FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland ist trotz der Corona-Krise weiter gesunken. Nach Recherchen des Fachverlags Argetra wurden im ersten Halbjahr Verfahren für 6432 Immobilien mit Verkehrswerten von insgesamt 1,42 Milliarden Euro eröffnet. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 7300 Häuser, Wohnungen und Grundstücke mit einem Verkehrswert von 1,57 Milliarden Euro.
Für die Auswertung hat Argetra die Termine für Zwangsversteigerungen an allen knapp 500 Amtsgerichten in Deutschland analysiert. "Zwangsversteigerungsobjekte werden vermehrt nachgefragt, weil auf dem normalen Markt kaum noch bezahlbare Immobilien zu finden sind", schreiben die Experten. Die Verkehrswerte lägen in der Regel unter den regulären Marktwerten, zudem entfielen Makler- und Notarkosten. Nur etwa die Hälfte der eröffneten Zwangsversteigerungsverfahren ende im Gericht. Die anderen Immobilien würden schon vorher verkauft.
Die Zahl der Zwangsversteigerungen in Deutschland nimmt seit Jahren ab. Als Gründe gelten die lange Zeit gute Konjunktur und die Niedrigzinsen, die die Zinslast von Krediten für Schuldner niedrig halten sowie die Nachfrage nach Immobilien antreiben. Zudem böten Banken Kreditnehmern wegen der Pandemie an, Zahlungen zu stunden, anstatt Darlehen zu kündigen und Zwangsversteigerungen einzuleiten. Zwangsversteigert wurden laut Argetra vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser, gefolgt von Eigentumswohnungen und Grundstücken.
Negative Folgen der Corona-Krise erwarten die Autoren des Berichts zeitverzögert. Pandemiebedingte Kündigungen von Krediten seien erst ab der zweiten Jahreshälfte 2021 und insbesondere 2022 zu erwarten, da die Bearbeitungszeiten bei Banken und Gerichten lang seien.
Auffallend sei der wachsende Anteil von Teilungsversteigerungen, etwa zur Aufhebung von Eigentümergemeinschaften nach Erbstreitigkeiten oder Scheidungen. Gemessen an den Verkehrswerten machen sie den Angaben nach schon einen Anteil von 42 Prozent aus (Vorjahr: 37 Prozent). Im Bundesschnitt waren im ersten Halbjahr 15 von 100 000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen, nach 18 im Vorjahreszeitraum./als/DP/he