(neu: Aussagen von Finanzminister Hilbers im 5. Absatz)
HANNOVER (dpa-AFX) - Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) hat im ersten Halbjahr einen Verlust nur haarscharf vermeiden können und rüstet sich stärker für erwartete Belastungen aus der Corona-Krise. Unterm Strich blieb dem Institut ein Ergebnis von 4 Millionen Euro, nachdem in den ersten sechs Monaten 2019 ein Gewinn von 149 Millionen Euro in der Bilanz gestanden hatte. Das teilte die Bank am Donnerstag in Hannover mit. Im Auftaktquartal dieses Jahres war aber noch ein Fehlbetrag von 71 Millionen Euro angefallen, unter anderem wegen gezahlter Vergütungen für Garantien nach ihrer staatlichen Rettung.
Man müsse die aktuellen Zahlen auch vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage sehen, hieß es. "Als Vorsichtsmaßnahme haben wir unsere Risikovorsorge deutlich erhöht, um auf mögliche Ausfälle vorbereitet zu sein", erklärte Vorstandschef Thomas Bürkle. Die NordLB beobachte die Entwicklung "weiterhin sehr genau". Bisher hielten sich die direkten Folgen der Pandemie für das Institut im Rahmen. In den kommenden Monaten werde die Viruskrise allerdings wohl "spürbare Auswirkungen auf unser Ergebnis haben".
Rechnet man Steuern sowie Sonderausgaben etwa für den laufenden Konzernumbau heraus, erzielte die Bank in der ersten Jahreshälfte einen Gewinn von 31 Millionen Euro - im Vorjahreszeitraum waren es 251 Millionen Euro. Der Zinsüberschuss wuchs um 9 Prozent auf 543 Millionen Euro. Das anteilige Ergebnis aus der Risikovorsorge lag bei minus 99 Millionen Euro, nach minus 1 Million Euro Mitte 2019.
"Bisher sind wir ordentlich durch diese Krise gekommen", meinte Bürkle. Das Neugeschäft und die Entwicklung bei Unternehmenskunden seien zufriedenstellend. Die NordLB sichert sich aber zunehmend gegen die drohenden finanziellen Konsequenzen des Konjunkturabschwungs ab. Sie bearbeitete zusammen mit den Sparkassen bisher zudem 2750 Anträge auf staatliche Krisendarlehen im Gesamtwert von 1,8 Milliarden Euro.
Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) nannte die Geschäftszahlen "eine Momentaufnahme". "Mehr Klarheit wird die zweite Hälfte des Jahres bringen, wenn deutlicher zu erkennen ist, inwieweit Corona auf die Wirtschaft durchgeschlagen hat", sagte er. "Dann ist besser zu beurteilen, ob wir das Tal durchschritten haben."
Der Umbau und der Sparkurs gehen derweil weiter. Die Bank will ihr Personal bis Ende 2023 auf 2800 Mitarbeiter fast halbieren, es sollen freiwillige Vereinbarungen mit betroffenen Beschäftigten geschlossen werden. In neue IT-Systeme steckt die NordLB in den nächsten Jahren eine halbe Milliarde Euro - parallel dazu will sie die Gesamtkosten auf jährlich höchstens 625 Millionen Euro drücken. Die Ausgaben für den Unternehmensumbau dürften dagegen deutlich steigen.
Das Institut war mit der Finanzierung von Schiffen in Schieflage geraten und Ende 2019 von den Ländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie der Sparkassen-Gruppe gerettet worden. Insgesamt schossen die Träger 3,6 Milliarden Euro zu. Für entsprechende Garantien fallen jedoch auch Gebühren an - das Ergebnis aus dem Provisionsgeschäft sackte unter anderem deshalb zur Mitte des Jahres verglichen mit 2019 von 50 Millionen auf minus 27 Millionen Euro ab. Die Garantiegebühren selbst betrugen 95 Millionen Euro./jap/DP/eas