Die EU will anonyme Krypto-Wallets verbieten. Doch laut Krypto-Experten Philipp Sandner ist das gar nicht so einfach möglich. Hat der Gesetzgeber die Grundlagen der Kryptografie nicht verstanden?
Die EU-Staaten haben sich auf neue Transparenzregeln bei Krypto-Transaktionen geeinigt. Genau wie bei normalen Überweisungen sollen künftig sämtliche Transfers von virtuellen Vermögenswerten oder Kryptowerten nachverfolgbar sein. Dies geht aus einer Anfang Dezember veröffentlichten Mitteilung des Europäischen Rates hervor.
Anbieter von Krypto-Dienstleistungen müssten demnach zukünftig "vollständige Angaben über Auftraggeber und Begünstigte der von ihnen durchgeführten Transfers von virtuellen Vermögenswerten oder Kryptowerten erheben und zugänglich machen." Damit sollen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindert werden.
Grundsätzlich sollen anonyme digitale Geldbörsen, sogenannte 'unhosted Wallets', verboten werden.
Krypto-Experte Phillip Sandner, Leiter des Frankfurter Blockchain Centers, begrüßt den EU-Vorstoß. Denn "der Kryptowährungsmarkt wird dadurch weiter reguliert. Das bietet Anlegerschutz und führt zunehmend dazu, dass auch Unternehmen das Thema 'Kryptowährungen' ernster nehmen." Die Nachverfolgung von Krypto-Transaktionen diene auch der Geldwäscheprävention.
Ein Verbot anonymer Krypto-Wallets, sogenannter 'unhosted Wallets', "sei jedoch faktisch nicht durchsetzbar", so Sandner gegenüber wallstreet:online. Denn letztlich sei ein anonymes Krypto-Wallet nichts anderes als, "ein 'private-Key' [ein Art Passwort für eine Kryptowährung] ", den nur eine Person kenne.
Derjenige, der den 'private-Key' kenne, könne dann über die jeweiligen Token verfügen. Der "'private-Key' werde aber nicht vom System oder einer Instanz zugeteilt", sondern werde vom Besitzer der Token selbst gewählt, so Sandner.
Deshalb könne die EU zwar anonyme Krypto-Wallets untersagen, ein Verbot der Selbstaufbewahrung von Token sei aber kaum durchsetzbar. "Schließlich könnte ich mir das Passwort ja im Kopf überlegen und es nie irgendwo hinschreiben." Sandner kritisiert deshalb: "Der Gesetzgeber hat die Grundlagen der Kryptografie nicht verstanden."
Kathrina Gehra, CEO des Münchner Blockchain-Startups Immutable Insigh, begrüßt den Regulierungsvorstoß der EU ebenfalls. Im Gespräch mit Martin Kerscher von wallstreet:online TV sagte sie: "Ich bin grundsätzlich eine große Befürworterin für eine klarere Regulatorik, die den Akteuren in einer Blockchain-basierten Token-Ökonomie Spielregeln vorgibt, die verständlich und eindeutig sind."
Bei anonymen Krypto-Wallets vertritt Gehra ein ähnliche Position wie Blockchain-Experte Sandner: "Ein Verbot von 'unhosted Wallets' ist naiv."
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion
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