BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Für Zehntausende Bankbeschäftigte in Deutschland geht es in den nächsten Monaten um mehr Geld und flexiblere Arbeitsbedingungen. Am kommenden Mittwoch (23.6.) beginnen die Tarifverhandlungen für 60 000 Mitarbeiter von öffentlichen Instituten wie Landes- und Förderbanken sowie mehreren Sparkassen. Eine Woche später (1.7.) kommen die Verhandler für die 140 000 Beschäftigten bei privaten Banken zum ersten Mal in dieser Tarifrunde zusammen. Verhandlungsort ist in beiden Fällen Berlin.
Auf Arbeitgeberseite haben es die Gewerkschaften dieses Mal mit zwei getrennten Tarifpartnern zu tun: Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sowie der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) verhandeln gesondert. Die Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken tritt erstmals seit 1972 wieder eigenständig für ihre derzeit 43 Mitgliedsinstitute an.
Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV) wollen nicht nur höhere Löhne durchsetzen. Es geht auch um Regelungen für mobiles Arbeiten/Homeoffice, eine kürzere Wochenarbeitszeit sowie den Anspruch zur Umwandlung von Gehaltserhöhungen in Freizeit.
Verdi fordert nach Angaben vom Freitag für beide Bankengruppen 4,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 150 Euro mehr pro Monat. Zudem will die Gewerkschaft erreichen, dass Beschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Verdi strebt einen neuen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Monaten an. "Ich erwarte sehr harte Auseinandersetzungen, das zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre", sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck.
Der DBV fordert sowohl für die privaten als auch für die öffentlichen Banken 4,8 Prozent mehr Geld sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 Stunden.
Die privaten Banken mahnten "strikte Kostendisziplin" an. "Die Banken bleiben auf Jahre hinaus auf der Kosten- und der Ertragsseite unter Druck, und wir haben es zurzeit mit so vielen Risiken und Unsicherheiten zu tun wie lange nicht", begründete die Verhandlungsführerin des AGV Banken, Commerzbank -Personalchefin Sabine Schmittroth. Auch beim Thema mobiles Arbeiten tritt der AGV Banken auf die Bremse: Übergreifende Regelungen auf Tarifebene seien hierbei nicht sachgerecht, das Thema gehöre auf Betriebsebene.
Gunar Feth, Verhandlungsführer der öffentlichen Banken, hofft, dass es in den eigenständigen Verhandlungen gelingen wird, "passgenauere Angebote" für die öffentlichen Banken zu erreichen: "Der Tarifvertrag muss die Grundlagen schaffen, damit wir Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt gestalten können. Das aktuelle Tarifvertragswerk, wie es Anfang der 1970er Jahren entstanden ist, muss deshalb reformiert werden."
Bei der vorherigen Runde 2019 hatten sich die Tarifparteien nach fünf Verhandlungsrunden unter anderem auf eine Erhöhung der Tarifgehälter in zwei Stufen von je 2,0 Prozent ab September 2019 und ab November 2020 geeinigt. Der Gehaltstarifvertrag läuft zum 30. Juni 2021 aus./ben/DP/eas