Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist offenbar bereit, die Regeln für den Umgang mit neuen notleidenden Krediten (Non Performing Loans - NPL) weniger streng anzuwenden. Kerstin af Jochnick, Mitglied des Aufsichtsrats der Bankenaufsichtsbehörde, schrieb in einem Blog: "Wir haben den Banken signalisiert, dass wir uns im Hinblick auf einige Aspekte flexibel zeigen werden, wenn es um die Umsetzung des Leitfadens zu NPL geht." Die EZB wolle den Banken auf diese Weise helfen, mit den Folgen des aktuellen Abschwungs zurecht zu kommen.
Banken im Euroraum müssen unbesicherte NPL innerhalb von zwei Jahren mit Eigenkapital unterlegen. Mit Immobilien besicherte NPL müssen nach neun Jahren voll gedeckt sein, mit sonstigen Sachwerten besicherte NPL nach sieben Jahren. Die EZB hatte ihre ursprünglich noch strengeren Vorgaben 2019 einer EU-Richtlinie angepasst.
Zugleich betonte af Jochnick, dass Banken angesichts der aktuellen Krise "strikte Strategien" für die Beobachtung von und den Umgang mit der Verschlechterung der Kreditqualität haben müssten, die es erlaubten, Risiken frühzeitig zu erkennen. "Wir werden genau darauf achten, wie effektiv die Banken diese Strategien in der Krise umsetzen", sagte af Jochnick. Auch werde sie darauf achten, dass sich die Banken rasch von NPLs trennten.
Laut af Jochnick dürfte das NPL-Volumen zunehmen, sobald die von den Regierungen erlassenen Zahlungsmoratorien ausliefen. Die Erfahrungen der Finanzkrise hätten gezeigt, dass gut kapitalisierte Banken ohne Bilanzeinschränkungen eher in der Lage seien, mit Krediten die Konjunkturerholung zu unterstützen.
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July 08, 2020 06:47 ET (10:47 GMT)
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