CARBIS BAY (dpa-AFX) - Entwicklungsorganisationen haben "mehr Klarheit" über die versprochenen Impfstoffspenden der G7 für ärmere Länder gefordert. Auf dem Gipfel der großen Industrienationen (G7) im englischen Carbis Bay sprach Romilly Greenhill von der Organisation One am Sonntag von einem "geheimnisvollen Nebel", der die genannten Zahlen umhülle. "Die Welt muss einen klaren Fahrplan sehen."
Fraglich sei, wo die Impfstoffe herkommen sollen. Auch sei unklar, was wirklich neu oder von früheren Zusagen erneuert worden sei. So hatte Gastgeber Großbritannien von einer Milliarde Impfspenden bis Ende nächsten Jahres gesprochen - Kanzlerin Angela Merkel eher vage von der Verteilung von insgesamt 2,3 Milliarden Dosen.
Greenhill fragte auch, wie die G7 die Versorgungskrise durch den Exportstopp Indiens auffangen wolle, das als Hauptlieferant für die Impfplattform Covax dienen sollte. Wegen der schweren Infektionswelle im eigenen Land hatte Neu Delhi im April die Ausfuhren eingestellt.
Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) initiierte Impfprogramm Covax hatte bis Sonntag erst 83 Millionen Impfdosen an 131 Länder ausgeliefert. Geplant war deutlich mehr. Das liegt nicht nur am Exportstopp Indiens, sondern auch daran, dass die reichen Länder den Impfstoff zum Großteil zunächst für sich selbst aufgekauft haben. So ist das dringendste Problem der Mangel an Impfstoff.
Die WHO dringt seit Wochen darauf, dass reiche Länder statt gesunde Jüngere zu impfen Impfstoffdosen spenden, damit in ärmeren Ländern wenigstens Pflegepersonal und die gefährdetsten Menschen geimpft werden können.
Bisher haben Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Belgien, Schweden, Dänemark, die USA, Japan, Norwegen, Neuseeland und die Vereinigten Arabischen Emirate 180 Millionen Impfdosen als Spende an Covax zugesagt. Das meiste davon - wie 30 Millionen Impfdosen aus Deutschland - soll "bis Ende des Jahres" geliefert werden. Viel zu spät, sagt die WHO. Covax braucht bis September 250 Millionen Dosen.
Das Covax-Ziel, bis Ende des Jahres rund zwei Milliarden Impfdosen auszuliefern, wurde inzwischen auf "bis Anfang 2022" verschoben. Rund 1,8 Milliarden sollen an 91 ärmere Länder gehen, die selbst keinen finanziellen Beitrag leisten können. Dort sollen damit jeweils rund 30 Prozent der Erwachsenen geimpft werden./lw/DP/zb