MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wirecard AG (WRCDF. PK) sagte am Samstag, dass seine Geschäftsaktivitäten fortgesetzt werden.
Das Unternehmen beschloss am Donnerstag, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen, inmitten eines massiven Bilanzskandals, der das deutsche Zahlungsverarbeitungsunternehmen auf die Suche nach fehlenden 1,9 Milliarden Euro in seiner Bilanz brachte.
In einem ersten Schritt habe das zuständige Amtsgericht München den Münchner Rechtsanwalt Dr. Michael Jaff als amtlichen Gutachter beauftragt, teilte das Unternehmen am Samstag in einer Stellungnahme mit.
Das Unternehmen geht davon aus, dass in Kürze ein vorläufiger Insolvenzverwalter für die Wirecard AG bestellt wird.
Die Geschäftstätigkeit der Konzerngesellschaften einschließlich der lizenzierten Einheiten ist derzeit im Gange. Die Muttergesellschaft erfüllt einige zentrale Funktionen für die Tochtergesellschaften. Wie bereits berichtet, wird laufend geprüft, ob auch für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe Insolvenzanträge gestellt werden müssen. Mit Ausnahme einer kleinen Entwicklungsniederlassung liegen derzeit keine Insolvenzanträge der Konzerngesellschaften vor.
Die Wirecard Bank ist derzeit nicht Teil des Insolvenzverfahrens. Der elektronische Überweisungstransfer der Wirecard Bank ist nicht betroffen.
Wirecard Card Solutions Limited mit Sitz in Newcastle, Großbritannien, hat seine Geschäftstätigkeit aufgrund eines Beschlusses der zuständigen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority ausgesetzt. Das Unternehmen hat Maßnahmen mit den Behörden besprochen. Die Maßnahmen werden ergriffen und werden es hoffentlich ermöglichen, den Betrieb fortzusetzen.
Das betreffende TPA-Geschäft wird noch geprüft. Der neu ernannte Vorstandsvorsitzende der Wirecard AG, James H. Freis, Jr., hat sich unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Untersuchung der bekannten Vorwürfe neu begeben.
Am Freitag forderte die Europäische Kommission ihre Marktaufsichtsbehörde auf, die deutsche Finanzaufsicht BaFin wegen ihres Umgangs mit dem Bilanzskandal bei der Wirecard AG zu untersuchen, der zum Zusammenbruch des Zahlungsunternehmens führte.
Der Bilanzskandal bei Wirecard hatte zur Verhaftung des ehemaligen Hauptgeschäftsführers Markus Braun durch die deutsche Polizei geführt.
Braun war in der vergangenen Woche als Mitglied der Geschäftsführung von Wirecard zurückgetreten, da der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young feststellte, dass keine ausreichenden Prüfungsnachweise für Kassensalden auf Treuhandkonten vorliegen, die im Konzernabschluss in Höhe von 1,9 Milliarden Euro konsolidiert werden sollen.
Später sagte Wirecard, dass die fehlenden 1,9 Milliarden Euro Bargeld wahrscheinlich nicht existieren.
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