DJ MÄRKTE EUROPA/Inflationsängste belasten - DAX über 2% im Minus
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Dienstagmittag deutlich nach unten. Die Schwäche an der Wall Street im späten Handel am Montag gibt die Richtung vor. Der überraschend starke ZEW-Index verpufft dagegen. Belastend wirken zunehmend Tapering-Spekulationen, also die Sorge, dass die Notenbanken schon bald ihre expansive Geldpolitik straffen könnten. Die Reserve Bank of Australia könnte nach ihren Pendants in Kanada und Großbritannien als nächste Notenbank ihre Wertpapierkäufe schon bald zurückgefahren, und in China sorgten hohe Rohstoffpreise für deutlichen Auftrieb bei den Erzeugerpreisen. Die US-Zehnjahresrendite tendiert weiter nach oben und liegt bei 1,60 Prozent, die deutsche Zehnjahresrendite steigt um rund 3 Basispunkte auf -0,18 Prozent.
In diesem Umfeld steigen die Risikoprämien, die die Investoren fordern. Wenn die Renditen der Anleihen in den kommenden Wochen und Monaten weiter steigen, bedeutet dies auf der anderen Seite, dass die Investoren nur noch bereit sind, niedrigere Bewertungen, sprich Kurs-Gewinn-Verhältnisse, zu zahlen. Dies belastet vor allem die aktuell hoch bewerteten Sektoren.
Der DAX verliert 2,4 Prozent auf 15.038 Punkte, sämtliche 30 DAX-Werte liegen im Minus. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,2 Prozent auf 3.933 Punkte nach unten. Die hoch bewerteten Technologiewerte gelten als besonders anfällig bei einer Eintrübung des bislang für Aktien so günstigen Zinsumfelds. Ihr Stoxx-Subindex verliert 2,7 Prozent. Noch viel stärker fällt aber der Index der Reise- und Freizeitaktien mit fast 5 Prozent.
"Vor den US-Verbraucherpreisen am Mittwoch dürfte der Markt vorsichtig bleiben", erwartet ein Marktteilnehmer dazu passend. Die jüngsten US-Daten zu den Inflationserwartungen seien hoch und hätten am Montag die Stimmung belastet.
Gewinnmitnahmen trotz guter Zahlen
Die steigende Risikoaversion der Investoren drängt selbst positive Impulse der Berichtssaison in den Hintergrund. Die Bereitschaft, Gewinne mitzunehmen, ist ungebrochen hoch. Das zeigt sich unter anderem bei Thyssenkrupp (-7,1%). "Die Zahlen sind nicht der Kicker", kommentiert Heino Ruland von Ruland Research den Quartalsausweis. Angesichts des günstigen Preisumfelds habe man mehr erwarten können, auch wenn Thyssenkrupp die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis angehoben habe.
Etwas über den Erwartungen ist das bereinigte EBIT von Eon (-0,1%) ausgefallen. Den Ausblick hat der Versorger allerdings nur bestätigt. Von guten Zahlen spricht ein Marktteilnehmer auch bei Gea (-3%). "Der Auftragseingang liegt leicht über den Erwartungen, der Nachsteuergewinn deutlich", sagt er.
K+S (-2,8%) ist in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hat die Prognose erhöht. Statt mit 440 bis 500 Millionen Euro operativem Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft rechnet K+S nun mit 500 bis 600 Millionen. Für Dürr geht es um 4 Prozent ebenfalls nach unten. "Die Zahlen liegen alle leicht über den Schätzungen", meint ein Börsianer gleichwohl. Das operative Ergebnis liege sogar um die Hälfte höher.
Von durchwachsenen Zahlen ist mit Blick auf den Chemikalienhändler Brenntag (-5,6%) die Rede. Das operative Ergebnis liege über, das Ergebnis je Aktie aber unter den Erwartungen. Auch der Umsatz habe die Erwartungen verfehlt, heißt es.
Jenoptik, Home24 und Morphosys stark unter Druck
Im TecDAX stehen Jenoptik stark unter Druck. Nach der Eröffnung ging es zeitweise um 11 Prozent nach unten, im Verlauf aktuell immer noch um 6,4 Prozent. "Das ist 'fast money', das Kasse macht", meint ein Händler. Am Morgen hatte es noch geheißen, der starke Auftragseingang könnte den Kurs stabilisieren. Das Ergebnis lag im ersten Quartal aber unter den Erwartungen, den Ausblick hat Jenoptik bekräftigt.
Der Kurs von Home24 (-15%) bricht nach den Quartalszahlen regelrecht ein. Das Unternehmen hat zwar den Ausblick bekräftigt, "der Kurs war aber einer der Lockdown-Gewinner, nun werden Gewinne mitgenommen", so ein Marktteilnehmer. Daneben sei das Umfeld für die Branche mit steigenden Holzpreisen und Problemen bei den Lieferketten schwierig.
Die Erstquartalszahlen von Fraport (+2,7%) sind laut der Citigroup im Rahmen ihrer Erwartungen, aber besser als im Konsens geschätzt, ausgefallen.
Aareal Bank verlieren nach Bekanntgabe der Erstquartalszahlen 5,5 Prozent. Hier moniert die Citigroup, dass das Betriebsergebnis die Konsensprognose um 3 Prozent verfehlt habe.
In Paris stehen Alstom mit 3,4 Prozent Minus unter Druck. Das operative Ergebnis liegt zwar leicht über den Erwartungen, die Margen aber leicht unter Vorjahr. "Und den Ausblick gibt es erst am 6. Juli", moniert ein Marktteilnehmer.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.933,04 -2,24 -90,31 10,71 Stoxx-50 3.376,64 -2,07 -71,43 8,63 DAX 15.037,71 -2,36 -362,70 9,61 MDAX 31.532,94 -2,83 -918,50 2,39 TecDAX 3.263,04 -2,91 -97,70 1,56 SDAX 15.573,36 -2,73 -436,98 5,48 FTSE 6.959,53 -2,30 -164,15 10,26 CAC 6.246,10 -2,19 -139,89 12,51 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,18 0,03 -0,42 US-Zehnjahresrendite 1,60 0,00 -1,08 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:33 Mo, 17:20 % YTD EUR/USD 1,2157 +0,20% 1,2136 1,2160 -0,5% EUR/JPY 132,20 +0,12% 132,13 132,24 +4,8% EUR/CHF 1,0969 +0,30% 1,0942 1,0940 +1,5% EUR/GBP 0,8603 +0,11% 0,8598 0,8604 -3,7% USD/JPY 108,75 -0,09% 108,89 108,75 +5,3% GBP/USD 1,4131 +0,07% 1,4115 1,4133 +3,4% USD/CNH (Offshore) 6,4217 -0,01% 6,4289 6,4129 -1,3% Bitcoin BTC/USD 55.856,25 +0,21% 55.351,75 57.426,75 +92,3% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 64,33 64,92 -0,9% -0,59 +32,3% Brent/ICE 67,72 68,32 -0,9% -0,60 +31,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.840,84 1.835,90 +0,3% +4,94 -3,0% Silber (Spot) 27,48 27,33 +0,6% +0,15 +4,1% Platin (Spot) 1.252,00 1.251,00 +0,1% +1,00 +17,0% Kupfer-Future 4,80 4,73 +1,4% +0,07 +36,3% ===
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May 11, 2021 06:55 ET (10:55 GMT)
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