DJ Energielobby pocht vor Wärmedialog auf bessere Marktbedingungen
BERLIN (Dow Jones)--Vor dem Spitzentreffen von Bund und Industrie zum klimaneutralen Umbau im Gebäudesektor in dieser Woche hat die Energiewirtschaft stärkere Anreize für die Wärmewende gefordert. Dafür müssten von Beginn an vorhandene Infrastrukturen und Energieträger mitgedacht werden, sagte die Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, der Nachrichtenagentur Dow Jones. "Mit einem Instrumentenmix aus klimaneutralen Gasen, grüner Fernwärme und effizienten Wärmepumpen lässt sich der Wärmemarkt schnell, nachhaltig und kosteneffizient dekarbonisieren."
Das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) hatte am vergangenen Freitag den Dialog "Klimaneutrale Wärme" gestartet und lädt Vertreter von Energie-, Bau und Wohnungswirtschaft für diesen Freitag (26. Februar) zur Auftaktveranstaltung. Ziel ist eine deutliche Verringerung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor, der für etwa ein Drittel der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Laut BDEW müssen hier allein in den kommenden 10 Jahren so viele Treibhausgas-Minderungen erreicht werden wie in den vergangenen 30 Jahren.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) forderte eine bessere Ausgestaltung der Bundesförderung effiziente Wärmenetze. "Auch muss die Wärmewende stärker im systemischen Gesamtzusammenhang eingebettet werden", betonte ein Verbandssprecher. "Dazu gehört etwa auch die Frage nach den Auswirkungen des vorgesehenen massiven Ausbaus von Wärmepumpen auf die Stromversorgungssicherheit. Wir müssen Strom und Wärme deshalb immer zusammendenken."
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) forderte einen deutlich höheren CO2-Preis. "Um eine klare und für Investoren vorhersehbare Preisentwicklung zu schaffen, muss allerdings ein Mindestpreis eingeführt werden, außerdem darf es keine Preisobergrenze geben", erklärte BEE-Präsidentin Simone Peter. Der zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Preis für Heiz- und Kraftstoffe von 25 Euro soll bis 2025 auf 55 Euro pro Tonne ansteigen und danach in einem Korridor von mindestens 55 und höchstens 65 Euro liegen.
Die Grünen im Bundestag warnten vor weiteren Subventionen für die fossile Wärmeversorgung. "Staatliche Subventionen für Gasheizungen müssen sofort gestoppt und Schlupflöcher für neue Ölheizungen gestopft werden", erklärte die Fraktionssprecherin für Energiepolitik, Julia Verlinden. Förderprogramme müssten umgehend zu 100 Prozent auf Energiesparen und erneuerbare Energien ausgerichtet werden. "Alles andere bedeutet fahrlässiges Verschleppen der Energiewende", so Verlinden.
Kritik übte sie auch daran, dass Altmaier die Wärmewende erst so spät angehe. "Erst jetzt einen Dialogprozess zu starten über Fragen, die seit Jahren auf dem Tisch liegen, ist ein Eingeständnis der riesigen Versäumnisse dieser Regierung im Wärmemarkt", so die Grünen-Politikerin.
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February 23, 2021 10:43 ET (15:43 GMT)
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