
DJ Merkel will "Puffer" für Lockerungen bei vermehrtem Testen prüfen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) die Bedeutung vermehrter Schnell- und Selbsttests für Lockerungen der Corona-Beschränkungen betont, zugleich aber auf ein schrittweises Vorgehen gedrungen. "Ich bin der Meinung, dass wir jetzt schauen müssen, und das muss sehr gründlich gemacht werden, ob wir uns durch vermehrtes Testen auch mit diesen Selbsttests einen Puffer erarbeiten können, sodass wir in der Inzidenz etwas höher gehen können als 35", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz nach dem Gipfel.
"Das setzt aber voraus, dass wir erst einmal breites Testen einführen", betonte Merkel und nannte besonders Tests in Schulen und Kitas, vermehrte Tests in Betrieben und Angebote zum Testen der Bevölkerung in Testzentren. Nötig seien aber etwa genaue Angaben über die Wirksamkeit der Selbsttests im Vergleich zu Antigen-Schnelltests. "Wir müssen erst einmal Erfahrungen sammeln, ob dieser Puffer wirklich wirkt", betonte die Kanzlerin. Die Tests müssten jetzt eingeführt und es müsse geschaut werden, welche Wirkung sie hätten. "Dann kann man überlegen, ob wir damit nicht auch etwas mehr Freiraum zum Öffnen haben, aber nicht unter Verzicht auf jegliche Inzidenzen."
Mit Blick auf Lockerungen betonte Merkel, "dass jetzt nicht alle Schritte auf einmal gemacht werden können". Es gehe darum, "Pakete" aus den unterschiedlichen Strängen wie Kontaktbeschränkungen, den Bereichen Schule und Hochschule sowie Geschäfte, Restaurants, Hotels, Kultur und Sport zu schnüren. "Aber zwischendurch, zwischen einem Öffnungsschritt und dem nächsten, muss immer eine Zeitspanne sein, in der ich überprüfe, ob ich weiter die Kontrolle über das Infektionsgeschehen behalte." Über die weitere Strategie wollen Bund und Länder am Mittwoch beraten.
Nach Merkels Angaben verständigte sich der EU-Gipfel, an dessen erstem Beratungstag es ausschließlich um die Corona-Krise ging, auf die Notwendigkeit eines digitalen Impfnachweises. "Hier sind sich alle einig, dass wir so etwas brauchen", sagte sie. Technische Vorarbeiten der EU-Kommission müssten nun umgesetzt werden, um eine Kompatibilität nationaler digitaler Impfausweise zu schaffen. Brüssel benötige dazu etwa drei Monate. Die Erwartung sei, "dass bis zum Sommerzeitraum das fertig ist". Das bedeute aber nicht, "dass nur reisen darf, wer einen Impfpass hat", stellte sie klar. "Darüber sind noch überhaupt keine politischen Entscheidungen getroffen worden." Mit Blick auf die Situation in Frankreich betonte Merkel zudem, Grenzkontrollen stünden "nicht auf der Tagesordnung".
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February 25, 2021 15:15 ET (20:15 GMT)
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