HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikelhersteller Adidas hat nach einem guten zweiten Quartal seine Prognose leicht erhöht. Dabei verhindern unter anderem Probleme in der Lieferkette eine bessere Entwicklung. Nach der jüngsten Rekordrally nutzten Anleger den Tag zur Verschnaufpause und machten Kasse. Mit einem Minus von fast 4 Prozent gehörte die Aktie am Donnerstag Mittag zu den Schlusslichtern im Dax.
Die Nachfrage sei höher als erwartet, die Umsatz- und Gewinnentwicklung habe sich dadurch beschleunigt, erklärte Vorstandsvorsitzender Kasper Rorsted bei der Vorlage der Zahlen. "In unseren strategischen Wachstumsmärkten EMEA und Nordamerika hat sich der Umsatz nahezu verdoppelt. In unseren wichtigen Kategorien Fußball und Outdoor konnten wir sogar Umsatzzuwächse im dreistelligen Prozentbereich verzeichnen." Dazu sei der Anteil der Produkte, die zum vollen Preis verkauft worden seien, "beträchtlich" gestiegen, was die Profitabilität verbessert habe.
"Diese Dynamik gibt uns die Zuversicht, unsere Prognose für das Gesamtjahr anzuheben, auch wenn sich unsere Branche weiterhin mit externen Herausforderungen konfrontiert sieht", so der Manager. Der Umsatz soll 2021 währungsbereinigt um bis zu 20 Prozent steigen. Bislang hatte Adidas einen Anstieg im hohen Zehner-Prozentbereich in Aussicht gestellt. Auch der Gewinn im fortgeführten Geschäft soll etwas höher ausfallen als geplant: Hier geht das Unternehmen von 1,4 bis 1,5 Milliarden aus, nach zuvor erwarteten 1,25 bis 1,45 Milliarden Euro. Damit liege der Ausblick nun auf Höhe der Markterwartungen, schrieb Analyst Jörg Frey von Warburg Research in einer ersten Einschätzung.
Die Prognose für die Rohertragsmarge bleibt hingegen unverändert. Bei der operativen Marge hob Adidas das untere Ende des Ausblicks leicht an. Dabei dämpfen höhere Kosten für Rohstoffe und Logistik. Gebremst wird die Entwicklung insgesamt zudem durch Probleme in der Lieferkette. So wurde jüngst der wegen der Corona-Pandemie verhängte Lockdown in Südvietnam jüngst bis Mitte August verlängert. Vietnam ist ein wichtiger Produktionsstandort für Adidas, insbesondere für Schuhe. Adidas begegnet dem mit einer Verlagerung von Produktion, zudem will sich der Sportartikelhersteller zusätzliche Produktionsmöglichkeiten sichern, wie Rorsted in einer Telefonkonferenz sagte. Bis Ende September hofft das Management, die Produktion in Südvietnam wieder vollständig hochfahren zu können.
Finanzvorstand Harm Ohlmeyer schätzt, dass die Corona-Pandemie und die gesamte Lieferkettenproblematik Adidas im zweiten Halbjahr rund eine halbe Milliarde Umsatz kosten wird. Dies sei in der aktuellen Prognose jedoch bereits eingepreist.
Im zweiten Quartal erzielte Adidas ein starkes Wachstum im Vergleich zum pandemiebedingt schwachen Vorjahr. So nahm der Umsatz um etwas mehr als 50 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro zu. Alle Regionen konnten dabei zulegen - mit Ausnahme von China. Der für Adidas wichtige Markt verzeichnete einen währungsbereinigten Rückgang von 16 Prozent. So hatte es nach politischen Spannungen mit dem Westen Boykottaufrufe in dem Land gegen westliche Marken gegeben.
Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft konnte sich ebenfalls stark verbessern und betrug 387 Millionen Euro, nach einem Verlust von 243 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten hatten mit weniger gerechnet.
Nichts Neues konnte Adidas zum angekündigten Verkauf von Reebok berichten. Es gebe weiterhin ein starkes Interesse, sagte Ohlmeyer, der eine Transaktion bis Ende des Sommers in Aussicht stellte. Die US-Marke gehört nicht mehr zum Kerngeschäft von Adidas./nas/men/mis