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Strategien zu erlernen genügt nicht - es braucht zudem Erfahrung
Warren Buffett, Larry Williams, George Soros, Jim Rogers - sie alle sind im Investieren oder Trading nachweislich sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass sie jeder, der auch nur ansatzweise mal etwas von Börse gehört hat, kennt. Was diese Top-Leute gemeinsam haben, ist extrem viel Erfahrung in dem, was sie tun. Wenn Du Dich fragst, was es braucht, um ein guter Trader oder Investor zu werden, dann denken Du und wahrscheinlich auch fast alle, die Dir dazu eine Auskunft geben, an Strategien, Risikomanagement-Techniken, an einen guten Broker. Doch was Dir kaum jemand sagt, ist, wie extrem wichtig Erfahrung ist.
Stell Dir jemanden vor, der sein Studium abgeschlossen hat, und nun als Anwalt arbeiten darf. Und jemanden, der bereits seit 20 Jahren als Anwalt arbeitet, mit allen wassern gewaschen ist, schon hunderte von Prozessen für seine Klienten gewonnen hat. Angenommen, Du hättest ein Problem, und benötigst eine anwaltliche Vertretung: Wen von beiden würdest Du wählen? Ganz genau! Natürlich den Erfahrenen. Und jetzt frage Dich, ob Du ernsthaft glaubst, bei etwas so faszinierend-komplexen, wie dem Börsenhandel, bei dem Psychologie, Fundamentaldaten, Mathematik und technisch-fachliches Wissen den Erfolg ausmachen, könntest Du ein Dutzend Bücher lesen, ein Konto eröffnen, und würdest sofort Goldman Sachs, JP Morgan und die oben benannten Investoren- und Tradinglegenden in die Tasche stecken?! Ganz sicher nicht! Du brauchst Erfahrung. Und zwar viel!
Selbst, wenn Du, wie ich, bereits knapp ein Vierteljahrhundert realer Handelserfahrung hast, so passieren immer wieder Dinge zum ersten Mal. Das ist es, was mich an diesem Beruf des Traders so fasziniert. Es ist ein ständiger Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist. Jedes Jahr mache ich Fehler, treffe suboptimale Entscheidungen. Aus ihnen lerne ich, mache diese in der Zukunft nicht mehr. Aber dafür mache ich andere Fehler.
Dein Charakter und Deine Einstellung
Meiner festen Überzeugung nach sind Charakter und Einstellung maßgebliche Faktoren dafür, ob jemand an der Börse a) überlebt und b) am langen Ende erfolgreich ist. Ich erkläre Dir auch, warum ich das denke. Ein Trader und Investor ist Unternehmer. Er muss mit bestimmten Gegebenheiten dieses Unternehmertums und des Tradingbusiness OK sein, um es erfolgreich betreiben zu können. Doch die richtige Einstellung und den notwendigen Charakter haben nur wenige. Und es sind auch nur wenige am langen Ende erfolgreich. Was braucht es also, und warum?
Erwartungshaltung: Die meisten, die an der Börse mit dem Handeln beginnen tun dies aus niederen Beweggründen. "Ich möchte schnell reich werden" ist der Klassiker. Die Erwartung ist also, dass es schnell geht, und viel bringt. Jeder, der nur einen Funken gesunden Menschenverstand hat, weiß, dass Dinge, die schnell gehen so gut wie nie nachhaltig sind. Und dass sie auch kaum fundiert sein können. Kann jemand in einer kurzen Zeit viel Wissen erlangen? Kann er oder sie viel Erfahrung haben? Kann man mit einer kurzen Verweildauer mathematische Grundfeiler, wie das Gesetz der großen Zahlen ausspielen? Nein, nein, nein und nochmals nein. Ich habe die Ehre gehabt, wirklich sehr erfolgreiche und weltweit bekannte Trader kennenzulernen im Rahmen von Seminaren und Vorträgen, aber auch meiner Teilnahme an der Trading-Weltmeisterschaft 2013, bei der ich als erster Deutscher den dritten Platz erreichte. JEDER von diesen wirklich erfolgreichen Tradern hat als Motiv höhere Beweggründe gehabt, wie "Freiheit", "Unabhängigkeit", "Flexibilität" und "eine faire, leistungsbezogene Entlohnung". Hinterfrage Deine wahre Motivation! Begeistert Dich das Geschäft an sich oder hast Du einfach nur keine Lust auf Deinen bisherigen Job, und hast die Vorstellung, dass Du in der Jogginghose ein bisschen auf der Tastatur herum drückst, und damit das große Geld machst.
