HAMBURG (dpa-AFX) - Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex ist im ersten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als vor einem Jahr. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von knapp 55 Millionen Euro nach minus 38 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie der MDax -Konzern am Dienstag im Hamburg mitteilte. Die Erlöse konnte Nordex dank guter Geschäfte aber deutlich steigern. Für die Aktie ging es am Vormittag dennoch bergab.
Vorstandschef José Luis Blanco hatte bereits Ende März gesagt, dass er noch ein schwaches erstes Quartal erwarte. Geschäftsprozesse seien in Anbetracht der Pandemie in ihrer Effizienz nach wie vor beeinträchtigt oder auch verzögert, hieß es nun. Hinzu kam laut Mitteilung, dass Nordex im ersten Quartal zu einem größeren Teil noch von margenschwächeren Altprojekten belastet war. Die Windkraftbranche leidet zudem seit einiger Zeit unter hohem Wettbewerb und entsprechendem Preisdruck. Zudem belasteten Nordex Mehrkosten.
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die Nordex-Aktie lag kurz nach Handelsbeginn 3,8 Prozent im Minus und rutschte auf ein Tief seit März ab. Zuletzt erholten sich die Titel aber wieder etwas und notierten noch 1,3 Prozent tiefer. Das Umfeld für Werte aus den Erneuerbaren Energien gilt als allgemein eingetrübt: Wie die Technologiewerte leiden auch sie derzeit wieder unter Inflations- und Zinsangst der Anleger. Bei Nordex gilt das kapitalbedürftige Geschäft als besonders empfindlich für solche Sorgen.
Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Fünftel auf 10,4 Millionen Euro, die entsprechende Marge sackte auf 0,8 Prozent ab nach 1,4 Prozent. Blanco war Ende März davon ausgegangen, dass sich die Folgequartale aber stark entwickeln dürften. Von Problemen, die mit der Corona-Pandemie entstanden seien, wie beispielsweise Verzögerungen in der Lieferkette, erhole sich das Unternehmen nach und nach, sagte der Manager damals. Insgesamt sehe er einen positiven Trend für das Jahr.
Nordex hatte bereits Mitte April mitgeteilt, dass der Auftragseingang um fast ein Viertel auf 1,25 Gigawatt (GW) gesunken sei und berichtete nun von einer "verhaltenen Nachfrage" der globalen Windindustrie zum Jahresstart. Ein Großteil der Aufträge kam im ersten Quartal aus Europa. Nordex profitierte hier von einer traditionell guten Position in den Märkten. Beim Umsatz dagegen konnte Nordex klar zulegen. Die Erlöse stiegen um rund 30 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. Der Konzern verwies in diesem Zusammenhang auf deutlich gestiegene Installationen.
Jefferies-Experte Constantin Hesse attestierte dem Windkraftanlagen-Bauer eine starke Umsatzentwicklung, allerdings habe die Corona-Krise weiter die Profitabilität gebremst. Ein Händler stellte angesichts von Nordex betonter Unsicherheiten und zuvor nur gedämpfter Zukunftsaussagen von Konkurrenten auch ein Fragezeichen hinter den vom Unternehmen bestätigten Ausblick.
So soll der Umsatz 2021 weiter auf 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro ansteigen. Auch die Profitabilität soll zulegen: Die Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) soll 4,0 bis 5,5 Prozent betragen und sich damit im Vergleich zum Vorjahr mindestens verdoppeln. Auch die strategischen Ziele bis 2022 bestätigte der Konzern. So will Nordex dann einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro und eine Ebitda-Marge von acht Prozent schaffen. Hierbei soll auch ein Sparprogramm helfen.
"Insgesamt bleiben wir zuversichtlich für 2021 und gehen von einer positiven Entwicklung des Geschäftsverlaufs aus", sagte Blanco. Nordex sei sich aber auch der höheren Unsicherheiten bewusst, die sich aus der anhaltenden Pandemie und dem allgemeinen Preisdruck bei Rohstoffen ergäben, verdeutlichte der Konzernchef./eas/mne/stk