FRANKFURT (dpa-AFX) - Die wichtigsten deutschen Aktienindizes dürften sich auch in der neuen Woche auf Rekordniveau bewegen. Große Ausschläge nach unten sind Experten zufolge zwar nicht auszuschließen, da die Coronasorgen und die Inflationsangst immer noch im Hintergrund schwelen. Doch die reichliche Versorgung mit frischem Notenbank-Geld sollte die Börsen auch weiterhin stützen.
Laut dem Aktienstrategen Markus Wallner von der Commerzbank erhält der hiesige Leitindex Dax aktuell Impulse vom kräftigen Wachstum der Weltwirtschaft sowie von der immer noch unverändert äußerst expansiven Geldpolitik in Europa und den Vereinigten Staaten. So will die US-Notenbank erst "substanziellen" Fortschritt auf dem Weg zu ihren Zielen sehen, bevor sie mit dem Abschmelzen ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe beginnt.
Wallner schränkte zwar ein, dass sich im Zuge des Kursanstiegs in der ersten Jahreshälfte "natürlich auch die Bewertung vieler Dax-Unternehmen erhöht" habe. Eine breit angelegte Übertreibung aber sei weiterhin nicht zu erkennen, da ein großer Teil der Kursgewinne durch höhere Gewinnerwartungen ausgeglichen worden sei.
Dennoch fällt laut den Experten der Landesbank Helaba auf, dass sich die Anleger an den Finanzmärkten aktuell nicht so recht entscheiden können, ob sie eher riskant oder eher vorsichtig agieren sollen. Denn die Delta-Variante des Coronavirus breite sich weiter aus und führe zu einer gewissen Verunsicherung, selbst wenn in manchen Ländern wie Spanien oder Großbritannien der Zenit schon überschritten scheine.
Rein saisonal stehen laut den Helaba-Fachleuten an den Aktienmärkten nun die beiden schwierigen Monate August und September an. Entsprechend vorsichtig äußerten sich die Experten: "Die positive Konjunktur und die hohe Liquidität müssen keine Garantie sein, dass die hoch bewerteten Indizes weiter nach oben klettern." Andererseits aber weisen sie darauf hin, dass die Berichtssaison der Unternehmen bislang insgesamt gut ausgefallen sei.
In der neuen Woche wird sich insbesondere am Donnerstag zeigen, ob die im Dax, MDax und SDax vertretenen Firmen auch weiterhin mit ihren Geschäftszahlen überzeugen können. Dann präsentieren unter anderem Deutsche Telekom , der Versorger RWE , der Konsumgüterhersteller Henkel und der Lieferdienst Delivery Hero ihre Quartalsergebnisse.
Bereits am Mittwoch aber sollten die Anleger in die USA blicken, denn dort werden die viel beachteten monatlichen Verbraucherpreisdaten veröffentlicht. In den Vereinigten Staaten hatte die Inflation zuletzt überraschend und stark angezogen.
Nun werden zur Wochenmitte die US-Verbraucherpreise für den Monat Juli gemeldet. "Die Inflationsdiskussion wird auch in der nächsten Woche nicht zum Erliegen kommen", mahnte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Sollten die Preise zu schnell zu stark steigen und dauerhaft auf hohem Niveau verharren, könnten sich die Notenbanken Experten zufolge zum Gegensteuern gezwungen sehen und einen restriktiveren Kurs fahren. Dies wiederum könnte mit der Aussicht auf steigende Zinsen Anleihen im Vergleich zu Aktien in einem günstigeren Licht erscheinen lassen und die Rally an den Börsen entsprechend ausbremsen.
Kater zufolge deutet die Entwicklung der Großhandelspreise zwar an, dass die Preisspitze im Juli erreicht wurde und in den Folgemonaten Preisrückgänge gemeldet werden könnten. Aber erst zu Beginn des nächsten Jahres werde sich herauskristallisieren, ob die großen Notenbanken mit ihrer Meinung recht behielten, dass es sich eher um eine einmalige Preiswelle als um den Beginn eines dauerhaften Inflationsprozesses handele./la/ajx/he
--- von Lutz Alexander, dpa-AFX ---