Umgang mit Verlusten/Rückschlägen: 9 von 10 Tradern hören nachweislich in Verlustphasen auf. Ich weiß das besser, als die meisten anderen, da ich a) seit 23 Jahren selbst trade, und anfangs genau diese Fehler auch machte. Aber b) auch, weil ich seit nunmehr fast 17 Jahren mit über 2500 Tradern in Form von Seminaren, Coachings und Retail-Projekten zusammengearbeitet habe. Defacto geht es aber in diesem Geschäft darum, MIT VERLUSTEN und Rückschlägen UMGEHEN zu lernen. Ein Chirurg MUSS Blut sehen können und muss auch mit schlimmen Schicksalen, von denen er mitbekommt umgehen. Es gibt keine Alternative dazu. Ein Schwimmer muss mit Wasser nicht nur kein Problem haben, sondern er muss es lieben lernen. Sonst ist er falsch in seinem Beruf. Und ein Trader hat genauso selbstverständlich mit Verlusten und Rückschlägen zu tun, wie der Chirurg mit Blut und der Schwimmer mit Wasser. Fakt ist aber, dass die meisten Verluste nicht als normales Element wahrnehmen, sondern dass sie diese als Böse und zu vermeiden ansehen. Für mich sind (und das ist keine Floskel) Verluste die unternehmerischen Aufwendungen, die ich akzeptiere, um die Chance auf Gewinne zu haben. Wenn Du 100 Trades gemäß einer Systematik/Strategie machst, dann sind da irgendwo zwischen normalen, unspektakulären Trades auch die Big Deals, die großen Trades, die die Performance ziehen. Wenn ich aufhöre, nur, weil sich zuletzt wenig getan hat (+/- 0) oder weil es eine Verlustserie gab, werde ich nie eine Chance haben, die großen Gewinner mitzunehmen. Das eine geht deshalb Hand in Hand mit dem anderen, weil wir eben nicht wissen, wann was auftritt. Aber wir können sicher sein, dass alles einmal dran kommt.
Verantwortung: Die Profis trennt von den Amateuren, dass sie selbst Verantwortung übernehmen für alles, was sie tun und lassen. Im Retailbereich sind immer die Anderen die Bösen. Irgendwer ist immer Schuld, aber nie die Trader selbst. Ich habe schon immer, und auch, als ich noch die Trades anderer abgebildet habe, weil ich selbst zu unerfahren und zu unwissend wahr, die Verantwortung für mein Handeln und die damit erzielten Ergebnisse selbst übernommen. Das MUSST Du zwingend auch tun. Und wenn etwas nicht läuft, überprüfe immer Dich selbst, und jammere nicht rum oder schiebe die Verantwortung anderen in die Schuhe. Genau das muss ich Tag für Tag tun, und muss akzeptieren, dass ich ständig weiter lernen und mich entwickeln muss. Aber genau das kann auch ungemein viel Spaß machen, da am Ende eines manchmal steinigen Weges wieder Erfolge stehen. Aber mancher Erfolg ist ein hartes Stück Arbeit.
Erfahrung ist es, was Dich besser macht, und reifen lässt. Um Erfahrung zu sammeln, braucht es aber eine Einstellung, die Dich nicht beim ersten Gegenwind die Segel streichen lässt, einen Charakter, der höhere, langfristigere Ziele verfolgt, als nur den schnellen Reichtum. Und mit jeder Erfahrung, die Du machst, wirst Du besser. Es ist kein Wunder, dass unter den Top-Leuten keine 20-jährigen Daytrader aus Buxtehude sind, die mit einem Laptop Milliarden verwalten. Es sind alles Leute, die das Geschäft seit vielen Jahrzehnten kennen und unfassbar viel Erfahrung gesammelt haben. Letztlich ist die Börse für mich deshalb so faszinierend, weil sie eine faire Entlohnung bringt. Wenn ich viel Wissen und Erfahrung habe, und diese lange genug anwende, dann werde ich am Ende immer wieder neue Hochs in meiner Equity erzielen und damit meine höheren Ziele (Unabhängigkeit, Selbstbestimmtheit, Freiheit, faire Entlohnung) erreichen. Mache ich Fehler, bin unaufmerksam, nachlässig und nicht konzentriert, verliere ich. Und manchmal verliere ich auch, obwohl ich alles "richtig" mache. Auch damit muss man umgehen können. Das ist aber eine reine Charaktersache. Ich rede nicht über andere, sondern schaue auf mich, und meine Entwicklung. Rückschläge und harte Zeiten, wie sie z.B. 2020 auftraten, lassen eine Entwicklung und große Lernschritte zu. Daher bin ich am Ende immer dankbar. Selbst und gerade für diese vermeintlich negativen Seiten.
Enthaltene Werte: DE0008469008
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