DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
SCHULDENREGELN - Frankreich will erreichen, dass bereits Mitte 2022 neue Regeln für die Haushaltsführung in der EU in Kraft treten, die den bisherigen Stabilitätspakt ersetzen. "Wenn die Aussetzung des Stabilitätspaktes 2022 endet, sollten die neuen Regeln angewendet werden", sagte ein Spitzenbeamter des französischen Finanzministeriums am Montag. Was die Neugestaltung angehe, gebe es eine "große Übereinstimmung mit den Vorstellungen von (Bundesfinanzminister) Olaf Scholz". Die französische Regierung hält die "überwuchernden" europäischen Vorschriften für Kontrolle und Koordinierung der Haushalts- und Wirtschaftspolitik nicht mehr für praktikabel. Bei strikter Anwendung würden sie derzeit geradewegs in eine neue Rezession führen, heißt es in Paris. Die EU-Regeln schreiben im Groben ein gesamtstaatliches Haushaltsdefizit von maximal 3 Prozent und eine Gesamtverschuldung von höchsten 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor. (Handelsblatt/FAZ/Welt)
UNTERNEHMENSSCHULDEN - In der Corona-Pandemie ist die Schuldenlast deutscher Unternehmen deutlich gewachsen. Das zeigt eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) von mehr als 400 Firmen aus 30 Branchen, die dem Handelsblatt vorliegt. Allein bis zum Sommer 2020 ist deren Verschuldung im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 1,5 Billionen Euro gestiegen. Gründe sind die staatlichen Hilfsfinanzierungen und Kredite in vielen notleidenden Branchen sowie die in der Krise gestiegene Aufnahme von Bankkrediten. Die Zahl dürfte seit dem Herbst 2020 im Zuge des erneuten Lockdowns weiter gestiegen sein. (Handelsblatt)
AFD - Der Chef des Meinungs- und Wahlforschungsinstitutes Forsa, Manfred Güllner, sieht die AfD trotz ihrer Verluste bei den jüngsten Landtagswahlen langfristig stabil in der Parteienlandschaft verankert. Die AfD sei die Sammlungspartei für Wähler mit einem geschlossen rechten Weltbild, sagte Güllner der Augsburger Allgemeinen. "Der geschlossene Kern hilft ihnen, über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen." Güllner bezifferte den Anteil der Wähler mit einer rechtsnationalen Gesinnung auf 10 Prozent. Im Osten Deutschlands liege er höher. (Augsburger Allgemeine)
FINANZPLÄTZE - Mehrere europäische Standorte haben vom Ausstieg Großbritanniens aus der EU stark profitiert. Dublin liegt vorn, wenn man auf die absolute Zahl der Neuansiedlungen schaut. Frankfurt macht das Rennen bei Banken. Dafür etabliert sich Amsterdam als Zentrum vieler Handelsgeschäfte. Luxemburg und Dublin wetteifern um Asset-Manager und Versicherer. "Es gibt eine gewisse Spezialisierung unter den Finanzzentren", sagt Nicolas Veron, Ökonom am Institut Bruegel in Brüssel und am Peterson Institute for International Economics in Washington. "Nur Paris hat keinen speziellen Schwerpunkt und ist relativ diversifiziert." (Handelsblatt)
EMISSIONSHANDEL - Das Centrum für Europäische Politik (cep) spricht sich in einer Studie zu den Klimazielen der Europäischen Union für eine Ausdehnung des Emissionshandels auf den Gebäudesektor aus. "Die Klimaziele der EU können am effektivsten und am effizientesten durch ein Emissionshandelssystem erreicht werden. Dies gilt grundsätzlich auch für den Gebäudesektor", schreibt Studienautor Martin Menner in dem Papier, das den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. Ein Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr in der EU schütze im EU-Emissionshandel erfasste Industrien, die von der Abwanderung bedroht sind, vor Belastungen durch zusätzlich steigende Zertifikatspreise, heißt es weiter. (Funde Mediengruppe)
GROSSBRITANNIEN - Im Brexit-Streit wirft die EU Großbritannien Vertragsbruch vor und startet rechtliche Schritte. Dies teilte die EU-Kommission am Montag mit. Ziel ist, Großbritannien zur Umsetzung der Sonderregeln für Nordirland im EU-Austrittsvertrag zu bringen. Doch könnte das Verfahren die Beziehungen der EU zu Großbritannien weiter belasten. EU-Kommissionsvize Maroš Šefcovic kritisierte "einseitige Entscheidungen und Verstöße gegen internationales Recht durch Großbritannien". Diese stellten das Nordirland-Protokoll im Austrittsvertrag in Frage und höhlten das Vertrauen beider Seiten aus, warnte er. (SZ)
KONSUM - Die Corona-Pandemie hat den Konsum in Deutschland massiv abgewürgt. So stark, wie seit mindestens 50 Jahren nicht. Mit einer nachhaltigen Erholung der privaten Ausgaben rechnen Marktkenner erst, wenn die Arbeitsplatzsorgen schwinden und die Angst um die Gesundheit weicht. (Welt)
DIN - Lange waren es deutsche Fachleute, die etwa in den Gremien der Internationalen Organisation für Normung (ISO) oder der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) den Ton angaben. Sie bereiteten damit maßgeblich der (Export-)Stärke der heimischen Industrie den Boden - getreu der Erkenntnis von Werner von Siemens: Wem der Standard gehört, dem gehört der Markt. Was für die gute alte Industrie galt, gilt für die vernetzte Wirtschaft von heute nicht mehr. Bei Digitalthemen seien die Vertreter deutscher und europäischer Unternehmen "oft unterrepräsentiert", sagt Christoph Winterhalter, Chef des Deutschen Instituts für Normung (DIN). Er warnt: Wenn der Einfluss weiter schwinde, "haben wir es irgendwann nicht mehr in der Hand, nach welchen Qualitätsstandards Produkte hier auf den Markt kommen". Außerhalb der einschlägigen Expertenzirkel interessiert sich kaum jemand für Normen und Standards. Aber deren Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft ist enorm. (Handelsblatt)
PFLEGEREFORM - Das Bundesgesundheitsministerium sieht die Pflege immer weniger als ein Thema des Individuums und der Sozialversicherungen an. Vielmehr sei die Versorgung der Bedürftigen zunehmend eine gesellschaftspolitische Aufgabe und sollte daher aus allgemeinen Steuermitteln mitgetragen werden. Das geht aus einem Arbeitsentwurf zum Pflegereformgesetz hervor, der der FAZ vorliegt. (FAZ)
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March 16, 2021 01:31 ET (05:31 GMT)
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