DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Christiane Woopen, hat die Debatte über eine Corona-Impfpflicht in Deutschland kritisiert. "Derzeit ist eine solche Diskussion ganz unangemessen", sagte Woopen der "Rheinischen Post" (Freitag). "Eine Herdenimmunität ist ohnehin nicht erreichbar, weil auch doppelt Geimpfte das Virus weitergeben, erkranken und sterben können, wenn auch mit erheblich niedrigerem Risiko. Eine Impfpflicht wäre nur im alleräußersten Notfall gerechtfertigt, wenn die gesundheitliche Situation völlig aus dem Ruder läuft. Und dann auch nur für bestimmte Berufsgruppen."
Woopen prangerte zugleich die Lockerungen in England an. "Was in England passiert, ist völlig unverantwortlich." Es könnten sich neue Mutanten bilden, und in vielen Teilen der Erde seien bisher kaum Menschen geimpft. "Die Pandemie ist weltweit noch lange nicht vorbei. Und so lange ist sie auch in Deutschland nicht vorbei. Bis wir wieder ohne Tests und Vorsichtsmaßnahmen leben können, wird es noch lange dauern."
Im größten britischen Landesteil England wurden am Montag fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Die Regierung setzt dort auf den Schutz der Impfungen und auf Eigenverantwortung.
In der Impfdebatte forderte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, derweil einen stärkeren Fokus auf Freiheiten für vollständig Geimpfte, weniger auf Strafen für Umgeimpfte. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag) sagte er: "Das würde den Menschen doch am Anschaulichsten zeigen, dass man an der Wirksamkeit der Impfungen keinen Zweifel hat."/seb/DP/zb