KÖLN (dpa-AFX) - Weniger Einkaufsbummel, weniger Ladendiebstähle: Im Corona-Jahr 2020 sind die Verluste durch Langfinger im deutschen Einzelhandel deutlich zurückgegangen. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI summierten sich die Verluste des Handels durch Diebstähle im vergangenen Jahr auf 3,36 Milliarden Euro. Das waren rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr.
"Ein Grund dafür ist natürlich, dass viele Läden wegen der Pandemie ein Teil des Jahres geschlossen waren", erklärte der EHI-Sicherheitsexperte Frank Horst die Entwicklung. Doch auch die wegen der Pandemie zeitweise vorgenommenen Eingangskontrollen mit Sicherheitspersonal hätten sich hier ausgewirkt. Außerdem habe die Einschränkung der Mobilität in der Corona-Krise reisenden Ladendieben das Handwerk erschwert. Umgekehrt habe allerdings die durch Kurzarbeit ausgedünnte Belegschaft auf der Fläche in manchen Läden Diebstähle auch erleichtert.
Insgesamt wurden der Studie zufolge von Kundinnen und Kunden in den stationären Supermärkten, Warenhäusern, Baumärkten und Co. 2020 Waren im Wert von 2,16 Milliarden Euro gestohlen. Doch auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handelsketten langten zu und stahlen Ware im Wert von 885 Millionen Euro. Lieferanten und Servicekräfte waren der Studie zufolge für das Verschwinden von Produkten im Wert von 315 Millionen Euro verantwortlich.
"Rein statistisch gesehen wurde durch jede Person in Deutschland ein Warenwert von knapp 26 Euro pro Jahr gestohlen", erklärte der EHI-Sicherheitsexperte Frank Horst. Weitere 840 Millionen Euro Schaden entstanden durch organisatorische Mängel wie falsche Preisauszeichnungen.
Um ihre Waren vor Dieben zu schützen, gaben die Handelsunternehmen der Studie zufolge 2020 rund 1,3 Milliarden Euro aus - für Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen wie Artikelsicherung, Kameraüberwachung oder Detektiveinsätze. Auch das waren rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr.
Laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik sind die angezeigten Ladendiebstähle im vergangenen Jahr insgesamt um 6,7 Prozent auf 304 000 Fälle zurückgegangen./rea/DP/jha