DJ MÄRKTE EUROPA/Börsen erholen sich etwas - Pfund weiter unter Druck
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben am Freitagnachmittag unter Abgabedruck, wenngleich sich die Kurse etwas von den Tiefs gelöst haben. Am Gesamtbild hat sich derweil nichts geändert. Vor dem Wochenende mit seinen diversen Unsicherheitsfaktoren gehen Anleger auf Nummer sicher und trennen sich von Positionen. Die jüngsten Daten des Robert-Koch-Instituts zur Corona-Pandemie zeigen bei Neuinfektionen und Corona-Toten in Deutschland neue alarmierende Höchststände. Vor diesem Hintergrund mehren sich die Signale und Stimmen, dass es am Wochenende eine Art Not-Ministertreffen geben könnte mit neuen Maßnahmen, die Ausgangssperren beinhalten könnten. Baden-Württemberg ist bereits vorgeprescht, hier gelten ab Samstag strikte Ausgangsbeschränkungen.
Derweil geht das politische Lavieren um ein Anschluss-Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien weiter. Eine Einigung liegt grundsätzlich im Interesse beider Seiten. Eine solche ist aber dennoch weiter nicht in Sicht. An den Finanzmärkten gehen die meisten Anleger bislang davon aus, dass es zu einer Einigung kommen wird. Wenn dem nicht so sein sollte, drohen scharfe Marktkorrekturen. Nach Aussage von Premier Boris Johnson ist ein No-Deal-Brexit "sehr wahrscheinlich". Auch die EU hat sich zurückhaltend geäußert. Der DAX gibt 1,3 Prozent ab auf 13.125 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 0,9 Prozent auf 3.491 Zähler. In London geht es mit den Kursen um 0,7 Prozent nach unten.
Pfund steht unter Druck
Am Devisenmarkt steht das Pfund unter Druck. Der Euro gibt seine Aufschläge des Vortages nach den EZB-Ausführungen zur Ausweitung des Pandemiekaufprogramms mit der wachsenden Risikoaversion ab und fällt auf 1,2120 Dollar. EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe den Weg für eine weitere Aufwertung des Euro grundsätzlich aber freigemacht, indem sie erklärt habe, dass der Euro-Kurs kein Politikziel der EZB darstelle, heißt es im Handel. Bei dem Euro-Rücksetzer dürfte das Brexit-Dilemma eine Rolle spielen.
Unter Druck stehen unter anderen Automobilwerte. Der Stoxx-Subindex verliert 1,2 Prozent. Marktteilnehmer sehen dahinter auch die auf dem EU-Gipfel vereinbarten neuen Klimaziele, die als "realitätsfremd" bezeichnet werden. Innerhalb von zehn Jahren sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent gesenkt werden. Überraschend kommen die Vereinbarungen allerdings nicht. VW, BMW und Daimler geben bis zu 2,4 Prozent nach.
Rolls-Royce geben in London 6,1 Prozent nach. Für Verstimmung sorgt, dass das Unternehmen wegen der coronabedingt verlangsamten Erholung im Flugreiseverkehr für 2020 nun einen höheren Mittelabfluss als zuvor und insgesamt einen negativen freien Cashflow erwartet. Die Analysten von AJ Bell gehen noch weiter und sind skeptisch, ob das Unternehmen im zweiten Halbjahr kommenden Jahres einen positiven Cashflow erreichen werde.
Bankensektor leidet weiter unter EZB und Brexit-Sorgen
Für den Bankensektor geht es um 1,5 Prozent nach unten. Dieser geriet bereits am Vortag nach der EZB-Entscheidung unter Abgabedruck. Negativ stieß auf, dass die EZB die Freibeträge beim Staffelzins nicht erhöht hatte. Auch lastet die wachsende Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns der Brexit-Verhandlungen auf dem Sektor, wovon vor allem der britische Bankensektor betroffen wäre. Für britische Banken sieht Morgan Stanley Abwärtspotenzial von 10 bis 20 Prozent im Fall eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU ohne Anschlussvertrag.
Erleichterung treibt den Grenke-Kurs um 9,8 Prozent nach oben. Die Ratingagentur S&P hat die für die Finanzierung wichtige Bonitätsnote bestätigt und das Unternehmen wieder von der Beobachtungsliste gestrichen. Die Vorwürfe des schweren Fehlverhaltens bei Grenke seien unbegründet, Prüfungen hätten kein wesentliches Fehlverhalten festgestellt, so die Erklärung. Nach den Vorwürfen von Viceroy Research hatte S&P das Rating im September unter Beobachtung genommen. Die Grenke-Aktie war damals massiv unter Druck geraten.
Carl Zeiss Meditec verlieren nach endgültigen Geschäftszahlen 1,1 Prozent. Wegen des Nachfragerückgangs infolge der Corona-Pandemie sank das Nettoergebnis um knapp ein Viertel. Der Ausblick bleibt wegen der Covid-19-Pandemie weiter mit Unsicherheiten behaftet.
Sanofi und Glaxosmithkline mit Verzögerungen bei Impfstoff
Sanofi und Glaxosmithkline haben eine Verzögerung bei ihrer Corona-Impfstoffentwicklung gemeldet. Sanofi verlieren 2,7 Prozent, Glaxosmithkline liegen dagegen wenig verändert im Markt.
Analystenkommentare bewegen wie üblich ebenfalls die Kurse von Einzelwerten. Im DAX fallen Eon um 3,2 Prozent. Morgan Stanley hat die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt. Hellofresh springen um 6,6 Prozent an nach positiven Kommentaren von JP Morgan und vor allem von Kepler. Auch Delivery Hero sind gesucht - für die Aktie geht es um 1,6 Prozent nach oben.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.497,63 -0,70 -24,68 -6,61 Stoxx-50 3.086,37 -0,44 -13,58 -9,31 DAX 13.149,35 -1,10 -146,38 -0,75 MDAX 29.604,41 -0,29 -84,72 4,56 TecDAX 3.104,19 -0,33 -10,24 2,96 SDAX 13.949,23 -0,72 -101,72 11,49 FTSE 6.564,45 -0,54 -35,31 -12,50 CAC 5.524,49 -0,45 -25,16 -7,59 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,64 -0,03 -0,88 US-Zehnjahresrendite 0,88 -0,02 -1,80 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:20 Do, 17:28 % YTD EUR/USD 1,2118 -0,18% 1,2158 1,2118 +8,1% EUR/JPY 125,99 -0,44% 126,47 126,49 +3,4% EUR/CHF 1,0777 +0,20% 1,0773 1,0761 -0,7% EUR/GBP 0,9174 +0,52% 0,9127 0,9121 +8,4% USD/JPY 103,96 -0,27% 104,02 104,39 -4,4% GBP/USD 1,3209 -0,70% 1,3321 1,3287 -0,3% USD/CNH (Offshore) 6,5368 -0,00% 6,5250 6,5447 -6,2% Bitcoin BTC/USD 18.092,51 -1,30% 17.818,76 18.160,01 +150,9% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,77 46,78 -0,0% -0,01 -16,5% Brent/ICE 49,95 50,25 -0,6% -0,30 -17,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.841,95 1.836,40 +0,3% +5,55 +21,4% Silber (Spot) 24,02 24,03 -0,0% -0,00 +34,6% Platin (Spot) 1.014,25 1.030,95 -1,6% -16,70 +5,1% ===
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/flf
(END) Dow Jones Newswires
December 11, 2020 10:04 ET (15:04 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.