Tesla, Volkswagen und Co. erwächst in Deutschland ein Konkurrent. In zwei Jahren will fox e-mobility die MIA 2.0 auf den Markt bringen. Der Preis und ein "einzigartiges Fahrzeugkonzept" sollen den Kunden überzeugen.
Welche weiteren Besonderheiten in dem neuen E-Auto stecken, erläutert fox-Chef Philippe Perret im Interview mit unserer Redaktion. Er spricht über den künftigen Finanzbedarf und erklärt, wieso fox e-mobility rasch in die Gewinnzone vorstoßen kann. Dabei spielen auch CO2-Credits eine wichtige Rolle.
Kurz zur Einordnung für die meisten Leser: Wer ist fox e-mobility?
Perret: Wir sind das erste an der Börse gelistete europäische Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung elektrischer Fahrzeuge fokussiert. Innerhalb von zwei Jahren wollen wir die MIA 2.0 als erstes voll elektrisches Kleinfahrzeug in Europa auf die Straße bringen. Das E-Auto soll bereits ab rund 16.000 Euro erhältlich sein. Wir sind auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Damit stehen wir vor dem Durchbruch der Massen-Elektromobilität in Europa. Das macht uns zu einem Vorreiter im unteren Preissegment - einem gewaltigen Wachstumsmarkt.
Im Dezember ist fox e-mobility über ein Reverse-IPO an die Börse gekommen. Der Kurs stieg damals von 1,10 Euro auf mehr als 4,20 Euro an. Inzwischen liegt das Papier wieder bei mehr als 2,40 Euro. War der zwischenzeitliche Ausschlag übertrieben? Und haben danach Gewinnmitnahmen eingesetzt?
Perret: Die Kursentwicklung der ersten Tage hat verdeutlicht, dass es eine sehr hohe Nachfrage nach einem vielversprechenden Player in unserem Segment gibt. Die Aktie ist innerhalb weniger Tage um mehr als 300 Prozent gestiegen. Dann haben Aktionäre Gewinne mitgenommen. Das ist in dieser Situation nichts Ungewöhnliches. Wir konzentrieren uns auf die operativen Fortschritte. Das werden die Investoren früher oder später honorieren.
Sie notieren derzeit im Düsseldorfer, Berliner und Hamburger Freiverkehr. Schon im Dezember sagten sie, dass dies nicht die letzte Börsenstation sein wird. Wann kommt der Aufstieg in den regulierten Markt, wann kann die Aktie über XETRA gehandelt werden?
Perret: Unser Anspruch ist es, Anlegern eine attraktive europäische, börsennotierte Alternative zu den bekannten amerikanischen und asiatischen Elektromobilitäts-Gesellschaften zu bieten. Der Börsengang war der erste Schritt bei diesem Vorhaben. Nun gilt es, die Aktie am Kapitalmarkt zu stärken.
Dazu streben wir kurzfristig eine Aufnahme in den Primärmarkt mit Anschluss an XETRA an. Darüber hinaus schaffen wir alle Voraussetzungen für ein Uplisting in den Prime Standard. Die Transparenzanforderungen erfüllen wir bereits jetzt. So stärken wir die Bekanntheit der Aktie, werden auch für Großinvestoren attraktiver und steigern das Handelsvolumen. Wir haben sehr gute Argumente für unsere Aktie.
Ihre MIA 2.0 soll nicht in eigenen Produktionshallen entstehen. Diese wollen sie an einen Auftragsfertiger auslagern. Welche Voraussetzungen muss der externe Produzent mitbringen?
Perret: Das Outsourcing der Produktion ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. Wir wollen schlank und schnell agieren. Daher fokussieren wir uns mit unseren ca. 12 Mitarbeitern in der aktuellen Phase auf die Entwicklung. Die Produktion werden wir an einen erfahrenen europäischen Partner auslagern. Es gibt in Europa ausreichend Kapazitäten für dieses Vorhaben und wir befinden uns hierzu aktuell in Gesprächen. Das ist zugleich ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Wir rechnen damit, in den nächsten zwölf Monaten einen Produktionspartner zu präsentieren, der unsere hohen Anforderungen an die Qualität und die Effizienz erfüllen kann.
Wie viel Geld benötigen sie für Forschung, Entwicklung etc.?
Perret: Unser Kapitalbedarf ist deutlich geringer als bei vergleichbaren Vorhaben, denn wir verfügen über einen entscheidenden Vorteil: Das Konzept der MIA 2.0 basiert auf der MIA 1.0, die bereits im Zeitraum von 2011 bis 2013 produziert wurde. In der MIA stecken daher bereits rund 150 Millionen Euro Entwicklungsaufwand, die wir nun "sparen". Insbesondere beim teuren Rohbau- und Crashkonzept sowie bei der E/E-Plattform inklusive des Antriebs müssen wir nicht von Null anfangen.
Daher benötigen wir nur rund 160 Millionen Euro, um das Fahrzeug zu entwickeln, auf die Straße zu bringen und den Break-Even zu erreichen. Das ist vergleichsweise sehr wenig Geld für ein völlig neues Fahrzeugkonzept. Das senkt das Risiko für unsere Anleger. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir entwickeln die MIA 2.0 in der Hälfte der Zeit für die Hälfte der marktüblichen Kosten.
