DJ VCI fordert "Zukunftsprogramm" für nachhaltiges Wachstum
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Der chemisch-pharmazeutische Branchenverband VCI fordert von der Bundesregierung ein "politisches Zukunftsprogramm", das im Anschluss an das Corona-Konjunkturpaket "Rückenwind für nachhaltiges Wachstum" in Deutschland schaffe.
Das "schnelle und konsequente Handeln der Bundesregierung in der Corona-Krise" habe "für Unternehmen und Beschäftigte bei den wirtschaftlichen Auswirkungen das Schlimmste verhindert", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Branche.
Die deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrieunternehmen seien trotz des Geschäftseinbruchs deutlich besser durch die weltweite Krise gekommen als andere Branchen.
Infolge der Corona-Krise sind Kullmann zufolge seit dem Frühjahr rund 15 Prozent der Beschäftigten - etwa 70.000 - in Kurzarbeit, schwerpunktmäßig bisher vor allem in den Zulieferbetrieben der Automobilindustrie. Bei etwa einem Viertel der Unternehmen beeinträchtige Auftragsmangel weiterhin stark die Geschäftstätigkeit. Allerdings würden sich die Erwartungen aufhellen. Einer Mitgliederumfrage zufolge kämpften nur noch einzelne Unternehmen mit Liquiditätsengpässen, die Störungen des Betriebsablaufs gingen zurück, die Nachfrage im In- und Ausland belebe sich leicht.
Die Talsohle sei im zweiten Quartal durchschritten worden, die Nachfrage nach Chemikalien werde sich aber nur langsam erhöhen. Die Branche werde das Vorkrisenniveau frühestens bis Ende 2021 wieder erreichen, knapp die Hälfte der Unternehmen geht davon aus. Allerdings rechnen 20 Prozent der Mitglieder damit, dass sie ein weiteres Jahr dafür benötigen, 13 Prozent erwarten, dafür noch länger zu brauchen oder den Rückgang überhaupt nicht kompensieren zu können.
Auf dem Weg der Branche zum Vorkrisenniveau träten die Standortdefizite Kullmann zufolge "noch deutlicher zutage", die die Branche auch im internationalen Wettbewerb beeinträchtigten.
Der VCI schlägt fünf Maßnahmen vor, die zum Kern eines Reformpakets im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung zählen sollten. Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit sollten die Energiekosten speziell für Grünstrom substanziell sinken, um den Umstieg auf erneuerbare Ressourcen zu erleichtern. Im Hinblick auf die angepeilte "Treibhausneutralität" sollte ein Investitionsprogramm für Klimaschutz und zirkuläre Wirtschaft aufgelegt werden. Darüber hinaus fordert der VCI, dass die Unternehmensbesteuerung auf 25 Prozent gesenkt werde, und Planungs- und Genehmigungsverfahren bei Investitionen zu straffen. Für den Mittelstand sollte laut VCI ein Moratorium für "bürokratische und finanzielle Lasten" festgelegt werden.
"Ohne nachhaltiges Wachstum fehlen die Mittel für Forschung, Technologieentwicklung und Investitionen in Lösungen, die weniger natürliche Ressourcen benötigen", sagte Kullmann.
Der VCI vertritt 1.700 Chemieunternehmen in Deutschland. Die Chemieindustrie ist Deutschlands drittgrößte Industriebranche, 2019 betrug der Umsatz mehr als 198 Milliarden Euro.
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September 08, 2020 05:22 ET (09:22 GMT)
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