SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat auch im dritten seiner US-Berufungsverfahren wegen angeblicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat eine Schlappe kassiert. Das zuständige Gericht in San Francisco bestätigte am Montag ein Urteil, wonach Bayer für Krebserkrankungen der Kläger Alberta und Alva Pilliod haften muss. Eine Geschworenenjury hatte den Konzern 2019 zunächst zu Schadenersatz- und Strafzahlungen von rund zwei Milliarden US-Dollar an das Ehepaar verurteilt. Später war die Summe auf 86,7 Millionen Dollar (73,9 Mio Euro) reduziert worden.
Für den Berenberg-Analysten Sebastian Bray ist die Schlappe keine Überraschung - für die meisten anderen Investoren auch nicht. Die Aktie konnte ihr Vortagsniveau zunächst behaupten.
Ein Sprecher von Bayer sagte, dass das Unternehmen die Entscheidung des Gerichts respektiere, damit aber nicht einverstanden sei. Das Urteil sei nicht durch die Beweislage beim Prozess oder geltendes Recht gedeckt. Der Konzern sondiere seine Optionen für eine erneute Überprüfung des Falls. Bayer hatte sich diesen und viele andere Rechtskonflikte 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt. Bayer ist in den USA mit zahlreichen weiteren Glyphosat-Klagen konfrontiert, die der Konzern eigentlich gerne mit einem großen Vergleich beilegen würde.
Nur drei Fälle wurden bislang abschließend vor Gerichten verhandelt, alle drei Prozesse verlor der Dax -Konzern. Auch in Berufungsverfahren hatte Bayer bislang keine Erfolge. Die Leverkusener setzen aber große Hoffnungen darauf, eines der Urteile vom Obersten US-Gerichtshof kippen zu lassen. Für den Fall, dass der Supreme Court sich mit dem Glyphosat-Verfahren nicht befassen will oder gegen Bayer entscheidet, bildete der Konzern jüngst weitere Rückstellungen von 4,5 Milliarden Dollar. Zuvor hatte Bayer bereits mehr als 11 Milliarden Dollar für ein Vergleichspaket zur Beilegung von US-Klagen zur Seite gelegt.
An der Börse wurde das Urteil gelassen aufgenommen. Die seit einiger Zeit wieder stark unter Druck stehende Bayer-Aktie gab in den ersten Handelsminuten zwar um bis zu ein Prozent nach, konnte das Minus aber schnell reduzieren. Zuletzt kostete das Papier mit etwas mehr als 47 Euro in etwa so viel wie am Montag. Damit liegt die Aktie allerdings nur leicht über dem Jahrestief, das sie am Donnerstag nach Halbjahreszahlen erreicht hatte. Mit den jüngsten Verlusten ist die Erholung nach dem Corona-Tief, in der das Papier bis auf fast 60 Euro gestiegen war, zunichte. Das Papier zählt seit einiger Zeit vor allem wegen der hohen Glyphosat-Risiken zu den großen Verlierern am Finanzmarkt. Seit dem Abschluss der Monsanto-Übernahme sackte der Börsenwert um rund die Hälfte ab./hbr/DP/he/zb/jha/