FRANKFURT (dp-AFX) - Der Dax hat sich nach zwei Verlusttagen am Donnerstag wieder etwas stabilisiert. Zuletzt stieg der deutsche Leitindex um 0,24 Prozent auf 13 942,65 Punkte. In der vergangenen Woche hatte er bei 14 169 Punkten noch einen Rekord erreicht, Anschlussgewinne waren jedoch ausgeblieben.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen hingegen verlor am Donnerstagvormittag 0,28 Prozent auf 32 546,33 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,18 Prozent auf 3706,34 Zähler hoch.
Im Fokus standen am deutschen Aktienmarkt eine Bafin-Untersuchung beim Düngemittel- und Salzhersteller K+S , dessen Papiere daraufhin absackten, die gescheiterten Verkaufsgespräche für Thyssenkrupps Stahlsparte und eine Reihe von Unternehmenszahlen.
An der Wall Street hatte es der Dow Jones Industrial zwar am Vortag erneut auf eine neue Bestmarke geschafft. Doch auch dort zögern die Anleger auf dem hohem Niveau dann mit weiteren Käufen. Die Indizes der Technologiebörse Nasdaq waren zwischenzeitlich ein weiteres gutes Stück von ihren Rekorden zurückgekommen, hatten die Verluste bis zum Handelsende aber eingedämmt.
Die Anleger beschäftige weiter der Zinsanstieg am Anleihenmarkt bei einem gleichzeitig weniger attraktiven Bewertungsniveau an den Aktienmärkten, erklärte ein Marktstratege. Gleichzeitig bessere sich aber die Pandemie-Lage weiter und es herrsche Optimismus für ein Ende der Lockdown-Maßnahmen. Im Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed gab es zudem keinen Hinweis auf eine baldige Änderung der lockeren Geldpolitik.
Bei K+S mussten die Anleger einen Kurseinbruch von zwölf Prozent verkraften, nachdem bekannt geworden war, dass die Finanzaufsichtsbehörde Bafin eine Prüfung des Konzernabschlusses 2019 veranlasst hat. Damit waren die Aktien abgeschlagenes Schlusslicht im MDax. Konkret geht es um den Verdacht, dass der Düngerkonzern einen notwendigen Wertminderungsbedarf falsch und in Teilen zu spät angesetzt haben könnte. K+S geht davon aus, den Verdacht der Bafin entkräften zu können.
Der Batteriekonzern Varta litt trotz guter Jahreszahlen und der erstmals seit dem Börsengang 2017 in Aussicht gestellten Dividendenzahlung unter weiteren Gewinnmitnahmen: Die Papiere büßten mehr als neun Prozent ein. Das Geschäft im Segment Microbatteries & Solutions und der Ausblick enttäuschten, erklärte Analyst Florian Pfeilschifter von Stifel Europe. Er rechnet mit sinkenden Markterwartungen.
Dax-Schlusslicht mit minus 4,2 Prozent waren die Anteilsscheine von MTU . Das für 2021 signalisierte operative Ergebnis des Triebwerksbauers und auch die angestrebten Barmittelzuflüsse lägen unter den Markterwartungen, kommentierte JPMorgan-Experte David Perry. Der Ausblick spiegle schwächere Aussichten für den Luftverkehr wider. Die MTU-Papiere gehören wegen der Probleme der Luftfahrtbranche zu den größten Corona-Verlierern am Aktienmarkt.
Airbus verschreckte die Anleger mit einem Milliardenverlust für das vergangene Jahr sowie der abermaligen Streichung der Dividende. Dass Analysten einen noch heftigeren Verlust erwartet hatten, half den Aktien des Flugzeugbauers nicht: Sie büßten über dreieinhalb Prozent ein.
Beim Spezialverpackungshersteller Gerresheimer stand nach der jüngsten Kurserholung ein ähnlich hohes Minus auf dem Kurszettel. Gute Zahlen für das Schlussquartal 2020 sowie eine Dividendenerhöhung konnten die Anleger nicht begeistern.
Dagegen schüttelten Thyssenkrupp-Aktien ihre anfangs deutlichen Verluste ab und gewannen zuletzt 0,8 Prozent. Zwar beendete der Industrie- und Stahlkonzern die Gespräche mit Liberty Steel über einen Verkauf seiner Stahlsparte erfolglos. Ein Händler erinnerte indes daran, dass ein Verkauf nur eine von mehreren Optionen gewesen sei. Auch die Experten der Commerzbank halten es - gerade angesichts stark erholter Stahlpreise - für möglich, dass Thyssen nun einen Börsengang von Steel Europe anstrebt.
Bei Daimler konnten sich die Anteilseigner über einen Kursanstieg von anderthalb Prozent und einen der vorderen Dax-Plätze freuen. Die Stuttgarter legten endgültige Zahlen für das vergangene Jahr vor und stellten schon für 2021 wieder die Renditen in Aussicht, die die Aktionäre des Auto- und Lastwagenbauers jahrelang gewohnt waren - bevor die hohen Kosten für den Einstieg in die Elektromobilität und vor allem auch die teuren Diesel-Altlasten noch vor Corona den Gewinn in den Keller trieben. Daimler habe unter den Premiumherstellern den stärksten Ausblick vorgelegt, lobte Analyst Jose Asumendi von JPMorgan.
Die schon zuletzt rekordfreudigen Sartorius-Aktien zählten mit plus 1,6 Prozent ebenfalls zu den Favoriten der Anleger, obwohl der Pharma- und Laborzulieferer erst in Kürze seinen Jahresbericht vorlegt. Auf der Online-Pressekonferenz soll es einem Unternehmenssprecher zufolge vor allem um kommende Investitionen gehen. Sartorius war bereits zu Beginn der Pandemie in engem Kontakt mit mehreren Impfstoff-Entwicklern./gl/stk
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