Mainz. (ots) - Die politische Debatte um die Impfstoffe köchelt zwar schon länger vor sich hin, nun aber könnte sie mit den Äußerungen von Biontech-Chef Sahin und SPD-Mann Lauterbach so richtig Fahrt aufnehmen: Hat die EU bei der Bestellung der Vakzine gegen Corona schwere Fehler gemacht? Der Hintergrund ist klar: Andere Länder sind beim Impfen schneller, und Versäumnisse in der Vorbereitung werden jetzt offensichtlich. Vermutlich müssen Deutschland und Europa auch mit anschauen, wie diese Schere noch weiter auseinandergeht. Und dann droht Feuer unterm Dach. Denn, klar, wer seine Bevölkerung schneller impfen kann, kommt auch schneller aus der Krise. Es bleibt zwar weiterhin politisch richtig, dass man bei der Zulassung zunächst auf eine europäische Lösung gesetzt hat. Nationale Alleingänge hätten die EU neuen, heftigen Fliehkräften ausgesetzt. Doch ist aus heutiger Sicht anzuzweifeln, dass die Kommission in Brüssel der Aufgabe gerecht geworden ist. Wenn der US-Produzent Moderna, wie dessen Chef sagt, 300 Millionen Impfdosen angeboten, die EU dies aber abgelehnt hat, so war das ein kapitaler Fehler. Auch hätte Europa von Anfang an mehr Dosen von Biontech bekommen können - hat aber wohl aufs falsche Pferd gesetzt. Es ist beruhigend, dass die Mainzer nun betonen, dass Deutschland genug Impfstoff bekomme und man mehr Dosen liefern werde als geplant. Aber je länger es dauert, bis es Klarheit gibt, desto quälender wird es - angesichts des Lockdowns und der bleibend hohen Zahlen an Corona-Fällen und Todesopfern. Es wäre ein Horrorszenario, irgendwann feststellen zu müssen: Europa hat beim Schutz der Menschen versagt.
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