BERLIN (dpa-AFX) - Online-Casinos sind seit diesem Donnerstag in ganz Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen legal. Wer im Netz an Glücksspielen teilnehmen will, braucht ein Spielkonto. Um Minderjährige auszuschließen, muss man dafür unter anderem Angaben zu Namen und Alter machen, Veranstalter und Vermittler müssen die Daten prüfen. Grundsätzlich dürfen Spieler nicht mehr als 1000 Euro im Monat auf das Spielkonto einzahlen und damit spielen. Das Limit gilt für alle Anbieter.
Hintergrund ist der neue Glücksspiel-Staatsvertrag, der am 1. Juli in Kraft getreten ist. Er soll unter anderem den Jugend- und Spielerschutz gewährleisten und Schwarzmärkten entgegenwirken. Alle Bundesländer haben den Vertrag ratifiziert. Schleswig-Holstein hatte bereits 2012 Internet-Casinos erlaubt.
Online-Poker und virtuelle Automatenspiele dürfen nur mit einer Erlaubnis angeboten werden, die beim Land Sachsen-Anhalt beantragt werden kann. Dort entsteht in Halle die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, die am 1. Juli 2022 erste Aufgaben übernehmen soll. Am 1. Januar 2023 soll sie 110 Beschäftigte haben, wie das Innenministerium in Magdeburg mitteilte. Die Behörde soll unerlaubte Glücksspiele technisch blockieren können und Zahlungen dafür unterbinden. Auch Testkäufe und Testspiele sind ihr erlaubt.
Veranstalter müssen dem Vertrag zufolge zudem auf eigene Kosten Software einsetzen, die frühzeitig erkennen kann, welche Spieler süchtig nach Glücksspielen werden könnten oder bereits süchtig danach sind. Betroffene können sich künftig übergreifend für Spielhallen, Spielbanken, Online-Casinos sowie Sportwetten sperren lassen.
Direkt vor oder während der Live-Übertragung eines Sportevents ist die Werbung für Sportwetten zu diesem Spiel verboten. Aktive Sportler und Funktionäre dürfen außerdem nicht mehr für Sportwetten werben. Werbung für virtuelle Automatenspiele, Online-Poker und Online-Casinospiele ist von 6 bis 21 Uhr im Rundfunk und Internet ganz tabu.
Auf die Einsätze bei Glücksspielen in Online-Casinos wird künftig analog zu Renn- und Sportwetten ein Steuersatz von 5,3 Prozent erhoben. Kritiker wie der Deutsche Sportwettenverband führen unter anderem an, dass Spieler auf den Schwarzmarkt ausweichen könnten.
Eine Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten haben einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge rund 430 000 Menschen in Deutschland./ah/DP/nas