DJ SAP steigert operative Marge im 3Q stärker als erwartet
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Softwarekonzern SAP hat im dritten Quartal zwar eine überraschend deutlich gestiegene operative Marge erreicht - trotz der zuvor gesenkten Prognosen für 2020 und 2023 -, doch spiegelt dies vor allem Umsatzbelastungen im Lizenz- wie auch Cloudgeschäft wider. Die vielbeachtete Marge kletterte auf Non-IFRS-Basis auf 31,7 bzw währungsbereinigt 31,9 Prozent nach 30,6 Prozent im Vorjahresquartal. Analysten hatten 31,2 Prozent geschätzt.
Hintergrund ist ein um 4 Prozent auf 6,535 Milliarden Euro überraschend gesunkener Umsatz, während das operative Ergebnis nur um knapp 1 Prozent auf 2,069 Milliarden Euro abnahm. Die Schätzungen der Analysten für die eigentlich erst am Montagmorgen anstehenden Quartalszahlen lagen jeweils höher bei 6,887 bzw 2,117 Milliarden Euro. Alle Angaben sind auf Non-IFRS-Basis.
Cloudwachstum abgeflacht, Lizenzgeschäft bröckelt weiter
Die Erlöse aus dem zukunftsträchtigen Cloudgeschäft zogen mit 10 (2. Quartal: 19) Prozent geringer als erwartet an und erreichten 1,984 (Prognose: 2,112) Milliarden Euro. Der seit diesem Jahr genannte Auftragsbestand im Cloudbereich (Current Cloud Backlog) ist gegenüber den Vorjahreszeitraum um ebenfalls 10 (2. Quartal: 20) Prozent auf 6,6 Milliarden Euro gestiegen.
Im traditionsreichen und margenstarken Lizenzgeschäft verzeichnete SAP einen Einbruch um fast ein Viertel auf 714 (Vorjahr: 932) Millionen Euro.
Anders als die gekappten Umsatz- und Gewinnerwartungen hat SAP die im April gesenkten und im Juli teilweise erhöhten Erwartungen beim Cashflow für 2020 weiter angehoben, ausgehend von einer anhaltenden Verbesserung im dritten Quartal. Der freie Cashflow war mit 1.052 (Vorjahr: 370) Millionen Euro ebenso positiv wie der operative Cashflow mit 1.321 (638) Millionen.
Unter dem Strich stand mit 2,098 Milliarden Euro ein um 34 Prozent höherer Gewinn, je Aktie waren es 1,70 (1,30) Euro, ausgelöst durch einen hohen Beitrag von Sapphire Ventures. Der im Silicon Valley ansässige Risikokapitalgeber von SAP verbuchte mit 715 Millionen Euro um gut 500 Millionen mehr aus der Höherbewertung seiner Investitionen.
S/4Hana zieht weiter (Neu-)Kunden an
Bei SAPs Kerndatenbank S/4Hana hat sich die Zahl der Kunden um 20 Prozent erhöht auf 15.100, im Vorquartal lag die Zuwachsrate bei rund 22 Prozent. Die Neukundenzahl war mit rund 500 konstant.
SAP-Chef Christian Klein sprach davon, dass sich die Kunden aufgrund der Corona-Krise an einem Wendepunkt befinden, da für sie "der Umstieg in die Cloud, verbunden mit einer echten Neuausrichtung ihres Geschäfts, unerlässlich geworden" sei. Dass dieser Wendepunkt auch für SAP selbst gilt, machte Finanzvorstand Luka Mucic deutlich: "Unser beschleunigter Umstieg in die Cloud wird sicherstellen, dass wir unseren Weg als Cloud-Wachstumsunternehmen fortsetzen." Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit von Kosteneinsparungen, um so und mit "unserem widerstandsfähigen Geschäftsmodell" die neue Zielsetzung zu erreichen.
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October 25, 2020 17:29 ET (21:29 GMT)
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