Mainz (ots) - "Wohnen kann arm machen" - ein Befund wie eine Bankrotterklärung. Dass einer aktuellen Studie zufolge hohe Mieten mehr als eine Million Menschen in die Existenznot treiben, kann niemanden überraschen. Denn wenn es um Wohnungspolitik geht, wird es hierzulande schnell ideologisch - siehe Mietpreisbremse, Mietendeckel oder die geplatzte Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen. Man streitet eben lieber, wem Wohnungen gehören sollen und wer daran wie viel verdienen darf, und lenkt so vom Kernproblem ab: Es gibt schlicht zu wenige Wohnungen. Das zu ändern, wäre die Aufgabe von Horst Seehofer. Der Innenminister hat Bauen als Anhängsel auf der Visitenkarte stehen, was allein schon viel über die Vernachlässigung des Themas in der großen Koalition aussagt. Seehofer hat für seine auf Eigentumsbildung schielende CSU-Klientel das Baukindergeld durchgeboxt. Das Ziel, bis 2021 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen, wird die Groko aber weit verfehlen. Es ist Versagen aus Untätigkeit, denn bei explodierenden Baulandpreisen, Niedrig- und Negativzinsen sowie steigenden Grunderwerbssteuern wäre eine aktive Wohnungsbaupolitik nötiger denn je, gerade für Menschen mit kleinen Einkommen. Dass es anders geht, zeigt seit 2011 das "Bündnis für Wohnen" in Hamburg: Entbürokratisierung und Bauland vom Staat gegen Neubauten mit festem Sozialanteil von der Immobilienwirtschaft. Ein Beispiel, an dem sich eine neue Bundesregierung nach der Wahl orientieren kann. Wenn die Politik nicht aktiver wird, dürfte Wohnen jedenfalls bald noch mehr Menschen arm machen.
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