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Seyit Binbir
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Experteninterview: Kersten Jodexnis zum Thema "Die Versicherungsbranche im digitalen Zeitalter"

Finanznachrichten News

Sie haben es geschafft, Ihr Familienunternehmen von einer Generalagentur zu einem Unternehmensverbund mit internationalen Verbindungen auszubauen. Wie ist es Ihnen gelungen, sich als einer der führenden privaten Player im Versicherungswesen zu etablieren?

Der Erfolg hat viele Helfer. In der Tat hat alles mit einer Generalagentur von meinem Großvater angefangen, der im Übrigen auch eine Vertretung für Erfindungen aller Art hatte und damit das Gen für Spezialitäten und Nischen vererbt hat.

Die erste Expansion erfolgte zum Mauerbau, als mein Vater aus Angst vor einer totalen Schließung West-Berlins in Hannover ein zweites Büro eröffnete und damit die Chance für einen Vertrieb in ganz Deutschland legte. Immer weiter auf der Suche nach Nischen kam es zur Gründung der Versicherung für TV und Radiogeräte, der heutigen Wertgarantie, die nach dem Mauerfall die Expansion in Ost und West betrieb und durch die Europäisierung die ersten grenzüberschreitenden Geschäfte machte. Erst in Österreich, dann in der Schweiz, Holland und durch geschickte strategische Zukäufe auch in Frankreich/Belgien und Spanien, inzwischen europaweit vertreten!

Hierbei sind wir immer unserem Vertrieb und Produkt treu geblieben. Als technischer Versicherer war der Schritt zu mehr Digitalisierung ein Muss. Denn, wer die Technik versichert, sollte auch in diesem Bereich auf dem neuesten Stand sein! Zu den weiteren Nischen gehört die Agila Haustierversicherung und die Hübener Versicherungs AG sowie eine Vielzahl von Beteiligungen an Insurtech-Start-ups.


Die Digitalisierung hält in allen Branchen der hiesigen Wirtschaft und Industrie Einzug. Inwiefern ist die Versicherungsbranche betroffen und welche Herausforderungen stehen dabei besonders im Vordergrund?

Nach persönlichen Akquisitionen, Katalogverkäufen, Direktmailing und zaghaften Versuchen in BTX war der weitere Vertriebsweg nicht zuletzt durch zahlreiche Startups in Berlin digital getrieben. In der Anfangsphase hat die Versicherungswirtschaft nicht gemerkt, dass im Bereich Digitalisierung eine Disruption stattfand, weil sie schlicht und ergreifend auf dem digitalen Markt nicht vorhanden war.

Die heutigen Herausforderungen sind in den geeigneten IT-Fachkräften und den geeigneten Versicherungsträgern zu finden. Denn was nützt der digitale Vertrieb, wenn der Versicherer die Anträge analog abarbeitet? Die andere Herausforderung ist der Aufbau einer Vertriebsstrategie, die in den Zielgruppen, Produkt-, und Blockchain-Anforderungen definiert sind. Denn für teuer Geld lässt sich der erste Platz in der Google Suchmaschine erkaufen, ob dies wirtschaftlich ist, kann sich jeder selbst beantworten.

Bild: Versicherungsunternehmer und Business Angel Kersten Jodexnis

Viele Menschen sind von der Flut an Versicherungsangeboten und -informationen im Internet überfordert. Wie helfen Sie Ihren Kunden dabei, sich in diesem Umfeld zurechtzufinden?

Die Vermittlerschaft ist gut beraten, sich den Kooperationen wie z. B. VEMA e.G. oder der VIRADO Plattform für Spezialversicherungen anzuschließen. Das spart Zeit und viel Geld. Wir selbst haben uns als Versicherungsvermittler mit den Endkundenplattformen clickvers.de (für Spezialversicherungen, wie z. B. Motorsport, Golf) und der Plattform onlineversicherung.de (als Versicherungsoutlet) organisch über viele Jahre etabliert. Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung als Versicherungsmakler können wir dem Kunden nach "best practice" und "best advice" Markenversicherungen mit marktgerechtem Preis anbieten. Durch unsere Vorabauswahl helfen wir den Kunden, sich in dem Versicherungsdschungel zurechtzufinden. Durch eine professionelle Mannschaft im Stammhaus in Hannover gewährleisten wir auch eine kontinuierliche Betreuung.

Es ist ein Trend in Richtung volldigitalisierte Versicherungslösungen erkennbar. Wie schätzen Sie im Hinblick darauf die Zukunft der Branche ein und welche Bedeutung kommt dabei Insurtech-Start-ups zu?

Ja, ganz eindeutig; Im Bereich von Produkt-assessorischen Versicherungen (Reiseversicherungen, Handyversicherungen) von z.B. Reisebüros oder Handyversendern. Ein großer Teil des sogenannten Massengeschäfts (Kfz, Haftpflicht, Tierversicherungen, Hausrat, etc.) ist schon in den jeweiligen Spezial- und Teilmärkten sehr digital unterwegs. Der größte Treiber zur Volldigitalisierung sind die Start-up-Unternehmen. Von der digitalen Antragsstrecke bis zum Schadenabwicklungssystem kamen die Innovationen von Start-ups. In der Verwaltung wird es ein Muss. Bei gewerblichen und industriellen Risiken werden mit weiterem Ausbau der künstlichen Intelligenz neue und damit auch revolutionierende Risikobeurteilungen entstehen.

Sie sind in vielen Unternehmen und Start-ups engagiert. Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?

Die meisten Start-ups müssen noch ihre Gewinnfähigkeit beweisen. Aus dem anfänglichen forschen Auftreten ist ein "wir müssen noch liefern" geworden. Die Fortschritte in allen Bereichen haben gezeigt, dass unser Mut, frühzeitig zu investieren, Früchte trägt. Dazu zählt das Investment bei Simplesurance in Berlin mit der Marke Schutzklick sowie der Zwischennischenanbieter Insurninja in Düsseldorf, ein Versicherungsmakler für E-Sportler und Gamer, der kundengerechte Versicherungslösungen anbietet. Natürlich auch das hauseigene Produkt onlineversicherung.de, welches es geschafft hat, organisch den Switch von einem monolinen Produktanbieter zu einer ALLSPARTEN-Kundenplattform zu machen.

Auf welche zukünftigen Projekte dürfen wir uns freuen?

Wir werden die bisherigen Strukturen intelligent ausbauen, organisch wachsen und natürlich das ein oder andere Produkt in der Nische etablieren. Es wird nichts mehr in Papierform geben. Alle Projekte sollten und werden sich in einem Ökosystem wiederfinden. Wie das geht, zeigt unsere neue Beteiligung an dem Start-up Unternehmen Gapless. Dass wir Visionen haben, sehen Sie an der Beteiligung an Universal Quantum, Sussex, die sich mit der Entwicklung des Quantum Computer beschäftigen. Die nächste Generation in der Familie ist in der Trainee Warteschleife. Auf den Eintritt freut sich der jetzige Senior am meisten.

Enthaltene Werte: DE0008467440,DE0009653394,XD0002747026,DE000SLA5T64,CH0420019983

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