WASHINGTON (dpa-AFX) - Eine Ausweitung der Meeresschutzgebiete würde nicht nur den Lebensraum der dortigen Bewohner schützen, sondern auch außerhalb der Gebiete die Vielfalt und Anzahl mariner Arten erhöhen. Davon würde letztlich auch die Fischerei profitieren, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature". Mindestens 30 Prozent der Meeresflächen müssten ihrer Ansicht nach als Schutzzonen ausgewiesen werden.
"Der Bestand an Meereslebewesen in den Ozeanen ist aufgrund von Überfischung, Zerstörung von Lebensräumen und Klimawandel weltweit zurückgegangen", wird Studienleiter Enric Sala von der National Geographic Society in Washington, D.C. (USA) in einer Mitteilung der Gesellschaft zitiert. Bisher stünden nur sieben Prozent der Meere unter irgendeinem Schutz, streng geschützt seien nur 2,7 Prozent. Sala und Kollegen möchten den Schutz der Meere massiv ausweiten und stellen deshalb ihr Konzept im Vorfeld der 15. Weltbiodiversitätskonferenz vom 17. bis 30 Mai in Kunming (China) vor. Sie plädieren unter anderem aus Klimaschutzgründen auch für eine Einschränkung der Grundschleppnetzfischerei, da dabei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt werde.
Die Forscher errechneten, dass Schutzzonen auf 28 Prozent der Meeresflächen 5,9 Millionen Tonnen Lebensmittel mehr aus dem Meer erbringen würden als ein Weitermachen wie bisher. Sie ermittelten zudem, dass jährlich 1,47 Billionen Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr infolge der Grundschleppnetzfischerei in den Ozean gelangen. Das CO2 trägt zur Versauerung des Meerwassers und unter anderem zur Zerstörung der Korallenriffe bei.
Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, ist von den Berechnungen in der Studie nicht überzeugt. Sie sei zwar differenzierter als frühere, ähnliche Studien, aber er geht nicht davon aus, dass ausgedehnte Meeresschutzzonen der Fischerei helfen werden. "Die These, dass es durch die Erholung des Fischbestands in den Schutzzonen zu einem Anwachsen des Fischbestands außerhalb der Zonen kommt, ist nicht ein einziges Mal belegt worden", sagt Zimmermann./fm/DP/mis