof war kaum etwas los, Vogelgezwitscher war in der Wartehalle zu hören.
Vom Ostbahnhof fuhr am Mittag auch wieder ein ICE nach Deutschland. Auf der Strecke von Frankfurt über Saarbrücken bis nach Paris verkehrt nun wieder täglich ein ICE-Zugpaar. An den Einreisebeschränkungen nach Frankreich hat sich mit den Lockerungen allerdings kaum etwas geändert - sie sind bis zum 15. Juni verlängert worden. Wer von Frankreich mit dem Zug nach Deutschland fährt, wird laut Bundespolizei je nach Strecke in Saarbrücken oder Kehl kontrolliert.
Sicherheitspersonal kontrollierte am Morgen die Maskenpflicht, die ab nun in allen öffentlichen Verkehrsmitteln im Land gilt. Die meisten Menschen trugen eine Schutzmaske. Wer ohne unterwegs war, wurde sofort angesprochen und freundlich aber bestimmt zurechtgewiesen. Generell sind es kleine Schritte in Richtung Freiheit, die Frankreich macht. Die Bewegungsfreiheit der Menschen bleibt weiter eingeschränkt. "Es ist nicht das Ende, es ist nur eine Etappe", sagte Blandine, eine Frau am Ostbahnhof, zu den Lockerungen. Sie werde auch weiter von zu Hause aus arbeiten.
Das Gesetz zur Verlängerung des Gesundheits-Ausnahmezustands bis 10. Juli trat wegen der Überprüfung durch den Verfassungsrat nicht rechtzeitig in Kraft. Mit dem Gesetz wird der Fahrplan der Regierung zur Lockerung rechtlich abgesichert. Der Verfassungsrat billigte am Abend zwar das Gesetz weitgehend, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, machte aber Einschränkungen. Diese betreffen Bedingungen der Isolierung von Kranken sowie die Weiterverfolgung von Kontakten erkrankter Menschen.
Die Regierung hatte wegen der Überprüfung zwei zentrale Regelungen vorsorglich nach hinten verschoben - nämlich dass Menschen in Frankreich für Reisen von mehr als 100 Kilometern Entfernung eine Bescheinigung brauchen, sowie die Regelung zur Pariser Metro zu Stoßzeiten.
Auch das schwer von der Corona-Krise getroffene Elsass an der Grenze zu Deutschland erwachte ganz zaghaft aus dem Lockdown. Tram und große Bahnhöfe in Straßburg waren menschenleer. Die Läden im historischen Zentrum hatten am Vormittag zum Großteil noch nicht geöffnet./nau/DP/zb
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