DJ Bundesbank-Präsident Weidmann warnt Finanzminister der Euro-Zone
BERLIN (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die Mitgliedstaaten des Euro-Raums davor gewarnt, bei der Finanzierung ihrer wachsenden Staatsschulden auf die Schützenhilfe der Europäischen Zentralbank zu setzen. "Die EZB ist nicht dazu da, sich um die Solvenzsicherung der Staaten zu kümmern", sagte Weidmann in einem Welt am Sonntag-Interview. Sollten die Inflationsaussichten nachhaltig ansteigen, müsste die EZB die Geldpolitik straffen. "Wir können dann auf die Finanzierungskosten der Staaten keine Rücksicht nehmen", so Weidmann.
Die aktuelle Inflationsrate von 3,8 Prozent in Deutschland sei derzeit durch vorübergehende Sonderfaktoren getrieben und werde sich anschließend wieder normalisieren, sagte der Bundesbankchef weiter. Langfristig rechnet er allerdings damit, dass sich der Preisauftrieb im gesamten Euro-Raum beschleunigt. "Ich halte auch höhere Inflationsraten nicht für ausgeschlossen", sagte er und betonte: "Ich werde jedenfalls darauf drängen, auch das Risiko einer zu hohen Inflationsrate genau im Blick zu behalten und nicht nur auf das Risiko einer zu niedrigen Inflationsrate zu schauen."
Nach der Sommerpause soll im EZB-Rat über die Modalitäten der Anleihekaufprogramme diskutiert werden. Weidmann machte deutlich, wo er die Grenzen dieser monetären Hilfen sieht: "Das Notfall-Kaufprogramm PEPP muss beendet werden, wenn die Krise zu Ende ist. Das erste P steht schließlich für pandemisch und nicht für permanent", sagte er. "Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit." Auch das Kaufprogramm APP könne nicht unendlich fortgeführt werden. "Auch das werden wir einstellen, sobald es der Preisausblick hergibt", sagte Weidmann.
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August 08, 2021 02:00 ET (06:00 GMT)
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