DJ Weniger Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren
BERLIN (Dow Jones)--Die Übernahme deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert seit zehn Jahren gefallen, ergab eine Studie des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung. Seit dem Höchststand im Jahr 2016 sind die chinesischen Kaufaktivitäten in Deutschland stetig gefallen und erreichten im vergangenen Jahr 11 Übernahmen.
Die Studie ergab zudem, dass während der Corona-Krise die chinesischen Mutterkonzerne verstärkt finanziellen Druck auf die hiesigen Standorte ausübten. "In einzelnen Fällen gehören Lohnverzicht und Stellenabbau zu den aktuellen Anforderungen der chinesischen Gesellschafter", heißt es in der Untersuchung von Shuwen Bian. Außerdem schätzte die Wissenschaftlerin, dass noch mehr Unternehmen davon betroffen sein könnten.
Zwischen 2011 und 2020 haben laut der Studie insgesamt 193 Investoren aus der Volksrepublik in 243 Fällen deutsche Unternehmen zu mindestens 50 Prozent (31 Fälle), mehr als 75 Prozent (39) oder komplett übernommen (173).
Offensichtlich bevorzugen chinesische Firmenkäufer, "als alleinige Gesellschafter die Unternehmensleitung in der eigenen Hand zu halten", erklärte I.M.U.-Experte Oliver Emons.
Laut der Untersuchung sind 178 der chinesischen Investoren des vergangenen Jahrzehnts Industrieunternehmen, bei den restlichen 15 handele es sich um Investmentgesellschaften, die auf Unternehmensbeteiligungen spezialisiert sind. 151 Investoren firmieren als Privatunternehmen. 42 werden vom Staat kontrolliert, je 21 von der Zentralregierung in Peking und von Provinzregierungen.
Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise habe das Engagement aus China deutlich an Dynamik gewonnen. Zwischen 2011 und 2016 stieg die Zahl der Übernahmen von 19 auf 48 im Jahr, zugleich nahm das Volumen der Transaktionen zu. 2016 investierten Unternehmen aus der Volksrepublik zum ersten Mal mehr Geld in Deutschland als deutsche Unternehmen in China.
Allerdings sei Mitte des Jahrzehnts auch die Skepsis gegenüber Aufkäufern aus dem Reich der Mitte gewachsen, gepaart mit zunehmender Kritik an Reglementierungen und Behinderungen, auf die ausländische Unternehmen in China stießen, so die Studie.
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August 13, 2021 06:47 ET (10:47 GMT)
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