Um die weiteren Schritte zu finanzieren, benötigen sie somit frisches Geld. Dies soll auch mittels Kapitalmaßnahmen ins Unternehmen kommen?
Perret: Wir planen im Laufe des Jahres das nötige Kapital sowohl in Form von Fremdkapital wie auch Eigenkapital einzuwerben. In unseren Gesprächen mit langfristig orientierten Investoren verzeichnen wir großes Interesse an unseren Plänen. Schließlich sind wir das einzige börsennotierte Unternehmen in Europa, das sich ausschließlich auf E-Autos konzentriert. Diese Investoren wollen wir ins Boot holen, um unsere Aktie zu stärken.
Was sind ihre Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu den E-Autos der Konkurrenz?
Perret: Ein wichtiges Argument für unsere Kunden ist der niedrige Preis von 16.000 Euro. In diesem niedrigen Preissegment gibt es bislang keine Elektroautos in Europa. Zudem bieten wir ein einzigartiges Fahrzeugkonzept, bei dem der Fahrer vorne in der Mitte sitzt. Die MIA 2.0 verfügt über Schiebetüren und über einen großen Kofferraum mit rund 1.500 Litern in der Variante als kleines Lieferfahrzeug. Obwohl sie von außen klein wirkt, ist sie innen dank der guten Aufteilung ein "Raumwunder".
Dieses einzigartige Raumkonzept ist darauf zurückzuführen, dass die MIA "neu gedacht" wurde und nicht nur ein geschrumpftes normales Auto ist. Das macht sie ideal auch für die Auslieferung auf der "letzten Meile" - ein stark wachsendes Segment. Städte und Kommunen versuchen zunehmend, große Vans und Transporter aus den Innenstädten fern zu halten.
Alle Berechnungen gehen davon aus, dass die MIA 2023 auf den Markt kommen wird. Wie sicher ist das überhaupt?
Perret: Wir kommen mit der Fahrzeugentwicklung gut voran und befinden uns im Zeitplan. Die Vorarbeit an der MIA 1.0 ist ein gewaltiger Vorteil für uns. Daher sind wir auf dem Weg zur Serienproduktion deutlich schneller als andere Anbieter. Wir bringen also bis 2023 ein Elektroauto mit neuester Technik auf die Straße, das signifikante Vorteile gegenüber den anderen "Stromern" bietet, die häufig nur umgebaute Benziner sind.
Wird die MIA 2023 auch schon in den USA oder China auf den Markt kommen?
Perret: Elektromobilität ist ein globaler Megatrend, der uns gewaltige Opportunitäten eröffnet. Um diese Chancen zu nutzen, ist es wichtig, fokussiert zu agieren. Wir wollen die MIA 2.0 zunächst in Europa verkaufen. Wir wollen uns aber Schritt für Schritt weiterentwickeln. Daher planen wir, an andere Unternehmen Lizenzen für den Vertrieb der MIA 2.0 insbesondere im asiatischen und amerikanischen Raum zu vergeben.
Quirin bewertet sie mit einem Kursziel von 6,60 Euro, das entspricht einer Marktkapitalisierung von mehr als 450 Millionen Euro. Ist das übertrieben?
Perret: Die Analysten von Quirin sind die Spezialisten in diesem Bereich. Die Bewertung unterstreicht, dass renommierte Kapitalmarktexperten großes Potenzial in unserer Aktie sehen. Das bestätigt uns darin, dass der Gang an die Börse die richtige Entscheidung war. Neben dem Vertrieb der MIA 2.0 in Europa und den Lizenzen für andere Märkte steht unser Geschäftsmodell auf einer dritten Säule: dem Verkauf von CO2-Credits. So werden wir bereits im Jahr der Markteinführung schwarze Zahlen schreiben. Es ist allerdings wichtig festzustellen, dass alle drei Geschäftsfelder für sich betrachtet profitabel sind.
Manch ein Investor beobachtet die Volatilität der Aktie mit leichter Sorge. Sie sind noch in der Entwicklungsphase und Umsätze sind erst in zwei Jahren zu realisieren, wenn alles klappt. Was sagen sie diesen Skeptikern?
Perret: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die MIA 2.0 ist einzigartig und trifft genau die heutigen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen insbesondere in den großen Städten und Ballungsräumen. Wer sich mit fox e-mobility beschäftigt, wird merken, dass hinter dem Unternehmen sehr erfahrene und erfolgreiche europäische Manager stehen, die ebenfalls substanziell an der Gesellschaft beteiligt sind und schon verschiedene Elektrofahrzeuge entwickelt und auf die Straße gebracht haben.
Wir arbeiten für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens und das honorieren auch die Investoren, mit denen wir sprechen. Von kurzfristigen Kursschwankungen lassen wir uns nicht aufhalten. Das ist für eine Aktie, die erst seit knapp zwei Monaten an der Börse notiert, nichts Ungewöhnliches. Wir entwickeln ein innovatives E-Auto für die Metropolregionen dieser Welt, das nachhaltige Verkehrslösungen ermöglicht - keine Emissionen, extrem platz- und ressourcensparend, dabei aber mit sehr großem Raumangebot für die Insassen und Transporte und zudem noch zu 95 Prozent recycelbar.
Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet-online mit der Redaktion von www.4investors.de.
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