HALLE (dpa-AFX) - Das Bahnunternehmen Abellio fordert von mehreren Bundesländern Nachzahlungen zum weiteren Betrieb seiner Bahnverbindungen. Andernfalls müssten andere Alternativen ausgelotet werden, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. Dabei könnte es sich nach Informationen aus den Ländern um ein Schutzschirmverfahren - eine spezielle Variante der Insolvenz - handeln. Abellio wollte das bisher nicht bestätigen.
Der Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa in Sachsen-Anhalt, Peter Panitz, sagte am Mittwoch, Abellio habe die regionalen Aufgabenträger aufgefordert, die Nachzahlungen bis Ende Juni vorzunehmen. Andernfalls werde das Unternehmen eine solches Insolvenzverfahren anstreben. Diese Forderung habe es auf einer Konferenz des Bahnbetreibers mit Verkehrsverantwortlichen der Länder Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Thüringen gegeben. Abellio wollte auch dies nicht bestätigen. In den genannten Ländern betreibt Abellio einen Teil des Linienverkehrs.
Grund für die geforderten Nachzahlungen seien gestiegene Kosten für Personal, Ausbildung und durch Baustellen. Diese seien weder bei Angebotsabgabe noch bei der Unterzeichnung der einzelnen Verkehrsverträge vorhersehbar gewesen, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit.
Einige Bundesländer hatten bereits Bereitschaft zu Nachverhandlungen gezeigt. Dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr wird in NRW bereits seit dem vergangenen Jahr mit den Eisenbahngesellschaften über eine mögliche Anpassung der bestehenden Verträge verhandelt. Abellio hatte versichert, dies habe keine Auswirkungen auf den Zugverkehr. Man fahre weiter.
Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland etwa 3000 Mitarbeiter - die meisten davon in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Abellio gehört zur niederländischen Staatsbahn Nederlandse Spoorwegen./wpi/DP/jha