
ATHEN (dpa-AFX) - Die Militärpflicht wird in Griechenland ab Mai von neun auf zwölf Monate verlängert. Damit wird es mittelfristig rund ein Viertel mehr Wehrpflichtige geben. Ausgenommen sind Wehrdienstleistende, die sich freiwillig für den Dienst in Grenzgebieten etwa auf den griechischen Inseln vor der türkischen Küste melden. Wer dort antritt, muss weiterhin nur neun statt zwölf Monate dienen. Ziel sei es, dadurch mehr junge Leute dort hinzulocken und diese wichtige Einheiten zu verstärken, sagte der griechische Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos am Montag der Athener Zeitung "Ta Nea".
Hintergrund der Maßnahme sei der Konflikt mit der Türkei um Energie- und Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer, hieß es aus Kreisen des Verteidigungsministeriums. Die Zahl der aktiven Wehrpflichtigen und der Berufssoldaten könnte mit der neuen Regelung von etwa 100 000 auf 133 000 erhöht werden, so Experten in griechischen Medien.
Die griechischen Streitkräfte leiden unter der niedrigen Geburtenquote im Land von derzeit rund 1,3 Prozent. Bleibt dieser Trend so, könnte die griechische Bevölkerung von heute knapp elf Millionen bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf weniger als zehn Millionen Menschen schrumpfen - und es entsprechend auch an Nachwuchs für den Militärdienst mangeln.
Die Ausweitung des Militärdienstes ist zuzeit bei weitem nicht die einzige militärische Maßnahme Athens. Griechenland hat zuletzt 18 französische Kampfflieger des Typs Rafale bestellt und plant zudem die Anschaffung neuer Fregatten. Das Land hat selbst während der schweren Finanzkrise von 2010 bis 2018 stets an seinen hohen Militärausgaben festgehalten. Die hohen Investitionen hatte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis bei einem Berlin-Besuch im März 2020 mit dem Satz erklärt: "Weil die Türkei unser Nachbar ist und nicht Dänemark."/tt/axa/DP/mis