DJ MÄRKTE USA/Zinsängste und "Hexensabbat" belasten die Wall Street
NEW YORK (Dow Jones)--Die Angst vor rasch steigenden Zinsen und der Große Verfall haben an der Wall Street am Freitag für kräftige Abgaben gesorgt. Befeuert wurde die Zinsangst durch Aussagen des Präsidenten der Federal Reserve Bank of St. Louis, James Bullard. Dieser rechnet mit der ersten Zinserhöhung bereits im kommenden Jahr - und damit früher, als es die jüngst erst revidierten Prognosen der US-Notenbank nahelegten. Dagegen sagte der Präsident der Federal Reserve Bank Minneapolis, Neel Kashkari, dass er gegen jegliche Zinserhöhungen bis mindestens 2023 sei und das eine höhere Inflation nur vorübergehend sein werde.
Im Anschluss an ihre Zinssitzung hatte die US-Notenbank am Mittwoch einen geldpolitischen Kurswechsel signalisiert. Mit ihrer Einschätzung, dass die Zinsen schon bis Ende 2023 steigen dürften, untermauerte die Fed Erwartungen, dass sie gegen die steigende Inflation vorgehen werde. Damit hat sie aber auch der Rally am Aktienmarkt den Wind aus den Segeln genommen. Vor allem Aktien von Unternehmen, die als Nutznießer einer Erholung der Wirtschaft gelten, haben einen Dämpfer erhalten.
Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 1,6 Prozent auf 33.290 Punkte. Der Index markierte damit die schwächste Handelswoche seit Ende Januar. Der S&P-500 zeigte sich mit einem Minus von 1,3 Prozent bei 4.166 Punkten. Der Nasdaq-Composite fiel um 0,9 Prozent auf 14.030 Punkte. Dabei gab es 827 (Donnerstag: 1.158) Kursgewinner und 2.504 (2.151) -verlierer. Unverändert schlossen 124 (159) Titel. Am "Hexensabbat" verfielen Futures und Optionen auf Aktienindizes und Einzelaktien, was für eine erhöhte Volatilität sorgte.
Wenn die Fed zunächst ihre Anleihekäufe zurückfahre und dann auch noch die Zinsen erhöhe, werde sie den Drachen namens Inflation zähmen, meinte Gregory Perdon, Co-CIO bei Arbuthnot Latham. Und wenn die Inflation erst gezähmt sei, dürften Anleger vorzugsweise lang laufende oder zinssensitive Assets kaufen.
Kurzfristig wird die Inflation nach Meinung von Perdon jedoch noch etwas anziehen, was mit Lieferengpässen, besonders bei Computerchips, der gestiegenen Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sowie den Lockerungen der pandemiebedingten Einschränkungen zusammenhänge. Daher dürften Aktien vorerst weiter zulegen.
Starke Geschäftszahlen stützen Adobe - Smith & Wesson haussieren
Überraschend gute Geschäftszahlen verhalfen Adobe zu einem Plus von 2,6 Prozent. Zudem lag der Gewinnausbilick über den Erwartungen. Auch Smith & Wesson (+17,2%) hat bessere Zahlen als erwartet vermeldet und darüber hinaus einen Aktienrückkauf angekündigt. Aktien zurückkaufen will auch Fox Corp (+1,3%). Der Board des Unternehmens hat dazu am Donnerstag seine Zustimmung gegeben.
Die Aktie des in Berlin ansässigen Biotechunternehmens Atai Life Sciences wurde am Freitag erstmals an der Nasdaq gehandelt und feierte ein fulminantes Debüt. Der erste Kurs lag bei 21 Dollar und damit 40 Prozent über dem Ausgabekurs von 15 Dollar. Zum Handelsende notierten die Papiere bei 19,45 Dollar.
Dollar legt mit Bullard-Aussagen weiter zu
Der Dollar baute seine jüngsten Gewinne nach den Bullard-Aussagen weiter aus; der Dollar-Index gewann 0,4 Prozent. Der Euro fiel unter 1,19 Dollar und lag im späten US-Handel bei 1,1868 Dollar. Analystin You-Na Park-Heger von der Commerzbank stellte die Frage, wie weit die Rally noch gehen kann. Es bleibe schließlich dabei, dass hohe Inflationszahlen für den Dollar negativ seien, solange die Geldpolitik nicht angemessen reagiere. Ob es aber angemessen sei, eventuell übernächstes Jahr die Zinsen anzuheben, wenn aktuell bereits die Inflationsrate das Notenbankziel deutlich überschreite?
Aber immerhin bewege sich die US-Notenbank, was man von der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht sagen könne. Eine Notenbank im Krisenmodus, die laut Präsidentin Christine Lagarde noch nicht einmal darüber rede, ob eine Reduzierung der Anleihekäufe notwendig sein könnte, erscheine im Vergleich deutlich hinter der Kurve.
Die Ölpreise erholten sich von anfänglichen Abgaben, ausgelöst durch den weiter anziehenden Dollar, und drehten ins Plus. Händler verwiesen auf eine Warnung des National Hurricane Center vor einem Tropensturm in New Orleans und Louisiana. In der Region befinden sich eine Vielzahl von Ölförderanlagen. Etwaige Schäden könnten zu einer Angebotsverknappung und einem Anstieg der Preise führen.
Der Goldpreis konnte zwischenzeitliche Gewinne nicht behaupten und schloss mit Abgaben. Vor allem der starke Dollar belastete weiter. Dagegen stützten die fallenden Anleiherenditen das Sentiment für das zinslose Edelmetall etwas. Die Zehnjahresrendite fiel um 7,5 Basispunkte auf 1,43 Prozent und lag damit deutlich niedriger als vor den Beschlüssen der US-Notenbank.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 33.290,08 -1,58% -533,37 +8,8% S&P-500 4.166,45 -1,31% -55,41 +10,9% Nasdaq-Comp. 14.030,38 -0,92% -130,97 +8,9% Nasdaq-100 14.049,59 -0,81% -114,22 +9,0% US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,25 4,1 0,21 13,7 5 Jahre 0,88 -0,5 0,88 51,5 7 Jahre 1,21 -4,2 1,26 56,5 10 Jahre 1,43 -7,5 1,51 51,5 30 Jahre 2,01 -8,5 2,10 36,6 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:28 Uhr Do, 17:20 Uhr % YTD EUR/USD 1,1868 -0,33% 1,1902 1,1922 -2,8% EUR/JPY 130,72 -0,43% 131,00 131,55 +3,7% EUR/CHF 1,0945 +0,19% 1,0933 1,0928 +1,3% EUR/GBP 0,8594 +0,47% 0,8572 0,8557 -3,8% USD/JPY 110,16 -0,09% 110,04 110,35 +6,7% GBP/USD 1,3811 -0,79% 1,3886 1,3932 +1,1% USD/CNH (Offshore) 6,4584 +0,02% 6,4504 6,4567 -0,7% Bitcoin BTC/USD 35.332,26 -6,36% 37.921,26 38.843,51 +21,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 71,64 71,04 +0,84% 0,60 +47,7% Brent/ICE 73,42 73,08 +0,47% 0,34 +43,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.764,71 1.773,55 -0,50% -8,85 -7,0% Silber (Spot) 25,83 25,93 -0,36% -0,09 -2,1% Platin (Spot) 1.047,65 1.058,00 -0,98% -10,35 -2,1% Kupfer-Future 4,14 4,18 -0,83% -0,03 +17,5% ===
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June 18, 2021 16:21 ET (20:21 GMT)
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