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BERLIN (dpa-AFX) - Der Anstieg der Corona-Infektionszahlen in Deutschland verläuft nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder "ganz deutlich exponentiell". "Das Infektionsgeschehen gewinnt an Dynamik", sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag in Berlin.
Eine Zunahme von 5,6 binnen eines Tages - das hatte es bei der Zahl bundesweit binnen sieben Tagen gemeldeter Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner schon länger nicht mehr gegeben. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Freitag bundesweit bei 95,6. Am Donnerstag hatte sie noch bei 90 gelegen. Einen mindestens ebenso rasanten Tagesanstieg hatte es zuletzt im Januar im Zuge der zweiten Welle gegeben - vom 9. auf den 10. Januar von 153,9 auf 162,2.
Ein Wert von mehr als 95 wurde zuletzt Ende Januar (98,1 am 28.1.) gemeldet. Danach war die Inzidenz noch einige Zeit gesunken, ein Tiefstand wurde mit 56,8 am 19. Februar erreicht. Seither geht es mit dem Wert wieder merklich aufwärts.
Angesichts der raschen Ausbreitung der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 stünden "leider wieder schwere Wochen bevor", sagte Schaade. Eine Verschlimmerung der Lage um Ostern, vergleichbar mit der Zeit vor Weihnachten, sei gut möglich. "Dieser Anstieg der Fallzahlen ist real. Nach unseren Daten lässt er sich nicht damit erklären, dass mehr Schnelltests gemacht werden", betonte er. Die ansteckendere und wohl auch tödlichere Variante B.1.1.7 wird nach RKI-Daten inzwischen in etwa drei von vier Fällen nachgewiesen.
Dass die neue Corona-Welle sich zunehmend aufschaukelt, wird auch bei den erfassten Neuinfektionen deutlich. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen eines Tages 17 482 Corona-Neuinfektionen - etwa 5000 mehr als vor einer Woche. Auch Werte um 17 500 hatte es bei den täglich gemeldeten Neuinfektionen zuletzt im Januar gegeben.
Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 226 weitere Todesfälle registriert. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 12 834 Neuinfektionen und 252 neue Todesfälle verzeichnet. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zum Januar, in dem die Zahl neu erfasster Todesfälle häufig noch um die 900 oder gar 1000 gelegen hatte.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich das Infektionsgeschehen stets verzögert in den Todeszahlen niederschlägt, weil zwischen Nachweis der Infektion und dem Tod häufig mehrere Wochen liegen. Die aktuell steigenden Fallzahlen werden sich also erst in einigen Wochen in der Todesfallstatistik niederschlagen. Zudem sehen Experten inzwischen aber auch einen Impfeffekt: Viele der Senioren, die besonders anfällig für schwere Covid-19-Verläufe sind, sind inzwischen geimpft und damit weitgehend geschützt.
Dies dürfe aber nicht zu einer Fehleinschätzung der Lage führen, warnte Schaade. Laufen lassen könne man das Infektionsgeschehen nach wie vor nicht, weil es dann immer mehr Intensivpatienten und Todesfälle in jüngeren Generationen gebe. Schon jetzt sei zu sehen, dass die Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen im Mittel immer jünger werden.
Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 629 750 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 401 700 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 74 358.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Freitagabend bei 1,18 (Vortag 1,12). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 118 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen./kll/DP/fba