PARIS (dpa-AFX) - Die EU-Wettbewerbshüter haben unter Auflagen grünes Licht für weitere Staatshilfen an die schwer von der Corona-Krise getroffene Fluggesellschaft Air France gegeben. Frankreich könne bis zu vier Milliarden Euro zur Stärkung des Eigenkapitals beisteuern und dem Unternehmen helfen, die finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen, erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Dienstag.
Es ist nicht die erste Milliardenhilfe für den französisch-niederländischen Konzern Air France-KLM . Im vergangenen Jahr hatte die Regierung in Paris bereits sieben Milliarden Euro zugesichert. Auch aus Den Haag kam Geld. Der Konzern profitierte damit nach früheren Angaben von Finanzhilfen von über zehn Milliarden Euro, die direkt vom Staat kommen oder staatlich abgesichert werden.
Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sagte dem Radiosender France Inter, der französische Staat könne nun seinen Aktienanteil auf rund 30 Prozent erhöhen. Er hält aktuell gut 14 Prozent. Im Gegenzug muss Air France am Pariser Flughafen Orly einen Teil der Start- und Landeslots an andere Unternehmen abgeben. So könnten Konkurrenten ihre Aktivitäten auf diesem Flughafen ausweiten, wodurch faire Preise und eine größere Auswahl für Verbraucher gewährleistet seien, erklärte Vestager.
Im vergangenen Jahr machte Air France-KLM ein Verlust von 7,1 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 290 Millionen ein Jahr zuvor. Zudem verliert das Unternehmen permanent Geld. Zwischen Ende September und Ende Dezember schrumpften die flüssigen Mittel und Kreditlinien von 12,4 auf 9,8 Milliarden Euro.
"Der Staat bekräftigt sein Engagement an der Seite der Gesellschaft und ihrer Beschäftigen, indem er Air France erneut finanziell unterstützt und größter Aktionär wird", sagte Ressortchef Le Maire. Diese Entscheidung gewährleiste "das Weiterbestehen eines strategischen Unternehmens für die französische Nation".
Auch der Lufthansa -Konzern war im vergangenen Jahr von seinen Heimatstaaten Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien gestützt worden - mit insgesamt neun Milliarden Euro. Trotz des nachhaltig gestörten Flugverkehrs hat sich Lufthansa inzwischen finanziell stabilisiert und sich am freien Kapitalmarkt günstigere Kredite besorgt.
Bei der anstehenden Hauptversammlung am 4. Mai will sich die Unternehmensführung von den Aktionären ermächtigen lassen, die hochverzinsten stillen Einlagen des Bundes in Höhe von 5,5 Milliarden Euro durch eine Kapitalerhöhung ablösen zu können. Vorstand und Aufsichtsrat sollen diese Ermächtigung bis 2026 nutzen können. Auch bei der Lufthansa ist der Staat über den deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds mit einem Anteil von 20,05 Prozent größter Einzelaktionär./mjm/DP/jha