HAMBURG (dpa-AFX) - Wegen des Fischereistreits fürchten die deutschen Fischer eine Konfrontation mit Norwegen. Nach dem Brexit versuche die norwegische Regierung derzeit an mehreren Stellen, eigene Fangquoten zulasten der EU-Fischer zu erhöhen, hieß es in einer Mitteilung des Deutschen Fischerei-Verbandes vom Donnerstag. "Weil der zu verteilende Fischbestand nicht größer wird, muss irgendjemand für diese Selbstbedienungsaktionen der Norweger die Zeche zahlen", sagte der Präsident des Verbandes, Gero Hocker. "Es kann nicht sein, dass die EU das einfach so hinnimmt."
Hintergrund des Konflikts sind nach Darstellung der deutschen Fischerei Verwerfungen nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU. "Während die EU ein grundsätzliches Abkommen mit Norwegen über Zugang und Quotenverteilung aushandeln konnte, scheiterten die Verhandlungen der Norweger mit den Briten." Als Reaktion habe Norwegen einseitig die EU-Fangquote für Kabeljau zu eigenen Gunsten gekürzt und wolle die eigene Quote für Makrelen zulasten der EU erhöhen. "Da im Rahmen einer nachhaltigen Bewirtschaftung die Gesamtfangmengen nicht steigen, würde daraus eine dauerhafte Verringerung der Fischereimöglichkeiten der EU resultieren", so der Verband.
Mit einer Eskalation rechnet der Verband spätestens Ende August, "weil dann die EU-Fischer aus Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich und Polen die Quote ausgeschöpft hätten, die ihnen Norwegen noch zugestehen will". Mittlerweile stehe eine Drohung Norwegens im Raum, die Fahrzeuge aus fünf EU-Ländern in Arrest zu nehmen. "Sollte die EU in dieser Situation die legitimen Rechte der EU-Bürger nicht verteidigen, drohen dauerhafte Verluste von Fangrechten mit einem Gesamtwert von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr."
Großbritannien hat mit dem Brexit auch die Gemeinsame Fischereipolitik der EU verlassen. Damit wollte die Regierung in London nach eigenen Angaben die heimische Fischwirtschaft beleben - und den Zugang für europäische Fischer in britische Gewässer erschweren. Gleichzeitig hat London durch den EU-Austritt auch gemeinsame Abkommen über den Zugang zu Gewässern Norwegens und anderer Länder verlassen, wo ein Großteil der für Fish and Chips verwendeten Arten wie Kabeljau und Schellfisch gefangen werden./kf/DP/jha