DJ IWF: Asset-Preise in einigen Märkten überhöht
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)--Die außerordentlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise haben nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für lockere Finanzierungsbedingungen gesorgt und die Wirtschaft unterstützt und damit zur Eindämmung von Finanzstabilitätsrisiken beigetragen. In seinem aktuellen globalen Finanzstabilitätsbericht weist der IWF aber zugleich darauf hin, dass die Preise von Vermögenswerten in einigen Märkten überhöht seien und die finanziellen Schwachstellen zunähmen. Zwei vordringliche Themen sieht der IWF in diesem Zusammenhang:
1. Ungewollte Straffung der Finanzierungsbedingungen
Es besteht das Risiko, dass eine ungleichzeitige und uneinheitliche Erholung der Weltwirtschaft zu strafferen Finanzierungsbedingungen führen könnte - vor allem dann, wenn sie vom Versuch einer Politiknormalisierung und rapide steigenden Zinsen in Industrieländern begleitet wäre.
Der IWF weist darauf hin, dass dies Schwellenländer vor immense Probleme stellen könnte. Viele von ihnen hätten in diesem Jahr einen hohen Refinanzierungsbedarf, was bei hohen Inflationsraten oder global weiter steigenden Langfristzinsen "Überroll-Risiken" mit sich brächte.
Zudem sind die Unternehmen in vielen Ländern der Welt laut IWF überschuldet. Besonders groß sei der Stress bei kleineren Unternehmen, und zwar weltweit. In bestimmten, von der Pandemie besonders betroffenen Sektoren gelte dieser Befund aber auch für mittelgroße und sogar große Firmen.
Ob die Pandemie bleibende Schäden an den Volkswirtschaften hinterlässt, wird laut IWF auch von der Fähigkeit und dem Willen der Banken abhängen, Unternehmen Kredite zu geben, wenn die Staatshilfen auslaufen. Sorgen über die Kreditwürdigkeit hoch verschuldeter Unternehmen und die Gewinnaussichten dürften den Risikoappetit der Institute dämpfen.
2. Finanzielle Schwachstellen nicht dauerhaft werden lassen
Stark akkommodierende finanzielle Rahmenbedingungen könnten ungewollte Auswirkungen haben. Werden diese nicht berücksichtigt, könnten die von der Pandemie bloßgelegten finanziellen Schwachstellen zu neuen strukturellen Problemen werden.
Wegen einer möglichen Wirkungsverzögerung makroprudenzieller Maßnahmen müssen die Behörden frühzeitig handeln. Laut IWF sollten sie makroprudenzielle Instrumente in Bereichen erhöhter Anfälligkeit einsetzen, ohne dabei eine breite Straffung der Finanzierungsbedingungen auszulösen.
Wo solche Instrumente nicht vorhanden seien - zum Beispiel in Bereichen der nicht über Banken ablaufenden Kreditvergabe - sollten dringend welche entwickelt werden. Weil die Entwicklung und der Einsatz makroprudenzieller Instrumente schwierig seien, sollten die Behörden prüfen, an anderen Stellen Puffer zu schaffen, um das Finanzsystem zu schützen.
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April 06, 2021 10:30 ET (14:30 GMT)
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