29.07.2021 -
Die Tapering-Debatte hat innerhalb der Fed weiter Fahrt aufgenommen. Sollte die Wirtschaft in den nächsten Wochen ihre Erholung fortsetzen, wird die US-Notenbank im September den Beginn der Rückführung der Wertpapierkäufe ankündigen.
Tapering-Debatte gewinnt an DynamikBei der Fed dreht sich derzeit alles um das Tapering. Das hat die jüngste Notenbanksitzung am 28. Juli mehr als deutlich gemacht. Notenbankpräsident Jerome Powell selbst sprach vom ersten »tiefen Eintauchen« des FOMC in die Frage, wann und wie die Wertpapierkäufe zurückgeführt werden sollen. Bereits im offiziellen Statement wird deutlich, dass sich die Tapering-Debatte intensiviert hat. Im Vorfeld hatte man hier eigentlich mit keiner Änderung gerechnet. Im Vergleich zum Juni-Statement fügte die Fed jedoch einen Satz hinzu. Darin räumen die Währungshüter ein, dass die Wirtschaft seit Dezember Fortschritte in Richtung der Fed-Ziele (Preisstabilität und Vollbeschäftigung) gemacht habe. Diese werde man auf den kommenden Sitzungen weiter prüfen. Dies ist als klarer Hinweis zu werten, dass die Notenbank dem Tapering näher gerückt ist. Weitere Indizien in dieser Hinsicht lieferte Powell im Rahmen der Pressekonferenz. Während in den vergangenen Wochen stets davon die Rede war, die Wirtschaft sei noch »weit« von substanziellen Fortschritten entfernt, fehlt jetzt nur noch »ein gutes Stück« (some way away). Ausserdem zeigte sich der Notenbankpräsident hinsichtlich weiterer Verbesserungen am Arbeitsmarkt zuversichtlich. Als Beleg dafür nannte er unter anderem mehrfach die hohe Zahl offener Stellen. Auf einen genauen Zeitplan für das Tapering liess Powell sich jedoch nicht festnageln. Dieser sei datenabhängig. Er selbst möchte noch einige starke Arbeitsmarktzahlen sehen.
Die Gefahren von Delta werden klein geredetEher gelassen fiel darüber hinaus die Einschätzung der Fed zur aktuellen Pandemie-Entwicklung aus. In der Delta-Variante sehen die Notenbanker offenbar keine grössere Gefahr für die Konjunktur. Powell meinte, es seien zwar durchaus Störungen zu erwarten (z.B. nochmalige Schulschliessungen). Gleichzeitig könne man aber auch feststellen, dass jede neue Welle der Pandemie geringere wirtschaftliche Auswirkungen gezeigt habe als die vorangegangene. Die Fed sei daher zuversichtlich, dass die Delta-Variante nicht allzu viel wirtschaftlichen Schaden anrichte.
Teuerungsschub »wahrscheinlich« temporärMit Blick auf die Inflation blieb die Einschätzung der Fed und ihres Präsidenten unverändert. Powell sieht im jüngsten Teuerungsschub einen temporären Faktor, der von einer Handvoll an Preisbewegungen (unter anderem bei Gebrauchtwagen und Flugtickets) ausgelöst wurde. Er sei daher optimistisch, dass mittelfristig die Inflationsraten wieder fallen. Für die kürzere Frist räumte er jedoch Aufwärtsrisiken ein, die genau beobachtet werden müssten. Das FOMC hätte aber noch eine Weile Zeit, um sich ein abschliessendes Bild über die Inflationsgefahren zu machen. Davon hänge dann auch ab, ob die Leitzinsen angehoben werden. Von diesem Schritt sei man aber noch weit entfernt.
Tapering-Ankündigung in ReichweiteIm Vergleich zu den jüngsten Powell-Aussagen vor dem Kongress (die Wirtschaft sei noch »weit« von substanziellen Fortschritten entfernt) hat die Tapering-Debatte sichtlich an Fahrt aufgenommen. Das FOMC hat erstmals Verbesserung in Richtung ihre Ziele anerkannt. Es wäre darüber hinaus ein Leichtes gewesen, die Pläne zur Rückführung der Wertpapierkäufe mit dem Hinweis auf die Delta-Variante hinauszuzögern. Davon machten die Währungshüter aber keinen Gebrauch. Die Notenbanker scheinen vielmehr gewillt, bei einer weiteren Erholung der US-Wirtschaft mit dem Tapering zu beginnen - und dieser Zeitpunkt könnte schneller erreicht werden als gedacht. Sollten die nächsten beiden Arbeitsmarktberichte positiv ausfallen - sprich markante Stellenzuwächse liefern - dürfte die Ankündigung zum Tapering bereits im September erfolgen. Mit der Reduzierung der Wertpapierkäufe könnte dann im Dezember 2021 oder Januar 2022 begonnen werden.
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