BERLIN (dpa-AFX) - Die neue Juso-Chefin Jessica Rosenthal hat vorgeschlagen, Lehramtsstudentinnen und -studenten in der Corona-Krise als zusätzliche Lehrer einzusetzen. So könnten kleinere Lerngruppen gebildet und die Infektionsgefahr verringert werden, sagte die 28-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Wir können die Studierenden einstellen, die ja sowieso oft gerade ihre Nebenjobs verloren haben." Bund und Länder sollten Hotels und Messegelände anmieten und die Klassen aufteilen.
Zuletzt war kontrovers diskutiert worden, ob es in einigen Schulen oder zumindest ausgewählten Klassen trotz der hohen Infektionszahlen wieder Präsenzunterricht vor Ort geben soll. In mehreren Bundesländern soll dies trotz wachsender Proteste noch im Januar zumindest für Abschlussklassen gelten.
Rosenthal forderte eine wissenschaftlich fundierte Prüfung, welche Infektionsgefahr von den neuen Virusmutationen in den Schulen ausgeht - und zwar vor dem 25. Januar, wenn Bund und Länder über weitere Maßnahmen entscheiden wollen. "Aus meiner Sicht muss das Recht auf Bildung immer an allererster Stelle stehen und genauso müssen wir auch diskutieren", sagte sie. Schon jetzt müsse man aus der Corona-Krise lernen und direkt mehr Lehrerinnen und Lehrer einstellen. "Wir brauchen doch sowieso mehr Personal im Bildungsbereich. Das können wir jetzt schon machen", betonte sie.
Derzeit wird aus Sicht der Juso-Chefin für eine sichere Öffnung der Schulen zu wenig getan: "Wo sind denn die FFP2-Masken, wo sind denn die Schnelltests, wo sind die angemieteten Räume, wo ist das zusätzliche Personal", fragte Rosenthal, die selbst Lehrerin ist und seit dem vergangenen Jahr an einer Bonner Schule unterrichtet. "Das wäre alles möglich", betonte sie. "Wir haben in dieser Krise ja gesehen, dass man auch pragmatische Lösungen finden kann. Das ginge, wenn man die Mittel bereitstellt, so wie bei der Lufthansa oder Tui."
Dabei wolle sie kein Gegeneinander zwischen Hilfen für Unternehmen und Schulen heraufbeschwören. Aber: "Es ist jetzt einfach nötig, nicht auf das Geld zu schauen, sondern auf das Wohl der Kinder und Jugendlichen", forderte die am Freitag gewählte Juso-Chefin. Bereits in ihrer ersten Rede als Vorsitzende hatte Rosenthal kritisiert, dass trotz hoher Infektionszahlen zu viele Beschäftigte noch immer täglich ins Büro fahren müssen. Homeoffice dürfe für die Unternehmen nicht freiwillig sein. Firmen, deren Angestellte nicht von zuhause arbeiten könnten, sollten auch eine dreiwöchige Freistellung ermöglichen - "besonders dann, wenn Kinder betreut werden oder man zur Risikogruppe zählt", sagte sie der dpa./tam/DP/mis