DJ EZB/Panetta will QE mit Abweichung von Kapitalschlüssel ermöglichen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktor Fabio Panetta hat sich dafür ausgesprochen, der Europäischen Zentralbank (EZB) dauerhaft eine gezielte Beeinflussung der Staatsanleihezinsen einzelner Euro-Länder zu ermöglichen. Bei einer Zentralbankkonferenz plädierte Panetta außerdem für einen möglichst lockeren geldpolitischen Kurs nach dem Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP und lobte die aktuelle Zusammenarbeit von Geld- und Fiskalpolitik. "Wir sollten anerkennen, dass das, was in der Vergangenheit als unkonventionell galt, heute konventionell ist", sagte er.
Laut Panetta hat das Pandemiekaufprogramm (PEPP) die Vorteile einer flexiblen Geldpolitik gezeigt, "wenn Unterschiede in den Finanzierungsbedingungen zwischen den Ländern ein anhaltendes Hindernis für den Transmissionsmechanismus darstellen". "Wir sollten uns bemühen, die 'unkonventionelle Flexibilität' beizubehalten, die uns während der Pandemie gute Dienste geleistet hat", sagte er.
EZB kann bei PEPP von Kapitalschlüssel abweichen
Die EZB hat im Rahmen des PEPP eine gewisse Flexibilität im Hinblick auf die Art der gekauften Anleihen, die gekaufte Menge und die Herkunft der Anleihen. Auf dem Höhepunkt des Corona-Schocks kaufte sie verstärkt Staatsanleihen südeuropäischer Länder, deren Wirtschaft besonders hart getroffen war und deren Anleihezinsen sie damit gezielt senkte. Sie überschritt dabei die Grenzen, die ihr normalerweise durch die Anteile der Länder am eingezahlten EZB-Eigenkapital gesetzt sind.
Inzwischen haben sich die Anteile der Länder am Gesamtvolumen der erworbenen Staatsanleihen wieder angenähert. Im Rahmen des klassischen APP-Programms ist die EZB stärker an die EZB-Kapitalanteile gebunden und soll nicht mehr als ein Drittel der Anleihen eines Landes oder einer Emission besitzen. Panettas Vorschlag läuft darauf hinaus, die APP-Regeln denen des PEPP anzupassen.
"EZB muss Instrumente richtig kalibrieren"
Das PEPP ist allerdings an die Dauer der Pandemie gebunden und zunächst bis Ende März 2022 befristet. Panetta sprach sich für eine auch danach ausreichend lockere Geldpolitik aus. Er sagte: "Unser Fokus wird dann darauf liegen müssen, die Inflation über den Politikhorizont auf 2 Prozent zu bringen. Dies wird wiederum erfordern, dass wir unseren geldpolitischen Rahmen für die Zeit nach der Pandemie sorgfältig gestalten und unsere Instrumente richtig kalibrieren."
Die EZB darf ihren geldpolitischen Horizont laut Panetta zeitlich nicht zu weit stecken, wenn sie die Inflationserwartung bei 2 Prozent verankern will. "Wenn man uns glaubt, dass wir entschlossen sind, 2 Prozent (Inflation) ohne unnötige Verzögerung zu erreichen, und wenn man glaubt, dass unser Plan monetär-fiskalische Wechselwirkungen ermöglicht, dann werden steigende Inflationserwartungen unsere Aufgabe leichter machen", sagte er.
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June 28, 2021 05:37 ET (09:37 GMT)
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